Die 16. AvD-Histo-Monte stand ganz im Zeichen der unterschiedlichen Wetterbedingungen. Gleich auf der ersten Etappe forderte der Schnee seinen Tribut.
Die zweite Gleichmäßigkeitsprüfung wurde wegen Schneebruchs umgeleitet und die Vierte komplett gestrichen. Bei Letzterer wollten Behörden und Veranstalter kein Risiko eingehen, zumal die 46 am Start befindlichen Crews bis zum Etappenziel in Freiburg/Breisgau insgesamt 472 Kilometer zurückzulegen hatten. Der Weg dahin war mit weiteren sechs Prüfungen und geheimen Zeitkontrollen gespickt. Keine allzu großen Herausforderungen für die Teilnehmer, schon eher für die Technik. Die Zündbox des Porsche 944 vom Duo Nusser/Thiele (Startnummer 41) stellte ihren Dienst ein und legte damit den Zuffenhausener Renner lahm. Deutlich spektakulärer waren Flammen, die aus dem Motorraum des VW 1302 S (Startnummer 14 – Schott/Klauß) kamen. Auf dem Weg zur GP 8 verursachte vermutlich eine defekte Benzinleitung das Feuer, das durch den beherzten Einsatz von Bordfeuerlöschern schnell erstickt war. Zuvor hatten die meisten Teilnehmer auf dem Weg zur GP 7 alle Hände voll zu tun ihre Fahrzeuge durch einen aufgeweichten, zerfurchten Waldweg zu bringen. Mit einer Ausnahme: Der Subaru Legacy RS mit der Startnummer 13. Dank Allrad-Technik waren Christoph Reifenrath und Michael Specht hier die Könige. Aufgebaut wurde der von Subaru Deutschland eingesetzte, 1989 gebaute, Legacy vom Subaru Autohaus Wingenter in Duisburg. Mit dem von einem 280 PS starken Turbo-Boxermotor angetriebenen Boliden begründete Subaru Ende 80er/Anfang der 90er-Jahre seine Erfolgsstory in der Rallye Weltmeisterschaft. Am Steuer: Kein geringerer als der legendäre, bei einem Heli-Absturz (15.09.2007) ums Leben gekommene Colin McRae. Insgesamt 47 gewonnene WM Läufe und sechs Weltmeistertitel resultierten letztendlich aus dieser Basis. Hinzu kommen weitere fünf Titel in der Produktionswagen Weltmeisterschaft. Weitaus weniger Leistung als der Allrad-Subaru hatten die Vorjahressieger Matthias Kahle/Peter Göbel im Škoda 110 R Coupe zur Verfügung. Das 1970 präsentierte Heckmotor Coupe leistet 62 PS. Nichtsdestotrotz vermeldeten sie einen problemlosen ersten Tag, der für sie „nur“ auf Rang 10 endete. Hintergrund: Sie waren nicht mit „ihrem Stamm-Škoda, dem Octavia TS, unterwegs, mit dem sie in den beiden vorangegangenen Jahren jeweils die Gesamtwertung für sich entscheiden konnten. Sieger der 1. Etappe wurden Klaus Peter Thaler und sein neuer „Co“ Udo Volckmann in einem Opel Commodore B GS vor Huemer/Huemer (VW 1302 S) und Giovanelli/Hosenennen mit ihrem schönen Lancia Fulvia Coupe Rallye 1,6 H.
Die zweite, 552 Kilometer lange, Etappe führte den Tross aus dem Breisgau zu allererst auf die Rundstrecke. Der Kurs von Anneau du Rhin musste dreimal nach vorgegebener Zeit – bei strömenden Regen – umrundet werden. Die nächste GP (Le Markstein in den Vogesen) endete bereits wieder im Schnee, der die Teilnehmer an diesem Tag im ständigen Wechsel mit Regen, insbesondere in den tieferen Lagen, weiter begleitete. Als „sauglatt“ bezeichneten Teilnehmer die Bedingungen im Jura. Die Mischung aus Schnee und Regen war so tückisch, dass man sich von Seiten der Orga gezwungen sah, eine weitere GP abzusagen, zumal zwischenzeitlich die Nacht hereingebrochen war und die Teilnehmer noch immer nicht im Zwischenziel Aix-les-Bains angekommen waren. Hier gab es dann eine sportliche Überraschung: Das österreichische Vater-Tochter Duo Reinhard und Doris Huemer (VW Käfer 1302 S) hatte die Führung übernommen, gefolgt vom Team Oberländer/Lutz (Porsche 911 Coupe, Baujahr 1979) und Drexel/Bielefeld in einem Opel Manta B GTE (Baujahr 1981).
