Reinhard Mey mit Bernd Schroeder: Was ich noch zu sagen hätte.
Bastei Lübbe (Taschenbuch); 8,95 Euro.
Er ist eigentlich im Rentenalter – was man sich bei Reinhard Mey kaum vorstellen kann. Es ist auch eher ein Un-Ruhestand, den er sich vorgenommen hat. Ziemlich zeitgleich zur neuen CD Bunter Hund (erscheint im Mai) legt er seine Autobiographie als Taschenbuch vor.
Halt – Autobiographie? Nicht ganz, vielmehr erzählt er dem Schriftsteller Bernd Schroeder aus seinem Leben. Der wiederum hat in dieser gemeinsamen Arbeit den ersten ausführlichen Kontakt mit dem Liedermacher, was ihm einen ganz unverstellten Blick ermöglicht.
Einen Blick worauf? Zum einen ist Reinhard Mey als genauer Beobachter unseres alltäglichen Wahnsinns bekannt, man denke nur an seinen fast legendären Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars – dieses Lied schrieb er immerhin schon Mitte der siebziger Jahre. Seine Karikatur einer überemanzipierten Frau trug ihm neben Hitparadenerfolgen auch massive Kritik ein – Annabelle, ach, Annabelle ist darüber unbeschadet zu einem Evergreen geworden. Bekannt wurde er schließlich auch als Hobby-Flieger, als Autor von Notenbüchern – hauptsächlich aber eben als Liedermacher. Und als solcher fand er sogar Eingang in Schulbücher – seine späte Rache nannte er das, scherzhaft, aber durchaus mit ernstem Unterton, hat er doch den Nagelsohlen der Pädagogik unter anderem in Charlotte ein ganz und gar nicht schmeichelhaftes Denkmal gesetzt.
Vielleicht ist genau das sein Erfolgsgeheimnis – dass er sich nicht festlegen, nicht vereinnahmen lässt und seinem eigenen Instinkt folgt. Im Gespräch mit Bernd Schroeder zeigt er sich ganz genau so: Bekennender Familienmensch, konservativ, nicht borniert, keinem Denkverbot folgend und immer wieder zur Selbstkritik bereit. Den Mann mag man sich tatsächlich nicht im Ruhestand vorstellen.