PS-Märchen aus Tausend und einer Nacht

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Auch nach Saisonschluss rumort es in der internationalen Motorsport-Szene gewaltig: Die großen Titel auf zwei und vier Rädern im internationalen Motorsport sind in dieser Saison zwar mittlerweile vergeben, in die Szene ist aber alles andere als Ruhe eingekehrt. Sowohl der Formel 1 wie auch der DTM stehen in den nächsten beiden Jahren gravierende Änderungen ins Haus. Und aus der Gilde der Schräglagenartisten hat sich prominenter Zuwachs angekündigt.

Die aktuelle wirtschaftliche Lage bei Opel hat sich nun auch auf die weltweit größte Tourenwagen-Rennserie ausgewirkt. Opel hat wegen der Finanz-Krise der Marke und der einschneidenden Sparmaßnahmen durch den Mutterkonzern General Motors den Rückzug aus der Serie nach der Saison 2005 verkündet. Im vergangenen Jahr hatten die Rüsselsheimer etwa 30 Millionen Euro in ihr DTM-Engagement investiert. Da nach dem Rückzug von Opel mit Mercedes-Benz und Audi mit dem Abt-Team nur noch zwei Hersteller beteiligt sind und dadurch die Serie vor einem Scherbenhaufen stünde, befürchten die Beteiligten jedoch nicht.

Opel-Sportchef Volker Strycek respektierte die Entscheidung des Managements: Hier stehen 12.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Da können wir nicht noch Millionen in den Motorsport pulvern. Ungeachtet der neuen Situation bereite man sich jedoch mit ungebrochenem Engagement auf die (vorerst) letzte Saison in der DTM vor. Wir haben eine klare Zielvorgabe, wir wollen in der Saison 2005 besser abschneiden als 2004. Doch bereits die Abschiedstournee muss Strycek mit seinen Leuten mit einem gekürzten Budget bestreiten. Dies gilt wohl auch für Star-Pilot Heinz-Harald Frentzen, dessen Jahresgehalt auf 750.000 Euro geschätzt wurde. Die Verpflichtung des ehemaligen Formel-1-Vizeweltmeisters hatte nicht den gewünschten sportlichen Erfolg herbei geführt. Den letzten Opel-Sieg in einem DTM-Rennen erzielte im Oktober 2000 der Westerwälder Uwe Alzen.

Unterdessen erklärte Mercedes-Sportchef Norbert Haug, dass auch nach dem Ausstieg Opels die DTM nicht existenziell bedroht sei. Unser Konzept ist gut, die Rennen sind spannend, wir haben mit der ARD einen festen Fernsehpartner, sagte Haug, der sich vorstellen kann, dass sogar mehr als nur eine neue Marke hinzukommen werde. Dr. Wolfgang Ullrich, Motorsportchef des Hauses Audi, glaubt, dass die DTM die ideale Bühne ist, um unsere Position als sportlichster Anbieter im Premium-Segment zu beweisen. Nach dem Ausstieg von Opel, so Ullrich, könne die Geschichte der DTM von anderen Mitbewerbern auf lange Sicht erfolgreich weiter geführt werden.

Nicht gerade frei von wirtschaftlichen Sorgen ist auch die Königsklasse des Motorsports, die Formel 1. Nachdem der Mutterkonzern Ford seinen Rückzug verkündet hat, stehen die grünen Katzen von Jaguar für 320 Millionen Dollar zum Verkauf. Angeblich soll der Getränkefabrikant Dietrich Mateschitz (Red Bull) Kaufinteresse signalisiert haben. Auch den beiden Mitläufern Minardi und Jordan droht angesichts des Ford-Rückzugs das Aus.

Doch am Horizont leuchten bereits zwei neue Silberstreifen. Nachdem der russische Stahlmagnat Alex Shnajder mit dem Team Midland F1 2006 in den Zirkus Ecclestone einsteigen wird, debütiert nun auch in zwei Jahren unter der finanziellen Oberhoheit von Scheich Ahmeed Bin Saeed Al Maktoum, dem amtierenden Olympiasieger im Doppeltrap-Schießen, das Team Dubai F1. Partner des Motormärchens aus Tausend und einer Nacht sind Mercedes-Benz(Motoren) und McLaren (Chassis). Der Rennstall aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat ebenso wie Shnajder die vom Automobil-Weltverband FIA vorgeschriebene Rücklage von 48 Millionen Dollar bereits hinterlegt. Bereits 2005 sollen am Golf ein Technologie-Zentrum und ein hochmoderner Windkanal in die Wüste gepflanzt werden.

Auch das Fahrerfeld dürfte ab 2006 an illustrer und exklusiver Ausstrahlung gewinnen. Nachdem der sechsfache Motorrad-Weltmeister Valentino Rossi bei F1-Testfahrten sein Talent auch auf vier Rädern nachhaltig unter Beweis gestellt hat, pfeifen es mittlerweile rund um Maranello die Spatzen von den Dächern, dass der italienische National-Heros in einem Ferrari sitzen werde, wenn Bernie Ecclestones Plan aufgeht, dass die großen Teams in Zukunft drei Boliden an den Start bringen sollen.

Text: Jürgen C. Braun

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