Charlys PS-Geflüster

Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Die Meldung der Woche, vor allem was deren Tragweite und Nachhaltigkeit betrifft, kam in den vergangenen sieben Tagen bereits sehr früh. In Berlin trafen sich am Montag Auto- und Stromkonzerne mit der Bundeskanzlerin. Es ging darum, dass die deutsche Wirtschaft in Zukunft in Sachen Elektroantriebe eine führende Rolle weltweit übernimmt und beibehält. Dass unsere Ressourcen an Energien für den Verbrennungsmotor endlich sind und irgendwann aufgebraucht sein werden, ist nichts Neues. Hoffnung auf schnelle Hilfe seitens der Bundesregierung machte die CDU-Chefin den Unternehmen beim „Elektromobilitätsgipfel“ jedoch nicht. Da müsse Innovation, Forschung und Entwicklung sowie deren Kosten schon aus den eigenen Reihen forciert und finanziert werden.

So schön, so gut. Aber was heißt das jetzt alles für uns, für die persönliche Mobilität unserer Nachfahren? Was werden spätere Generationen einmal denken, wenn sie über diese Nachricht stolpern? Vor einigen Tagen war ich auf einem Seminar des Deutschen Verkehrssicherheitsrates. Auch bei dieser zweitägigen Veranstaltung ging es größtenteils um „grüne Themen“. Sicher ist nur eines: Viele Wege, heraus aus der notgedrungen einmal zu Ende gehenden fossilen Mobilität, sind angedacht. Viele aber noch im Stadium des „good will“ und konzeptionell noch gar nicht eingebunden in zukünftige Strukturen auf unseren Straßen. Auf denen sich nicht nur Autos, Kräder, oder Busse, sondern auch Fußgänger bewegen.

Ressourcen-unabhängiger und umweltfreundlicher müsse unsere Mobilität werden, hatten die Teilnehmer des Berliner Elektro-Gipfels festgehalten. Bis jetzt nichts als schöne Sonntagsreden. Denn wenn in zehn Jahren wirklich, wie von der Bundesregierung geplant, eine Million Elektro-Fahrzeuge auf unseren Straßen unterwegs sein werden, dann sind das knapp zwei Prozent des gesamten Fahrzeug-Aufkommens. Wobei nicht einmal berücksichtigt wird, wieviel Schadstoffe bei der Produktion der dafür benötigten Elektro-Energie freigesetzt werden.

Es wird in Zukunft also nicht nur darum gehen, wie unsere Autos bewegt werden, sondern auch darum, wie sie konzipiert sind, wie die Infrastruktur in unseren Städten und Dörfern beschaffen ist. Und wie es in den Köpfen unserer Kinder und Kindeskinder aussieht, wenn sie dereinst mit dem Thema Mobilität umgehen. Untersuchungen haben ergeben, dass bereits jetzt angesichts der explodierenden Zahl von Fahrzeugen in den Millionenstädten Autofahrer in Bangkok nicht schneller als 15 km/h stündlich sein können, und dass in Los Angeles jeder Autofahrer umgerechnet auf das ganze Jahr drei Wochen am Stück im Stau steht.

Da wird es letztendlich auch nicht allein ausschlaggebend sein, auf welche Art diese Fahrzeuge bewegt werden. Städteplaner und Autoentwickler werden gezwungen sein, Hand in Hand zu arbeiten: Sie müssen vorrangig neue Ideen für die persönliche Mobilität entwickeln. Dazu werden nicht nur neue Fahrzeuge auf der Basis regenerativer Energien, sondern auch mehr Straßen und zusätzliche Schienenwege benötigt. Die Autos der Zukunft müssen kleiner sein und in den Megacitys weniger Platz beanspruchen müssen, wenn sie die Menschen nicht aus den Städten herausdrängen wollen.

Uns allen wird eine spannende, aber auch eine verantwortungsvolle Reise auf dem Weg in eine mobile Zukunft bevorstehen, die sich an anderen Erfordernissen ausrichtet, als dies bei den Gründervätern des Autos mit Verbrennungsmotor der Fall war. Bleibt nur zu hoffen, dass auch nachfolgende Generationen mit einem Schuss Emotionalität und Freude an der Gestaltung ihres persönlichen Vorwärtskommens arbeiten können.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein in jeder Hinsicht mobiles Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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