Lockruf der Wildnis

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Zehn Mal im Jahr schaltet für alle Teilnehmer der BF-Goodrich Langstreckenmeisterschaft die Ampel am Ende der Nürburgring-Boxengasse von Rot auf Grün. Für durchschnittlich 190 Rennfahrzeuge heißt es dann, sich dem Abenteuer Langstreckenrennen und Nordschleife, der Grünen Hölle, zu stellen.

Motorsport zum Anfassen in kompakter Form, dennoch hochkarätig und trotzdem bezahlbar – so knapp und dennoch präzise lässt sich die Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring und der Nordschleife beschreiben. Dabei handelt es sich keinesfalls um ein Treffen PS-verrückter Adrenalin-Junkies, sondern um die beliebteste Breitensportserie der Welt. 2007 ging die Rennserie in ihre 30. Saison und hat während der ganzen Zeit nichts von ihrem Reiz verloren; im Gegenteil: Sie hat gewonnen und zwar deutlich.
Beispiel Zuschauer: Bei vielen Rennsportveranstaltungen müssen Fans immer mehr höhere Eintrittsgelder zahlen, um live beim Spektakel dabei zu sein. Anders beim Langstreckenpokal auf dem Nürburgring und der Nordschleife. In der Saison 2007 säumten pro Rennen fast 30.000 Zuschauer die gut 24 Kilometer lange Rennstrecke, und mussten dabei nicht tief oder auch gar nicht in die Tasche greifen. Eine Tageskarte für Erwachsene kostete im letzten Jahr zehn Euro und ermöglichte den Zutritt zu allen geöffneten Tribünen, zum Fahrerlager und zur Boxengasse. Rund um die berühmt-berüchtigte Nordschleife war das Zuschauen gar kostenlos. Daran wird sich auch 2008 nichts ändern.

Über 1.000 Fahrer in einer Serie
Welche Präsenz die Rennserie für Fahrzeughersteller und Fahrer hat, lässt sich an großen Namen und bekannten Marken festmachen. In der Saison 2007 gingen insgesamt 30 verschiedene Marken an den Start, einige Hersteller unterstützten die Teams tatkräftig. Peugeot beispielsweise lobte einen eigenen Cup in der Rennserie aus, und so setzten etliche Teams auf die 206er RC Modelle der Löwenmarke. Die Platzierten konnten einiges an Prämiengelder von Peugeot einstreichen. Auch Honda ließ sich nicht lumpen und hatte für das aktuelle Modell der Baureihe Civic Type-R einen Cup im Rahmen der Langstreckenmeisterschaft geschaffen. Damit die vielen anderen Modelle der japanischen Marke nicht leer ausgehen, schuf man 2007 einen speziellen Sports-Cup. Auch Honda schüttete jede Menge Finanzen über den Renn- und den Gesamtsiegern aus. Opel und BMW bietet ebenfalls die Möglichkeit, sich in markeninternen Sportpokalen einzuschreiben, um am Ende der Rennsaison bei guter Platzierung Preisgelder einzustreichen. Damit gewinnt die Rennserie gerade für viele Privatiers an Bedeutung, denn ein unbezahlbarer Hyper-Sportwagen ist nicht zwingend erforderlich, um nach dem Rennen als Sieger dazustehen. Apropos Marken: In der Saison 2007 wurden pro Rennen über 67 Autos der Marke BMW eingesetzt. Die Bayern stellen damit das größte Kontingent an Rennfahrzeugen.

Die gesamte Rennserie ist in 29 unterschiedliche Klassen aufgeteilt, die sich durch Leistung, Seriennähe und Bauart unterscheiden. Dabei setzen zahlreiche Teams auf kleine Autos, um die Kosten in Grenzen zu halten. Dadurch bietet sich den Zuschauern ein buntes Marken- und Modellbild, dass weltweit unübertroffen ist. Vom 120 PS starken Toyota Yaris bis hin zum mehr als 600 PS starken Porsche geht nahezu alles an den Start, was sich einigermaßen schnell und sicher über die Nordschleife bewegen lässt. Selbst die Fahrer sind nirgends unterschiedlicher als bei der BF-Goodrich Langstreckenmeisterschaft. Neben reinrassigen Privatrennfahrern, die ihrem Hobby nachgehen und zwischen 18 und über 70 Jahre alt sind, tummeln sich auch waschechte Profis. Namen wie Hans-Joachim Striezel Stuck, Uwe Alzen, Klaus Ludwig, Ellen Lohr, Christina Surer oder Claudia Hürtgen gehören eindeutig zur Fahrerelite und gehen regelmäßig in der Eifel an den Start. Anders als bei sterilen Motorsportveranstaltungen sind bei der Langstreckenmeisterschaft die Teilnehmer zum Anfassen. Starallüren gibt es in der Eifel keine, und so ist es kein seltenes Bild, wenn sich Striezel Stuck kinderfreundlich zeigt und Autogramme verteilt, Smudo von den Fantastischen Vier bei einer Currywurst mit Fans plaudert oder Klaus Ludwig mit Zaungästen fachsimpelt. In der Wertungsliste wurde am Saisonende 2007 mehr als 1.000 Fahrer geführt. In keiner anderen Rennserie der Welt gehen so viele Fahrer an den Start, wobei die Faszination Nordschleife einen großen Teil der Beliebtheit ausmacht. Denn nach wie vor pflegt die Nordschleife mit ihren über 70 Kurven ihren Ruf als die Rennstrecke weltweit, die es zu bezwingen gilt.

Text: Uwe Meuren
Fotos: Uwe Meuren/Daniel Kürsten

(Zweiter Teil morgen auf www.kues.de)

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