24-Stunden-Rennen Nürburgring: Zwischen Bratwurst, Bier und brüllenden Motoren

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Dieses Event, das mehr als nur ein Rennen ist, gehört sicherlich zu den Höhepunkten in der motorsport-verrückten Eifel: Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ist längst eine Kult-Veranstaltung geworden. Vom 22. bis 25. Mai 2008 mischt sich rund um die altehrwürdige Nürburg der Duft brutzelnder Grillwürstchen mit dem Sound brüllender Motoren, die Geschäftsleute in Adenau stocken ihre Holzkohle- und Getränkevorräte auf, um für den Ansturm der 200.000 Zuschauer gewappnet zu sein, und die vielleicht verrücktesten Fans beziehen an der längsten Rennstrecke der Erde für vier Tage Ihr Quartier:

Das größte Rundstreckenrennen der Welt ist auch in diesem Jahr eine fröhliche Mischung aus erstklassigem Sport und Vollgas-Volksfest. Die Besetzung ist so stark wie lange nicht mehr. Weltstars wie Ex-Formel-1-Pilot Heinz-Harald Frentzen, der mehrfache Rallye-Weltmeister Carlos Sainz und Tourenwagen-Legende Hans-Joachim Stuck fighten mit Nordschleifenspezialisten. Promis gehen gemeinsam mit Amateuren auf die Strecke, von Porsche 911 und Lamborghini Gallardo bis zu VW Golf und Honda Civic reichen die Einsatzfahrzeuge.

Ein Blick in die Starterliste genügt um zu erkennen: Beim ADAC Zurich 24h-Rennen 2008 sind so viele potenzielle Siegkandidaten am Start wie selten zuvor. Mehr als drei Dutzend Fahrzeuge tummeln sich in den beiden größten Klassen SP7 und SP8, aus denen aller Voraussicht nach der Gesamtsieger stammen wird. Durch eine behutsame Regeländerung wurde die Leistung der Top-Klassen zudem noch ausgeglichener gestaltet. Die Porsche der Teams um Jürgen Alzen, Wolfgang Land und Olaf Manthey, die Dodge Viper der Zakspeed-Mannschaft und der Lamborghini Gallardo der Raeder-Brüder sind die klassischen Platzhirsche in der Grünen Hölle der Nürburgring Nordschleife.

Hinzu kommen faszinierende Fahrzeuge, wie der Apollo mit Hybridantrieb, den Heinz Harald-Frentzen mit Dirk Müller durch Tag und Nacht chauffieren wird. Langstreckenspezialist Stefan Mücke setzt gemeinsam mit Robert Lechner einen Aston Martin DBRS9 ein. Schon in der kleineren Topklasse SP6 tritt das Team von Schubert Motorsport an, wo die Aachenerin Claudia Hürtgen ein international besetztes Fahrerquartett anführt, das ein perfekt vorbereitetes BMW Z4 M-Coupé pilotiert. Eine Spitzenposition beanspruchen auch die Newcomer aus dem HISAQ-Team, die erstmals beim 24h-Rennen antreten. Mit Emmanuel Collard, Marino Franchitti, Frank Stippler und Richard Westbrook schickt das Team ein exzellentes Fahrergespann an den Start. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, führt jedoch immer wieder zum gleichen Schluss: Das Feld der 220 Fahrzeuge, das am 24. Mai von Rennleiter Hans Schnock auf die Reise zwei Mal rund um die Uhr geschickt wird, verspricht einen Motorsport-Thriller der Extraklasse.

Ein deutlich gestiegenes Interesse spüren die Organisatoren von Seiten der Automobilindustrie. Nicht nur Spitzenteams können sich dabei über Werksunterstützung oder gar den Status als waschechtes Werksteam freuen. Auch quer durch alle Klassen engagieren sich Hersteller, deren Beteiligung jedoch häufig nicht auf den Kampf um den Gesamtsieg abzielt. So geht etwa Volkswagen mit drei Scirocco an den Start, die noch vor der Markteinführung des Serienmodells im Herbst die sportlichen Gene des Wolfsburgers unter Beweis stellen sollen.

In der Klasse SP3T tritt eine ausgesuchte Fahrerbesetzung an, zu der unter anderem Hans-Joachim Stuck, zweifacher Sieger beim 24h-Rennen, der zweifache Rallye-Weltmeister Carlos Sainz sowie Volkswagen-Entwicklungsvorstand Dr. Ulrich Hackenberg gehören. Sie wollen an die hervorragende Leistung aus dem vergangenen Jahr anknüpfen, als ein Werks-Golf bis auf Platz acht im Gesamtergebnis fuhr.

Ein hoch interessantes Projekt hat auch Opel aufgelegt: Auf zwei Opel Astra GTC treten die besten Absolventen des OPC Race Camp an, mit dem die Rüsselsheimer ein intensives Casting- und Qualifikationsverfahren für die Teilnahme am Nordschleifenklassiker betrieben haben. Nun müssen die acht Kandidaten zeigen, ob sie – übrigens in der gleichen Klasse SP3T, in der auch Sainz, Stuck & Co. für Volkswagen antreten – das Rennfahrertraining im Marathonrennen umsetzen können. Mit Seat tritt überdies noch ein dritter Hersteller in der heiß umkämpften Klasse an.

Einen anderen Weg geht Honda: Hier werden im Rahmen eines eigenen Civic Cups die Nordschleifen-Breitensportler unterstützt und dazu für die Erfolge in VLN und 24h-Rennen insgesamt 165.000 Euro ausgeschüttet. Jüngster Zugang im Chor der Werksteams ist Lexus. Die japanische Edelmarke hat einen Lexus LF-A vorbereitet, um im Rahmen eines einmaligen Renneinsatzes an der Abstimmung des Supersportwagens zu arbeiten. Sportliche Ziele hat sich die Nippon-Equipe offiziell zwar keine gesetzt – bei vier erfahrenen Piloten am Steuer und einem gigantischen Vortrieb aus dem Fünfliter-Motor sollte man den Lexus aber in jedem Fall im Auge behalten.

Auch abseits des Hauptevents ist auf dem Nürburgring am Fronleichnamswochenende jede Menge los. Im sportlichen Rahmenprogramm sind sieben Rennserien am Start, die von Donnerstag bis zum Start des 24h-Rennens am Samstag beste Unterhaltung bieten. Dazu kommen viele weitere Highlights, die für gute Stimmung und Vorfreude auf den Langstreckenklassiker sorgen. Genutzt werden alle Varianten des Rings, so dass zeitweise sogar auf Nordschleife und Grand-Prix-Kurs Trainings und Rennen parallel ablaufen.

Die Riesenstimmung in den Zuschauerbereichen rund um die Strecke endet in einer gigantischen Grillparty und der Vorfreude auf das sportliche Programm, das traditionell am Donnerstagmorgen mit der Leistungsprüfung der Rundstrecken-Challenge Nürburgring (RCN) beginnt, bei der 13 Runden auf der Nordschleife zu absolvieren sind. Hier sind Privatiers im Kampf gegen die Uhr und die schönste Rennstrecke der Welt ebenso unterwegs wie Teams aus dem 24h-Rennen, die den RCN-Lauf als letzten Test unter Praxisbedingungen nutzen. Der Rest des Tages gehört den Trainings und Qualifyings, bevor die Zuschauer in den Abendstunden vor die Qual der Wahl gestellt werden. Denn am späten Nachmittag geht es für viele teilnehmende Teams ins nahe gelegene Adenau, wo beim Adenauer Racing Day ein buntes Programm mit Rennwagen-Korso, Show, Interviews, Autogrammstunde und vielem mehr auf die Besucher wartet. Von 19 bis 21 Uhr startet außerdem in der Müllenbachschleife der Wettbewerb der International DrifChallenge, in der die besten Querfahrer um den schönsten Driftwinkel kämpfen.

Höhepunkt des Freitags ist das 500-km-Rennen der ADAC Youngtimer Trophy. Beim ADAC Chevy Egons 500 (Start 12.15 Uhr) treten all jene unvergessenen Rennwagen auf, die in den 60er- und 70er-Jahren Motorsport zum Ereignis machten: BMW 2002ti und NSU TT fighten gegen Alfasud und Opel Commodore, Porsche 911 und Ford Capri. Nachmittags absolviert das ADAC GT Masters seinen ersten Lauf (Start 16.50 Uhr). Der ATS-Formel-3-Cup startet als schnellste Formel-Serie Deutschlands am Freitagabend (19. Uhr) und Samstagmorgen (8.50 Uhr). Das für Formelneulinge aus dem Kartsport konzipierte ADAC Formel Masters tritt am Samstag zu zwei Läufen an (8 Uhr und 11.15 Uhr). Ein Höhepunkt im Rahmenprogramm ist außerdem der gemeinsame Lauf der ADAC Procar und der Mini Challenge.

Text: Jürgen C. Braun

Fotos: Oliver Kleinz

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