Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Eines der beliebtesten Themen, das immer wieder zum allgemeinen Aufreger taugt, ist in den Sommermonaten stets das Vorwärtskommen (oder eben auch nicht) auf unseren Straßen. Seit knapp einer Woche bin ich jetzt in Frankreich unterwegs, habe dort auf diversen Landstraßen verschiedenster Größenordnungen und auf Autobahnen bisher mit meinem Kollegen fast 3000 Kilometer zurückgelegt. Da kann man, wenn man dieses Procedere schon seit vielen Jahren alljährlich in der gleichen Weise vollzieht, sehr leicht und auch sehr gut Vergleiche zum Ablauf auf unseren Straßen ziehen.
Staus sind auch auf französischen Autobahnen nichts Ungewöhnliches, aber sie komprimieren sich auf einen sehr kurzen Zeitraum. Es sind immer nur wenige Wochenenden im Juli und August während der Schulferien und des Urlaubs der großen Arbeitgeber-Konzerne aus der Automobil-Industrie oder deren Zulieferern. Das Erstaunliche an dieser heftigen „Knubbelei“ auf den französischen Fernstraßen ist immer die Art und Weise, wie die Beteiligten damit umgehen. Während die einheimische Familie, die mit „Sack und Pack“ unterwegs an die Küsten des Landes ist, diesem Treiben alljährlich mit der gleichen Lässigkeit entgegen sieht und den blechernen Lindwurm mit fast schon professioneller Ergebenheit in Kauf nimmt, sind es vor allem die Gäste auf den französischen Fernstraßen, die „verrückt spielen.“
Wissen Sie, lieber Leserinnen und Leser, warum auf der „Route du sud“ Richtung Lyon oder Montpellier Anfang Juli immer an den Wochenende die Deutschen, Belgier, Engländer oder Skandinavier – nicht zu vergessen auch Besucher aus Osteuropa – zum „Fahrbahn-Switcher“ werden? Warum es oft rücksichtslos hin und her geht, oft mit Wohnwagen am Haken oder Fahrrädern und Booten auf dem Auto, dass es die übrigen Verkehrsteilnehmer nur so graust? Die Kennzeichen geben in der Regel Aufschluss darüber, dass in den wenigsten Fällen Einheimische den wilden Ungeduldigen geben.
Natürlich ist es für niemanden angenehm, sich bei vielleicht weit über 30 Grad im Schneckentempo vorwärts zu schieben. Aber die Gegebenheiten sind nun einmal für alle Autofahrer(innen) gleich. Die Erfahrungen, die ich Jahr für Jahr in Frankreich mache, aber auch. Ob der Franzose im Allgemeinen um diese Jahreszeit auf seinen Fernstraßen in einen Gott gewollten Fatalismus fällt, ist mir nicht bekannt. Ein wenig von dessen Gelassenheit im Umgang mit dem ebenso geplagten Mitreisenden täte aber auch uns gut, die wir auch dann mit Staus zwischen Baustellen und mit Bagatell-Unfällen zu kämpfen haben, wenn keine Ferienzeit ist.
In der Ahnung, dass dies wohl ein frommer Wunsch bleiben wird, wünsche ich Ihnen ein möglichst staufreies Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun