Dora Heldt: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv); 14,90 Euro.
Wenn Doris nicht feiern wollte, dann wollte sie eben nicht. Und es war klar, dass Torsten nicht kapierte, warum seine Frau diesen Geburtstag als demütigendempfand. Er war eben ein Mann und hatte früher schon selten nachgedacht.
Doris' Ehemann Torsten hat zweifellos die Sensibilität einer Planierraupe. Mitten in seine Planungen für den bevorstehenden 50. Geburtstag der Gattin fährt selbige auf ein Wellness-Wochenende mit ihren langjährigen Freundinnen Katja und Anke.
Liegt's am runden Geburtstag, der eine gewisse neuralgische Wirkung zu haben scheint? Aus der heiteren Runde, in der es nur lustige Gespräche, Papaya-Peeling und Pediküre (inklusive Nagellack in hochmodernem Schlammton) gibt, wird nichts. Nicht nur wegen gelgentlich anrollender Hitzewellen. Denn unversehens reden die Frauen Tacheles miteinander und finden sich mit so manchem konfrontiert, was im Laufe des Lebens zu Lebenslügen heranwuchs.
Im neuen Roman der Spezialistin für Heiteres findet sich neben den bekannt lustigen Szenen à la Dora Heldt auch etwas mehr Ernst als sonst. Das ist gut so, denn damit wird sie dem durchaus heiklen Thema ihres Buches absolut gerecht. Mit 50 kann mal eine Bilanz gezogen werden – in der vielleicht manches eingestanden wird, was nicht gut gelaufen ist im Leben, aber auch noch die ein oder andere Kehrtwende zum Nachholen von Versäumtem drin ist. Auch wenn man die Zeit nicht zurückdrehen und nicht mehr alles neu beginnen kann.
Den Herren der Schöpfung übrigens sei dieses Buch genau so ans Herz gelegt wie den Frauen! Denn: Mann kommt sehr wohl auch in die Wechseljahre, bloß vollziehen sie sich schleichender. Und ein ehrliches Selbstgespräch (nicht nur) zum runden Geburtstag ist sowieso für beide Geschlechter immer mal wieder heilsam.