Test: Motor
Man sollte meinen, dass 2,2 Liter Hubraum ausreichen, ein derart großes Auto problemlos zu bewegen. Tun sie auch, wenn dem Wagen keine spontane Höchstleistung abverlangt wird: Ein Überholmanöver auf der Landstraße zu fahren muss von langer Hand geplant sein, erst recht, wenn das Ladevolumen voll ausgeschöpft ist. Dem ruhig laufenden Motor fehlt es am erwarteten „Diesel-Bumms“, an der überwältigenden Kraft eines Selbstzünders mit 150 Pferden unter der Haube. Im Langstreckenbetrieb indes überzeugt das Aggregat voll und ganz. Mit den Fähigkeiten eines Langstreckengleiters zieht das Aggregat die Fuhre bergauf und bergab, ohne Murren und Knurren. Lediglich wenn die Steigung an Prozenten gewinnt, ist ein Leistungsabfall zu spüren. Dafür hält sich der Motor an die vom Hersteller versprochenen Verbrauchswerte. Den Accord mit weniger als sechs Liter Dieselverbrauch auf 100 Kilometer zu fahren ist kein Kunststück – vorausgesetzt, man verzichtet auf Beschleunigungsorgien, lässt den Wagen am Stück durchrollen und hält in der Stadt seinen Gasfuß in Zaum. Trotz geringer Schwächen kann der Motor überzeugen, insbesondere mit seiner Laufruhe und dem geringen Verbrauch, was angesichts derzeitiger Preise das wohl beste Argument für den Honda-Diesel sein dürfte.
Test: Antrieb und Fahrwerk
Welche Leistungen das Fahrwerk zu erbringen vermag, lässt sich am aggressiven Karosseriedesign schon erkennen: Dämpfer und Federn sind sportlich eingestellt und in Verbindung mit der Einzelradaufhängung könnte sich auf kurvigen Landstraßen ein echter Spaßfaktor entwickeln. Wäre da nicht dieses kleine Leistungsmanko des 2,2-Liter Aggregates. Selbst schnelle Richtungswechsel mit vielen Fahrbahnunebenheiten oder Winterlöchern meistert das Dämpfer-Federn-Paket in stoischer Manier. Man hat stets das Gefühl, Herr der Fuhre zu sein. Dabei verlangt das Volant noch nicht mal nach einem Gewichtheber-Griff, was auch die Schweißbildung drastisch reduziert, es genügt mit lockerer Hand die Fahrtrichtung zu bestimmen. Sicherlich, die montierten 225/50er Pneus tun ihr übriges, den Insassen ein sicheres Fahrgefühl zu vermitteln. Dennoch liegt die Hauptaufgabe beim Fahrwerk. Für gewöhnlich sinkt mit zunehmender Sportlichkeit der Komfort, wenn es schlecht läuft sogar überproportional. Nicht so beim Accord-Fahrwerk: Der Beifahrer kann gepflegt seinen Mittagsschlaf halten, ohne dabei durch harte Schläge oder brutale Fahrbahnstöße geweckt zu werden. Ein dickes Plus in Richtung Fahrwerk und ein ebenso großes Lob an die Entwickler.
Test: Interieur und Bedienung
Das typische Japan-Plastik ist schon längst Vergangenheit, geschmeidige Kunststoffe und feines Leder hat in die Nippon-Produkte Einzug gehalten – auch in den Accord. Die erkaltete Tierhaut harmoniert gekonnt mit Kunststoffen, wirkt elegant und dennoch schnörkellos. Wenn man Platz genommen hat und mit der ersten Fingerprobe das Lenkrad erkundet, stellt sich eher ein sportliches Gefühl ein. Denn die Sitze bieten, genau wie das Volant, jede Menge Halt ohne dabei unbequem oder unhandlich zu sein. Zuweilen entpuppt sich der Arbeitsplatz des Fahrers als überladen: Viele Schalter und Knöpfe sind vorhanden und trüben in der ersten Phase der Eingewöhnung den Blick fürs Wesentliche. Hat man erst einmal erkannt, welche Funktion sich hinterm jeweiligen Schalter verbirgt, verliert sich das Überblick-Chaos schnell in Gewohnheit. Und dann muss man feststellen, dass am Ende doch alles aufgeräumter ist als der erste Blick vermuten lässt. In der getesteten Executive-Ausstattung lässt der Accord keine Wünsche offen. Ambientebeleuchtung, Sound-System mit 6fach-CD-Wechsler oder das Multifunktionslenkrad sind Serienausstattung. Wesentlich erwähnenswerter als die Luxus-Gimmicks sind die bereits werksseitig verbauten Sicherheitseinrichtungen, die von aktiven Kopfstützen vorne, über jede Menge Airbags und Aufprallschutzsysteme bis hin zum Anhänger-Stabilisierungsprogramm und Stabilisierungsprogramm reichen. Für einen Aufpreis von rund 2.500 Euro gibt’s den aktiven Spurhalteassistenten LKAS, die adaptive Geschwindigkeitsregelung ACC und das präventive Fahrerassistenzsystem CMBS. Diese Features waren im Testwagen installiert und schon nach den ersten Metern im Einsatz gab es das einstimmige Urteil „besonders empfehlenswert“ – eine Investition, die sich immer rentiert.