Die dritte Etappe begann wie die Zweite endete: Bei widrigen Wetterverhältnissen. Gleich auf der Anfahrt zur ersten GP – über den Col du Garnier – war alles Fahrkönnen der Piloten gefordert, denn der Regen ging in Schnee über und die weiße Pracht sorgte schlussendlich dafür, dass auch diese aus der Wertung genommen wurde. Außerdem wurden die Sollzeiten für die weiteren GP’s auf Schnee deutlich herunter gesetzt. Eine vernünftige Entscheidung, wie sich am Col de Grimone herausstellen sollte. Hier war für die meisten Teilnehmer – mit Ausnahme des Subaru Legacy, der die Vorteile der Allrad-Technologie eindrucksvoll unter Beweis stellte, eine „ganz besonders beliebte Übung“ angesagt: Schneeketten-Montage und Schieben. Zumindest bei Letzterem „tauten“ einige Teilnehmer wieder auf. Nachmittags dann ein völlig anderes Szenario: Die Histo-Monte, angekommen im klimatischen Einzugsbereich des Mittelmeers, kämpfte jetzt mit tückischem Steinschlag, der vorzugsweise hinter engen Kurven lauerte. Einige Reifen- und/oder Felgenschäden trafen zwei Teams, die bis dahin relativ problemlos unterwegs waren: Reiner Seume/Dr. Limmer (Lancia Fulvia Coupe, Baujahr 1972) und Reifenrath/Specht im Subaru. Die Neulinge hatten bis dahin durch gute Platzierungen auf sich und den Legacy aufmerksam gemacht. Am Abend, in Monte Carlo angekommen, waren Drexel/Bielefeld jetzt vor Huemer/Huemer in der Tageswertung vorn. Platz drei ging an Nusser/Thiele (Porsche 944, Baujahr 1984). In der Zwischenwertung nach der dritten Etappe lagen Vater und Tochter Huemer in ihrem Käfer dennoch weiter vorn.
Der vierte und letzte Tag war ein erneutes Wechselspiel der Wetterbedingungen. Fast frühlingshafte Temperaturen unten am Mittelmeer in Monte Carlo, Schnee oben am legendären Col de Turini. Strahlender Sonnenschein begleitete dann aber die verbliebenen Teilnehmer auf ihrem Weg via Olivetta, Perinaldo und der gesamten „Schleife“ durch Italien bis zum Hafen von Monaco, wo in Sichtweite der Zieldurchfahrt die letzte Gleichmäßigkeitsprüfung auf die Teilnehmer wartete. Auch diese Tageswertung ging an Drexel/Bielefeld vor Kahle/Göbel und Thaler/Volckmann. Aufgrund der ausgesprochen geringen Abstände von lediglich ein bis zwei Sekunden änderte sich an der Spitze der Gesamtwertung kaum noch etwas. Huemer/Huemer brachten ihren Vorsprung, knapp aber verdient ins Ziel. Zweite der Gesamtwertung wurden Drexel/Bielefeld vor Horst und Jörg Friedrichs aus Oberzissen in einem Opel Ascona A (Baujahr 1974). Der undankbare vierte Platz ging vor der bekannten Kulisse im Hafen von Monte Carlo an Kahle/Göbel vor dem Damenteam Barbara Ziegler/Dr. Gisela Giesche (BMW 2002 tii).Neben dem sportlichen Geschehen nutzte der bisherige Seriensieger Škoda die Gelegenheit gleich vier seiner Klassiker zu präsentieren. Subaru setzte parallel dazu auf Charme – mit der amtierenden Allrad-Lady Sandra Michel.
Text und Fotos: Bernhard Schoke