Zum Tode von Max Schmeling

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Unbeugsam in jeder Beziehung oder: Warum die gemeinsame Geschichte von Ferdinand Porsche und Max Schmeling nie geschrieben wurde. Ein Hintergrundbericht.

Die großen Machthaber dieser Welt wussten in aller Regel um die Bedeutung eines für sie vorteilhaften Bildes in der Öffentlichkeit. Was schon im alten Rom für Caesar und Marc Anton galt, setzte sich fort durch die Jahrhunderte der Geschichte: Kennste wer, haste wat, biste wer. So einfach war das. Basta. Auch und ganz besonders heute, im Zeitalter der totalen globalen Vernetzung, gehen unsere Politiker gerne auf Stimmenfang, wenn sie sich mit Weltmeistern, Olympiasiegern, Weltrekordlern oder dergleichen Heroen der aktuellen Tageschronologie ablichten lassen. Das war auch zu Zeiten des Dritten Reiches unter Hitler nicht anders. Die bekannte Regisseurin Leni Riefenstahl hatte mit ihrem Aufsehen erregenden Olympiafilm von 1936 das Bild vom edlen, blonden und blauäugigen Arier-Menschen im Auftrag der damaligen Machthaber weltweit publik gemacht.

Was dem Hitler-Regime mit der Kunst an der Kamera gelang, das misslang jedoch in einem anderen Fall, der eine glänzende Aussicht geboten hätte, die Erfolge der NS-Propaganda nach außen zu dokumentieren: Nämlich mit Max Schmeling, dem kürzlich mit 99 Jahren verstorbenen Jahrhundertboxer und Ferdinand Porsche, dem österreichischen Autokonstrukteur, der nach den Forderungen Adolf Hitlers den für alle erschwinglichen Volkswagen schuf. Als am 1. Juni 1936 die ersten drei Testwagen vom Band liefen, von denen übrigens Hitler zuvor einen als Geburtstagsgeschenk erhalten hatte, und Schmeling 18 Tage später nach seinem sensationellen K.O-Sieg über den braunen Bomber Joe Louis endgültig zur lebenden Legende wurde, da schaltete auch die Maschinerie der Goebbels Propaganda.

Doch Schmeling, der bereits sechs Jahre zuvor Weltmeister im Schwergewicht geworden war, ließ sich nach überlieferten Berichten von damals nicht vor den Nazi-Karren spannen, als ihm einer der neuen Volkswagen publikumswirksam quasi als Mitgift angeboten wurde. Schmeling, der nie der Vorzeige-Deutsche im Sinne der damaligen Machthaber sein wollte, brüskierte die Größen des Dritten Reiches und lehnte das Angebot der medienwirksamen Selbstinszenierung ab. Was für ihn nicht ganz ungefährlich war, hielt er doch seinem jüdischen Trainer und Manager Joe Jacobs bis zu dessen Tod im Jahr 1939 die Treue. Dass er zudem vielen jüdischen Freunden das Leben rettete, wurde erst Jahrzehnte nach Kriegsende bekannt. So standhaft und mannhaft Schmeling im Ring bei seinen 70 Profikämpfen war, so unanfechtbar erwies er sich auch gegenüber den Verlockungen der Politik, ließ sich nicht vereinnahmen. Und so kam es, dass die gemeinsame Geschichte der Herren Schmeling und Porsche nie geschrieben wurde.

Eine spannende Beschreibung der Karriere und eine kritische Würdigung der Persönlichkeit hat der Sportjournalist Volker Kluge unter dem Titel Max Schmeling: Eine Biographie in 15 Runden im Aufbau Verlag veröffentlicht (24,90 Euro, im Buchhandel).

Text: Jürgen C. Braun

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