Beitragsbild
Foto 1

Es hat lange gedauert, bis sich Audi in der Klasse der großen Limousinen, der Oberklasse, gegen die Konkurrenz aus München und Stuttgart durchgesetzt hat. Das ist vor allem der Verdienst des A8, der 1994 erstmals auf den Markt kam und inzwischen längst als adäquate Chauffeurs-Limousine im Vergleich zum BMW 7er oder der Mercedes S-Klasse gilt. Überschlagen sich die Hersteller bei diesem Genre von Fahrzeugen meist mit Superlativen an Pferdestärken, Höchstgeschwindigkeiten und anderen Ausnahmedaten, so zeigt Audi jetzt mit dem neuen 210 PS starken 2.8 Liter FSI, den die Ingolstädter als Einstiegsversion bezeichnen, dass es auch anders geht. Der Verbrauch der neuen Sechszylinder-Benziner-Version des Audi-Flaggschiffs ist wirklich sparsam ,zwar nur im Vergleich der Dickschiffe, doch mit 8,3 Litern je 100 Kilometer und einem CO2-Ausstoß von 199 Gramm pro Kilometer geht der kleine A8 als ein äußerst sauberer Vorstands-Wagen durch. A8 fahren ist jetzt immerhin schon ab 61.900 Euro möglich.

Zugegeben: Im Vergleich zu den mächtigen 450 PS der W12-Motorisieurng oder des sportlichen S8 mutet der V6 mit seinen 210 PS ein wenig dürftig an. Zumal selbst der kleinste A8-Dieselmotor noch 233 PS an Leistung aufweist. Unsere Testtour mit dem Oberklasse-Sparmobil erbrachte jedoch den Nachweis, dass man auch in dieser Motorisierungsvariante auf nichts verzichten muss, was einen richtigen A8 ausmacht.

Mit Hilfe des stufenlosen Multitronic-Getriebes beschleunigt der frontgetriebene A8 in 8,0 Sekunden auf Tempo 100. Eine Höchstgeschwindigkeit von 238 km/h und nicht – wie sonst in der Nobelklasse üblich bei 250 km/h abgeriegelt – dürfte nur den Puristen als Nachteil erscheinen. Einen wirklichen Unterschied macht es im ganz normalen Wahnsinn auf deutschen Autobahnen schon längst nicht mehr aus. Wer es eilig hat, kann zudem darauf vertrauen, dass er mit einer Ein-Stopp-Strategie ans Ziel kommt. Denn die Reichweite (1.100 Kilometer), die die Ingolstädter angeben, macht den nur scheinbaren Nachteil wieder mehr als wett.

Um in Zeiten der permanenten Klimadiskussion auf entsprechende aktuelle Entwicklungen verweisen zu können, wurde der große kleine Saubermann aus Ingolstadt mit Werten ausgestattet, die wohl sogar vor der Bundestagsfraktion der Grünen bestehen dürften. In Sachen CO2-Ausstoß ist er sogar den Diesel-Varianten seines Segmentes voraus: Der sparsamste BMW 7er emittiert als Diesel 216 Gramm pro Kilometer, bei der S-Klasse aus Stuttgart sind es 220 Gramm.

Rein äußerlich ist die Einstiegsversion des Audi A8 am glänzend schwarzen Single-Frame-Grill zu erkennen. Dessen eher schlichte Nase, die alle Sechszylinder-Modelle tragen, wirkt nicht so wuchtig und prägnant. Die Achtzylinder-Motorisierungen weisen dagegen waagerechte Chromleisten auf, die Zehn- und Zwölfzylinder sind an ihren doppelt-vertikalen Chromstäben erkennbar.

Wer das Wohnzimmer des A8 2.8 FSI betritt, der wird ohnehin keine Unterschiede zu den Modellen mit stärkeren Antriebsaggregaten ausmachen können. Das Öffnen der Tür geht – sofern gewünscht – auch in dieser Konfiguration standesgemäß durch das Berühren des Griffes über die Bühne. Das dazu notwendige System Advanced key kostet 1.180 Euro Aufpreis. Die ausgezeichnet ausgeformten Sitze bieten viel Seitenhalt, eine lange Beinauflage und sind für Kilometer fressen auf dem Highway wie geschaffen. Das Bang & Olufsen Advanced Sound System, liefert auch in der kleinen V6-Varainte aus 14 Lautsprechern Konzertsaal-Atmosphäre.

Weitere Annehmlichkeiten aus der Upper Class lassen nicht auf sich warten: Die serienmäßige Luftfederung Adaptive air suspension lässt dem Besitzer per Knopfdruck die Wahl darüber, ob er lieber dynamisch oder komfortabel gefedert unterwegs sein möchte. Das Ganze regelt aber auch die Automatik, sofern gewünscht. Selbst mit dem etwas respektlos als Poporüttler bezeichneten Spurassistenten wartet der A8 2.8 FSI auf. Ein leichtes Vibrieren am Lenkrad macht auf den ungewollten Seitensprung aufmerksam. Ein weiteres neues Ausstattungsmerkmal in Sachen Sicherheit ist der der Side assist, der den toten Winkel überwacht. Er kündigt durch ein Lämpchen im Außenspiegel an, wenn der Fahrer beim Spurwechsel ein anderes Fahrzeug übersehen würde.

Unser Gesamteindruck: Dieses Fahrzeug ist eine vernünftige, in keiner Weise überzogene, aber mit allen Annehmlichkeiten ausgestattete Eintrittskarte in die Welt der Chauffeurslimousinen. Weniger kann manchmal auch mehr sein.

Text: Jürgen C. Braun

Nach oben scrollen