Annett Louisan: Boheme. (105 Music/Sony)
Die Rolle der Chartstürmerin, die immer eine solche werden wollte, passt wirklich nicht zu ihr. Vielleicht ist Annett Louisan gerade deshalb der Sprung an die Chartspitzen geglückt. Denn ihr Erfolgstitel Das Spiel gibt beim ersten Hören etliche Rätsel auf: Will da eine die Hörerinnen und Hörer etwa gründlich auf die Schippe nehmen? Haben da die Verantwortlichen in der Plattenfirma etwa nicht richtig hingehört? Oder meint sie das, was sie singt, wirklich ernst?
Schwer zu beantworten, diese Fragen. Die erst 25-jährige Annett Louisan spielt mit allen möglichen Klischees, wirft sie durcheinander und lässt auch Boshaftigkeiten gut und gerne einfließen. Da bleibt sie dem Refrain ihres Hits konsequent treu: Ich will doch nur spielen! Die Stimme dazu klingt, als sei die zugehörige Person die Naivität schlechthin. Das alles eingekleidet in eine geschickt ausgeklügelte und sparsam instrumentierte Mischung aus Chanson und Pop … eine wirklich eigenwillige Verbindung.
Ob man ihren ersten großen Hit – der als solcher vermutlich nicht unbedingt geplant war – nun mag oder nicht: Er ist ein richtiger, echter Ohrwurm. Das gilt auch für die anderen Titel des Albums. Der Radio-Mix von Das Spiel hätte nicht unbedingt sein müssen, denn so arg groß unterscheidet er sich nicht vom Original. Trotzdem: Annett Louisan, die im Hauptberuf eigentlich Kunststudentin ist, ist mit Boheme ein Album geglückt, das aus der breiten Masse heraussticht. Ob das wirklich der Anfang einer ganz großen Geschichte ist, wie auf der Homepage der Sängerin zu lesen ist, muss sich erst noch zeigen – gut möglich ist es, wie ihr Debüt beweist.