Die Tour de France 2008 – Jürgen C. Brauns Tagebuch (1)

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So klammheimlich eingebettet in drei Wochen Fußball-Europameisterschaft und olympische Spiele in Peking wird in diesem Jahr vom Samstag dieser Woche an die größte sportliche Freiluft-Veranstaltung der Welt, die Tour de France wieder über die Bühne gehen. Der Startschuss zum Grand départ, wie der Auftakt zur Frankreich-Rundfahrt der Radsport-Profis in jedem Jahr heißt, fällt in diesem Jahr im äußersten Westen der Republik. In Brest, der größten Hafenstadt der Bretagne, nehmen die 189 Fahrer aus 21 Rennställen in diesem Jahr die 21 Etappen über 3.500 Kilometer in Angriff. Traditioneller Schluss ist dann drei Wochen später, in diesem Jahr am 27. Juli, auf den Champs Elysées, in Paris.

Allen negativen Doping-Schlagzeilen zum Trotz, die die Tour im Speziellen und der Radsport im Allgemeinen in den vergangenen Jahren geschrieben haben, ist die Grande Boucle, die Große Schleife, immer noch ein phantastisches Erlebnis. Ein riesiges Spektakel, das sich die Franzosen von den kleinsten Flecken in den abgelegensten Regionen bis in die Metropole Paris nicht vergällen und vermiesen lassen. Le Tour ist seit dem Jahr 1903 ein gelebtes Stück Frankreich, ist mehr als nur ein sportlicher Wettkampf, sondern ein Stück Identität einer ganzen Nation und ihrer Bewohner.

Man kann die Faszination Tour de France nur dann wirklich verstehen und nachvollziehen, wenn man die caravane, den riesigen Tross aus Mensch und Material, über viele Jahre hinweg begleitet hat. Wenn man die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Leute genossen hat, kleine Geschichten und Anekdoten am Wegesrand aufgeschnappt und selbst erlebt hat. Wenn man selbst bei Blitz und Donner in Alpen und Pyrenäen halsbrecherische Anstiege und Abfahrten mitgemacht hat, um nur ein paar Tage vorher oder später das unvergleichliche Laissez faire rund um die Loire-Schlösser oder in der Bourgogne zu erleben. Le Tour ist auch ein Stück erlebte und nieder geschriebene Liebeserklärung an das Land der Marianne. An seine vielen Facetten, seine Rätsel und Mythen, seine petits fours. Womit nicht nur das klassische Kleingebäck der französischen Küche gemeint ist.

Diese Stimmung in authentischen, humorvollen, mitunter auch nachdenklichen Beiträgen einzufangen, darum geht es auch in diesem Jahr im Tour-Tagebuch auf www.kues.de. Am Samstag geht es los, im äußersten Westen der französischen Republik, wenn es allen äußeren Widerständen zum Trotz wieder heißen wird: Vive le tour – Es lebe die Tour.

Text und Foto: Jürgen C. Braun

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