Kirsten Heisig: Das Ende der Geduld. Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter. Herder Verlag; 14,95 Euro
Sie wolle zur Reduzierung der Jugendkriminalität beitragen, so schreibt Kirsten Heisig im Vorwort zu ihrem Buch. Angesichts der zunehmend brutaler und skrupelloser werdenden Übergriffe Jugendlicher auf ihre Mitmenschen kann man hier durchaus von einer Sisyphos-Aufgabe reden. Heisig spricht sogar von einer, mit geringen Unterschieden versehenen, Standardisierung der Kriminalität in den Köpfen Jugendlicher. Eine mehr als erschreckende Vorstellung. Dass sich die mutige Jugendrichterin nicht nur mit Theorien beschäftigt zeigt das von ihr entwickelte sogenannte Neuköllner Modell. Danach ist unter anderem angestrebt, zwischen Delikt und Verurteilung nur wenig Zeit verstreichen zu lassen, es geht um die Wirkung und den Zusammenhang von Strafe und Sühne. In eindringlich geschilderten Fallbeispielen übt sie massive Kritik an bestehenden Systemen und bietet gleichzeitig Lösungen und Vorschläge zur Verbesserung an.
Wer aus erster Hand etwas über die Kriminalisierung der Jugendlichen in unserer Gesellschaft erfahren will, darf dieses Buch Kirsten Heisig als Pflichtlektüre ansehen. Es bleibt zu hoffen, dass viele mit dem Thema Jugendkriminalität befasste Menschen das Buch lesen.
Leider wird das vorliegende Buch das letzte Werk der Jugendrichterin Kirsten Heisig bleiben. Die 48-Jährige wurde Ende Juni im Norden Berlins tot aufgefunden. Nach Aussagen der Staatsanwaltschaft soll sie sich das Leben genommen haben.