Er ist ein wahrer Rallye-Unternehmer und einer der erfolgreichsten Rallyepiloten Deutschlands: Hermann Gaßner (47) ist auf dem besten Wege, im Jahr 2006 seiner reichen Trophäensammlung ein neues Stück hinzuzufügen. In der neu gegründeten ADAC Rallye Masters liegt er nach fünf Rallye-Gesamtsiegen in Folge souverän in Führung. Der Bayer (verheiratet, zwei Kinder) bestätigt damit einmal mehr, dass er zur Crème der deutschen Rallye-Asse gehört. Zwei Mal konnte er in der Vergangenheit den Titel des Deutschen Rallye-Meisters holen (1995 und 2003), vier Mal wurde er Österreichischer Staatsmeister (2000 bis 2002 und 2005). Zu den besonderen Erfolgen des selbständigen KFZ-Meisters gehört außerdem der Sieg in der Gruppe N beim deutschen Lauf zur Rallye-WM im Jahr 2005. An seiner Seite im Cockpit des Mitsubishi Lancer sitzt bei der Saarland-Rallye Siggi Schrankl (Obing, 53 Jahre).
Was erwartet die Teams bei der KÜS-Saarland-Rallye? Liegen Ihnen die Strecken?
Hermann Gaßner: Die Saarland-Rallye hat flüssige, schnelle WPs mit fahrerisch interessanten Abzweigen und Bremspunkten. Ehrlich gesagt: Mir ist egal, ob auf Schotter oder Asphalt gefahren wird. Als Rallyefahrer muss man mit jedem Untergrund und jeder Strecke zurecht kommen, das macht ja gerade den Reiz aus.
Bei der bisherigen Erfolgsbilanz in der Saison liegt die Frage nahe, ob man da überhaupt noch Gegner hat.
Hermann Gaßner: Doch – natürlich. Meine Hauptkonkurrenten in der Masters finden sich in der großen Division 1 (Anm.: Gruppe-A-Fahrzeuge über zwei Liter Hubraum). Aber auch mancher Gruppe-N-Fahrer ist nicht zu unterschätzen: Zum Beispiel Florian Auer, der ja in unserem eigenen Team fährt. Er war auf einigen WPs sogar schon schneller als ich. Soll er auch – bei uns gibt es keine Stallorder. Schließlich macht jeder zusätzliche Konkurrent Spaß. Je mehr unterschiedliche Hersteller und verschiedene Fahrzeugkonzepte zu sehen sind, desto besser! Jeder zusätzliche Fahrer ist gut für den Sport und gut für die Fans an den WPs.
Sie gelten als Perfektionist hinter dem Steuer. Gilt das auch für die Arbeit mit dem Team im Service?
Hermann Gaßner: Ich liebe das Gefühl, wenn alles ohne Probleme läuft. Dazu gehört vor allem auch eine gute Vorbereitung. Während einer Veranstaltung finde ich es aber auch wichtig, dass die Atmosphäre im Team stimmt. Eine familiäre Stimmung, abends gemütlich beisammen sitzen, mit allen Fahrern und Mechanikern des Teams im Gespräch – das mag ich sehr. Deshalb betrachten wir Fahrer, für die wir Autos einsetzen, auch weniger als Kunden, sondern als Freunde des Hauses – das ist uns ganz wichtig.
Die Bilanz des Jahres 2006 ist bislang makellos. Gibt es überhaupt Punkte, die auch bei Ihnen einmal schief gehen?
Hermann Gaßner: Natürlich gibt es auch Fehler bei uns. Ganz klassisch ist bei uns, dass wir eine ungünstige Reifenwahl treffen. Wenn ich die richtigen Reifen zum Wetter aufgezogen habe, macht das Fahren richtig Spaß – das sind die Highlights für einen Rallyefahrer. Anders herum gesagt: Das schlimmste für mich ist, mit Trockenreifen im Regen zu fahren.