Hartwig Kopp-Delaney: Bärige Typen. Enthüllungen über den Charakter komplizierter Männer. Opus Verlag; 21,95 Euro.
Die Meinungen gehen auseinander, aber was stimmt denn nun? Ist der Mann als solcher zu kompliziert gestrickt, um von irgendwem überhaupt wirklich verstanden zu werden – oder ist sein Innenleben so simpel gebaut, dass man's kaum glauben kann und ihn deshalb nicht versteht? Reichen, zum Beispiel, eine entsprechend große Menge an Knabbergebäck und Getränken und ein halbwegs zufriedenstellendes Fußballergebnis am samstäglichen Nachmittag und ein blank polierter Wagen vor der Tür für das pure Männerglück aus – oder muss es doch einiges mehr sein, und wenn ja, was denn?
Vor dem Hintergrund dieser Frage lohnt es sich, die Empfehlungen von Hartwig Kopp-Delaney zu lesen. Bärige Typen sind sie (oder streben zumindest das Ideal an), deswegen auch der Titel. Viele Menschen unserer Gesellschaft gehen davon aus, Kinder könnten ein bestimmtes Verhalten erlernen, schreibt Kopp-Delaney in seinem Vorwort, um diese Auffassung sogleich zu relativieren: Ein sozialverträgliches Verhalten hält er für erlernbar, für jeden; die Vorstellung, man könne einen vorgegebenen Charaktertypus durch solches Erlernen kurzerhand in einen anderen verwandeln, hält er hingegen für völlig abwegig. Damit führt er ausgerechnet jene Instanz ad absurdum, die uns in frühen Jahren unseres Lebens auf Erwachsenwerden vorbereiten soll. Denn nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir doch. Aber lernen wir in der Schule wirklich für unser Leben, was für ein Typ wir sind und wie wir am Gescheitesten damit umgehen? Skepsis ist angebracht.
Aus langjähriger praktischer Arbeit heraus hat Kopp-Delaney zehn Männertypen charakterisiert. Den Herrscher, den Helfer, den Tugendhaften zum Beispiel – um nur drei zu nennen. Jeder hat Stärken, jeder hat Schwächen, aber eine prinzipielle Unterteilung in gut und schlecht funktioniert bei keinem Typus.
Als Einführung in die Problematik, der sich Kopp-Delaney mit sehr unakademischem und lockerem Ton widmet und dabei jede Art von Betroffenheitsprosa vermeidet, gibt er einen kleinen Test zur Erkenntnis. Wer sich selbst erkennen will, sollte – so Kopp-Delaneys ungewöhnlich anmutende, dabei sehr logische Empfehlung – jemand anderes aus dem Bekanntenkreis hinzuziehen: Der Test, so sagt er, funktioniert nicht sonderlich gut bei Selbsteinschätzung, da man sich leicht idealisiert sieht. Ein kritisch-distanzierter BLick ist notwendig. Daher funktioniert es bei Personen, die einem nicht allzu nahe stehen, am besten.
Bärige Typen ist eine sehr amüsante und lehrreiche Lektüre, letzeres ist umso wichtiger, als man sich beim Lesen so ganz und gar nicht belehrt vorkommt. Und wenn das Familienoberhaupt samstags seinen Interessen vielleicht ein wenig mehr Nachdruck verleiht als der restlichen Familie angenmehm ist, mag die Erkenntnis trösten, dass jeder einer dieser wirklich bärigen Typen sein kann – vorausgesetzt, man kennt ihn. Zu diesem (Er)kennen kann Kopp-Delaneys Typologie einiges beitragen.