Renault hat große Pläne: Der französische Automobilbauer will in Europa in absehbarer Zeit der Hersteller mit den niedrigsten CO2-Emissionen werden. Das Ziel ist auf einen Zeitraum von fünf Jahren definiert. So soll bis zum Jahr 2016 der durchschnittliche Ausstoß von Kohlenstoffdioxid über die gesamte Modellpalette hinweg nur noch 100 g/km betragen. Um dieses Vorhaben zu erreichen, soll einerseits die Flotte von Elektroautos ausgebaut werden. Darüber hinaus strebt der französische Autobauer an, Fahrzeuge mit deutlich sparsameren, schadstoffärmeren Verbrennungsmotoren einzuführen. Grundlage dafür ist momentan ein neuer Dieselmotor, der zunächst in den beiden Modellen Scénic und Grand Scénic eingesetzt wird.
Der 1,6 Liter große und 130 PS starke Selbstzünder, ein Turbodiesel, der nach Renault-Angaben mit einem Kraftstoffverbrauch von 4,4 Liter auf 100 Kilometer auskommen soll, ersetzt auf Dauer den bisherigen 1,9-Liter-Motor in den beiden Kompakt-Vans, der ebenfalls exakt 130 PS auf die Kurbelwelle stemmt. Dieses Aggregat, das ein Drehmoment von 300 Newtonmeter aufweist und 5,5 Liter Dieselkraftstoff auf 100 Kilometer verbraucht, wird zwar derzeit noch angeboten, soll aber sukzessive aus dem Angebot verschwinden.
Diese Daten zeigen, wohin die Reise auch bei Renault in Zukunft gehen wird, denn das neue Aggregat mit Namen „Energy dCi 130“ soll mittelfristig in weiteren Renault-Modellen verwendet werden. Das Prinzip des Downsizings, also aus aufgeladenen Triebwerken mit möglichst geringem Hubraum ein Maximum an Nennleistung herauszuholen, hält auch bei Renault in Zukunft Einzug. Dieses technische Prinzip verbindet Renault in den beiden neuen Scénic und Grand Scénic jetzt auch mit einem Start-Stopp-System. Gleichzeitig ist das Drehmomentmaximum des Motors auf 320 Newtonmeter angestiegen. Den Kraftstoffverbrauch senkte der Hersteller in dem neuen Aggregat um 20 Prozent, der CO2-Ausstoß wurde von 145 auf 115 Gramm reduziert. Eine Folge dieser optimierenden Maßnahmen sind neben dem Start-Stopp-System eine Bremsenergie-Rückgewinnung sowie ein gut abgestuftes Sechsgang-Schaltgetriebe.
In die 32-monatige Entwicklungszeit des Aggregats hat Renault insgesamt 230 Millionen Euro investiert und das Triebwerk 15.000 Stunden auf dem Prüfstand auf Herz und Nieren getestet. 76 Prozent der gesamten Motor-Komponenten wurden dabei erneuert. Auf einer imitierten Strecke, die sich aus Komponenten von Autobahn, Landstraßen und innerörtlichen Verkehrs-Gegebenheiten zusammensetzt, wurden über 700.000 Kilometer zurückgelegt.
Dabei haben sich die Ingenieure Erfahrungswerte aus der Formel 1 angeeignet. So entstand der „Energy dCi 130“ mit Common-Rail-Einspritzung. Bei einem serienmäßigen Tankvolumen von 60 Litern ergibt sich eine Reichweite von mehr als 1.300 Kilometern. Gemessen an Hubraum und Leistung soll der neue Motor nach den Angaben seines Herstellers der effizienteste 1.6-Liter-Diesel-Motor sein.
Aus der Konzern-eigenen Formel-1-Schmiede machten sich die Entwickler des Spar-Aggregats das rennsporterprobte, quadratische Bohrung-Hub-Verhältnis zunutze. Diese technische Voraussetzung ermöglicht zum einen größere Ventildurchmesser, womit eine optimierte Füllung des Brennraums erreicht wird. Zudem erlaubt der auf der Formel-1-Technik basierende quer durchströmte Zylinderkopf mit einem doppelten Wassermantel eine optimierte Absenkung der Temperatur. Der dermaßen konstant gekühlte Zylinderkopf wird leistungsstärker. Ein intelligentes Wärmemanagement sorgt zudem dafür, dass der Motor möglichst rasch auf eine optimale Betriebstemperatur kommt.
Die beiden Kompaktvans von Renault absolvieren mit dem neuen Motor die Beschleunigung von null auf 100 km/h in 10,3 bzw. 10,5 Sekunden (im Grand Scénic als Siebensitzer sind es 11,1 Sekunden). Die Höchstgeschwindigkeit beträgt jeweils 195 km/h. Der Energy dCi 130 ist kein „Radaubruder, er arbeitet kaum vernehmlich und ist angenehm für die Ohren im Innenraum. Renault betont, die Entwickler des neuen Motors hätten im Lastenheft auch Anforderungen wie Laufruhe und Geräuschdämmung vorgefunden.
Die Preise starten bei 25.500 Euro für den Renault Scénic und bei 26.700 Euro für den Renault Grand Scénic.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun