Na – geht doch! Mit dieser fast flapsigen Bemerkung könnte man den Marktstart des VW Cabriolet Eos beschreiben. Hatte doch die Stahldach-Klappkonstruktion im Vorfeld für Verdruss gesorgt und die Markteinführung um zwei Monate verzögert. Doch nun herrscht rechtzeitig zur Cabriosaison bei VW und beim Wetter eitler Sonnenschein und der Eos hat ab dem 19. Mai seinen großen Auftritt.
Cabrios mit Stahlklapp-Dächern gibt es mittlerweile viele. Die Vorteile liegen auf der Hand: ist das Dach geschlossen, ist so ein Auto ein vollwertiges Auto. Nur die Optik leidet unter der Dachkonstruktion. Denn um Platz für die Dachteile zu schaffen, wurden die Kofferräume immer breiter und unförmiger.
Um dies zu verhindern, wählten die VW Ingenieure einen anderen Ansatz. Der Zulieferer Webasto entwickelte ein fünfteiliges System, dass sich Platz sparend im Kofferraum zusammenfaltet. Außerdem ist ein Schiebedach integriert, so dass das so genannte CSC-Dach (Cabriolet-, Schiebe-und Coupé-Dach) gleich drei Funktionen erfüllt. Öffnen und Schließen gelingt einfach per Knopfdruck und dauert rund 25 Sekunden. Allerdings muss der Wagen dabei stehen.
Insgesamt ist das Design des Eos ist gelungen. Die Proportionen stimmen, der Wagen steht satt auf der Straße. Sowohl offen als auch geschlossen macht man mit dem Wagen einen guten Eindruck. Vier Erwachsene finden reichlich Platz. Natürlich ist das Komfortangebot im Fond nicht so üppig und längere Urlaubsfahrten finden sicherlich nicht mit voller Besatzung statt. Aber für Ausflüge ins Grüne oder zum Schwimmbad reicht es allemal. Dann macht es auch keine Probleme, das Gepäck unter zu bringen. Denn mit 205 (geöffnet) und 380 Litern (geschlossen) Fassungsvermögen bleibt der Schlund doch übersichtlich. Doch das stört den Frischluft-Fan wenig. Dafür kann er Luft und Sonnenschein pur genießen. Da die A-Säule deutlich weniger geneigt ist als bei der Konkurrenz, können die Windströmungen für richtiges Cabrio-Gefühl sorgen und die Frisuren der Insassen derangieren. Das Arrangement im Inneren ist vertraut: VW Bedienelemente wie man sie kennt. Hier hat die Designer ganz offensichtlich der Mut zu Neuerungen verlassen oder die Kostenstelle hat innovative (und teuere) Lösungen verhindert.
Auch bei den Motoren gibt es keine Überraschungen. Vier Benziner und ein Diesel sorgen für Vortrieb: alles gute Bekannte aus den VW-Motorenregalen. Ab dem Sommer ist das 1,6-Liter-Basisaggregat mit 85 kW/115 PS im Angebot. (Spitze: 192 km/h, Verbrauch: 7,6 Liter) Das obere Ende markiert ab Herbst der aus dem Golf R32 vertraute 3,2-Liter-Sechszylinder mit 184 kW/250 PS (Spitze: 247 km/h, Verbrauch: 9,2 Liter). Dazwischen gibt es die zwei 2,0-Liter Vierzylinder mit 110 kW/150 PS ohne Turbo und die GTI-Turboversion mit 147 kW/200 PS. Beide Motoren mobilisieren genügend Temperament, um damit den Eos zwischen Autobahn und Landstraßen artgerecht zu bewegen (Spitze: 210 und 232 km/h, Verbrauch: 8,2 und 8,4 Liter). Der 2,0-Liter TDI mit 104 kW/140 PS rundet das Motorenangebot ab (Spitze: 206 km/h, Verbrauch: 6,0 Liter). Bei Fahrten auf holprigen Straßen macht sich die aus dem Passat übernommene Hinterlenksachse positiv bemerkbar, da sie kleinere Schlaglöcher gut kompensiert.
Wer nun Sonnenschein à la Eos genießen möchte, muss mindestens 25.950 Euro investieren. Darin enthalten sind ein manierlich ausgestattetes Fahrzeug und eine gute Sicherheitssausstattung inklusive eines aktiven Überrollschutzsystems. Mit stärkeren Motoren und mehr Komfort dreht sich die Preisspirale flott nach oben und Werte jenseits der 30.000-Euro-Marke sind schnell erreicht. Jetzt kann man für VW nur hoffen, dass die Namenswahl aus der griechischen Mythologie (Eos: Göttin der Morgenröte) diesmal mit mehr Erfolg verbunden ist als bei der letzten Namengebung mit mythologischen Hintergrund. Denn Phaeton hatte bekannterweise nicht nur damals Probleme, die (Sonnen)-Pferde auf Kurs zu halten und wurde schließlich von oberster Instanz aus dem Verkehr gezogen, um Schlimmeres zu verhindern.
Text: Elfriede Munsch