Deutsche Post: Letzte Saison für den Zustell-Kahn

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Jutta Pudenz startet in ihre letzte Saison. Die Postbotin im brandenburgischen Spreewald fährt zum 21. Mal in der warmen Jahreszeit an jedem Werktag mit ihrem knapp neun Meter langen Kahn Briefe und Pakete aus. Von Frühling bis Herbst ist der gelbe Spreewaldkahn der Deutschen Post umweltfreundlich unterwegs. Diese Form der Zustellung ist bundesweit einmalig und nur auf den Fließen im Spreewald anzutreffen. Die 58-jährige Postfrau bietet zudem sonstige Postleistungen auf dem Wasserweg ihren Kunden im Lübbenauer Ortsteil Lehde an. Routiniert setzt sie dabei das „Rudel“ ein, die etwa vier Meter langen Schubstange für die Kahnfahrt. Acht Kilometer legt sie dabei auf dem Wasser zurück. Weitere acht Kilometer fährt sie mit einem Kleintransporter am Anfang und am Ende ihrer Tour durch Lübbenau. Pro Saison stakt sie mit reiner Muskelkraft rund 1.100 km auf den Fließen des Spreewaldes. In 21 Jahren kommen da rund 23.000 Kilometer zusammen, ein halbes Mal um die Erde.

Aber nach dieser Saison ist Schluss, im Frühjahr 2012 beendet sie ihr aktives Berufsleben. Bis zum kommenden Herbst aber versorgt sie mit Hilfe des Spreewaldkahns ihre 81 Haushalte in altbewährter Manier. Mehr als 600 Briefe und Karten sowie bis zu 30 Pakete und Päckchen bringt sie wöchentlich zu ihren Kunden. In den 21 Jahren kommen so Hunderttausende Briefe und Zehntausende Pakete zusammen.

Jutta Pudenz gehört zu den Mitarbeitern der Deutschen Post, die als Mobiler Post-Service unterwegs sind. Dieser Service, der sich besonders in den ländlichen Regionen der Republik bewährt hat, besteht nicht nur aus dem Transport von Sendungen. Vielmehr können die Kunden die wichtigsten Postdienstleistungen quasi an der Haustür in Anspruch nehmen. So muss nicht mehr extra eine Filiale aufgesucht werden, um Paketsendungen aufzugeben oder Briefmarken zu kaufen.

Der Postkahn gehört seit mehr als 100 Jahren zum Alltagsbild der Region Lübbenau-Lehde und ist Touristenattraktion. Noch vor einem Jahrhundert war es üblich, dass die Spreewaldbewohner selbst bei der Post nach eingegangenen Sendungen fragten und diese mit dem Kahn abholten, beispielsweise in Verbindung mit dem Kirchbesuch. Mit Zunahme des Postverkehrs kam der Spreewaldkahn dann für die Post-Zustellung vor Ort zum Einsatz. Auch nach dem diesjährigen Saisonschluss für Jutta Pudenz wird die traditionelle Art der Zustellung künftig weiter geführt. Andrea Bunar hat sich bereits mit Kahn und Rudel vertraut gemacht, Vertretungstouren übernommen, um 2012 die Nachfolge anzutreten. Der Kahn wurde im vergangenen Jahr saniert. Für den Anstich wurde dabei Anti-Foulingfarbe verarbeitet, die den strengen Auflagen des Spreewälder Gewässerschutzes erfüllen. Auch das Bootshaus erhielt einen frischen Anstrich. Neben der Kahnzustellung gibt es weitere besondere Formen der Zustellung. Knud Knudsen (56) ist der einzige Zusteller, der zu Fuß durchs Watt kommt, um drei- bis viermal in der Woche einen Haushalt auf der Hallig Süderoog mit Post zu versorgen. Denn dort lebt nur das Ehepaar Matthiesen. Der „Wattzusteller“ Knudsen legt für sie auf Hin- und Rückweg eine Strecke von rund 15 km zurück und fragt auch schon mal telefonisch nach, ob noch andere Dinge benötigt werden, die er mitbringen kann.

Ganz im Süden Deutschlands ist Andreas Oberauer in luftigen Höhen für die Deutsche Post unterwegs. Er bietet den Service der Deutschen Post auf der Zugspitze an, dem höchsten Berg Deutschlands, den er mit der Gletscherbahn erreicht. Der „Gipfelbriefträger“ stellt Briefe und Pakete zu, nimmt aber auch Sendungen, die in die Gletscherbahn passen, wieder mit ins Tal. Für Briefmarkenfreunde gibt es von der Spreewaldkahn-Zustellung einen Sonderstempel. Bis zum 6. Mai 2011 können Philatelisten Vorlagen zum Stempeln an die Deutsche Post AG, Niederlassung Philatelie, Sonderstempelstelle, Franz-Zebisch-Straße 15, 92637 Weiden schicken.

Text: Erwin Halentz, Fotos: Deutsche Post.

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