Testergebnis
Für gut 35.000 Euro ist die Basisversion des Honda Accord mit dem 2,2-Liter Dieselmotor und der mehr als üppigen Grundausstattung zu haben. Damit ist der Wagen aber bereits fix und fertig ausgestattet und bietet ab Werk mehr als manch vergleichbares Wettbewerbsfahrzeug nach Durchforsten der Zubehörliste. Auch das angesprochene und wirklich empfehlenswerte Sicherheitspaket für knapp 2.500 Euro ist eine gute Investition. Das Auto macht trotz der für uns auffälligen, kleinen Motorschwäche Spaß und ist alltagstauglich. Der Kombi überrascht mit ungeahnten Weiten im Innenraum und praktischen Details und einem extrem hohen Sicherheitsstandard. Selbst wenn jeder Platz besetzt und der Kofferraum bis unters Dach voll ist, muss man keine Quetschungen befürchten. Das Wohlfühl-Gen haben die Konstrukteure und Designer dem Accord ebenfalls ab Werk spendiert. Denn schon nach den ersten Metern überzeugt der Wagen mit seinen Qualitäten. Schade, dass sich offenbar nur wenige Interessenten für den Raumgleiter finden und stattdessen bereit sind, für vergleichbare Modelle mehr auszugeben oder weniger zu erhalten. Das Fazit der Redaktion lautet: Ein tolles Auto zum fairen Preis, ein Wagen, der überzeugt und immer eine Alternative zum Wettbewerb ist.
Text und Fotos: Redaktionsbüro Uwe Meuren
Die Daten:
Motor:\x09Common Rail Diesel EURO 5 mit Partikelfilter
Anzahl Zylinder:\x09\x094
Einspritzsystem:\x09\x09Common Rail Direkt-Einspritzung
Hubraum cm³:\x09\x092199
Max. Drehmoment:\x09\x09350 Nm bei 2500 min-1
max. Leistung:\x09\x09110 kW (150PS) bei 4.000 min-1
Höchstgeschwindigkeit:\x09207 km/h
Beschleunigung: \x09\x099,80 sek. bis 100 km/h
Antrieb
– Frontantrieb
– Wahlweise mit 5-Gang-Automatik oder 6-Gang-Schaltgetriebe
– elektronische Stabilitätskontrolle (MASC), Traktionskontrolle (MATC)
Fahrwerk
– Vorne: Einzelradaufhängung Double-Wishbone mit Stabilisator
– Hinten: 5-Lenker Double-Wishbone-Einzelradaufhängung mit Stabilisator
– Reifengröße: 225/50R 17 Felgengröße 17×7,5J
– Adaptive elektrische Servolenkung (EPS)
Bremse- Anti-Blockier-System (ABS) mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD)
– Bremsassistent, Scheibenbremsen hinten, Scheibenbremsen vorn
Maße
– B, H, L: 1840mm, 1470 mm, 4750 mm
– Kofferraumvolumen: 406 l (Rücksitzbank geteilt umklappbar 60:40)
Gewichte
– Anhängelast: 1700 kg gebremst, 500 kg ungebremst
– Leergewicht : 1629 kg
– Maximale Dachlast kg: 80
– Zulässiges Gesamtgewicht kg: 2100 kg
Kraftstoffverbrauch
– Tankinhalt l: 65
– CO2-Emission kombiniert g / km: 154
– Kraftstoffart: Diesel
– Kraftstoffverbrauch außerorts l / 100km: 4,9
– Kraftstoffverbrauch innerorts l / 100km: 7,4
– Kraftstoffverbrauch kombiniert l / 100km: 5,8
