Erste Erfahrungen mit dem Audi A6

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Reifeprüfung bestanden: Der Werbespot zum neuen Audi A6 ist ein Remake der Schluss-Szene des Filmklassikers. Diesmal rettet Dustin Hoffman seine Tochter aus der Hochzeitszeremonie, natürlich mit dem A6. Im Autoleben besteht der neue A6 seine erste Reifeprüfung auf der Strasse mit Bravour. Schon optisch ist BMW der eigentliche Wettbewerber. Der A6 wirkt durch die coupéhafte Dachlinie und die gestreckte Form dynamisch. Der neue, große Kühlergrill bringt eine aggressive Spannung ins Design, ohne deshalb unelegant zu erscheinen. Die Stoßrichtung BMW wird im Interieur noch deutlicher. Während sich die Münchner gerade vom viel geliebten fahrerorientierten Armaturenbrett lossagen, kommt Audi genau damit auf den Markt. Eingefleischte BMW-Fahrer werden sich wohl fühlen hinter dem Volant des Audi. Das gilt erst Recht, wenn der Wagen fährt. Schon der große A8 gilt als sportlichstes Angebot seiner Klasse. Mit dem A6 setzt Audi diesen Anspruch nun eine Stufe tiefer fort.
Mit der weiterentwickelten Vierlenker-Vorderachse und der Trapezlenker- Hinterachse lässt der immerhin 4,92 m lange Wagen erstaunliche Kurvengeschwindigkeiten zu, ohne dabei unkommod zu werden. Die elektronischen Helfer in Form von ESP und Traktionskontrolle greifen nur dann ein, wenn die Antriebsenergie vom Reifen nicht mehr auf die Strasse gebracht wird. Das kann trotz Quattroantrieb passieren, denn vor allem der neue 3.0 V6 TDI hat Kraftreserven, die vor wenigen Jahren Rennwagen vorbehalten waren. Satte 450 Newtonmeter Drehmoment zerren ab 1.400 Umdrehungen an den Rädern und können in engen Ecken eben nur noch elektronisch eingebremst werden. Der erste Diesel der neuen 90-Grad-V6-Motoren-Familie ist die erste Wahl unter den Treibwerken des A6. Mit 225 PS (165 kW) beschleunigt er den Audi auf 243 km/h Spitze und in kaum mehr als 7 Sekunden auf 100 km/h. Dieseltypisch knauserig geht er mit dem Treibstoff um. Im Schnitt fließen 8,3 Liter durch die Piezzo-Düsen des neuen Einspritzsystems. Es ist anzunehmen, dass die Dieseldominanz beim europäischen Audi-Verkauf durch diesen Motor eher noch zunimmt.
Auch die beiden Otto-Sechszylinder sind neu. Der 3,2 V6 FSI mit 255 PS ist gewissermaßen der große Bruder des 2,4 V6 mit 177 PS. Der spielt bis zur Markteinführung des kleinen Vierzylinder TDI (2,0; 140 PS) die Rolle des Basismotors. Und er ist mehr als ausreichend, um die Sportlichkeit und den Reisekomfort des A6 zu genießen. Die Maschine dreht schnell und vor allem leise hoch, hat ausreichend Reserven und passt hervorragend zum Charakter des Autos.
Wer unbedingt mehr Leistung braucht, bekommt den A6 auch mit dem Achtzylinder, der schon im S4 seine sportlichen Meriten erworben hat. Die Wahl der Vernunft bleibt aber der 2,4 V6 oder natürlich der TDI. Die Kraftübertragung erfolgt über ein Sechsganggetriebe.
Schon die Basisausstattung des A6 ist ordentlich. Eine Klimaautomatik fehlt ebenso wenig wie ein CD-Radio, Licht- und Regensensoren oder das MMI-System. Wer nicht mit der Basis zufrieden ist, hat wie üblich, reichlich Gelegenheit das Auto aufzurüsten, beispielsweise mit Holz und Leder. Auch Navigation und Telefon muss man extra kaufen. Ab 33.000 Euro wartet der A6 mit dem 2,4-Liter-V6-Aggregat auf Kundschaft. Der 225 PS starke TDI ist ab 42.900 Euro zu haben, der Achtzylinder steht ab 60.000 Euro in der Liste.
Übrigens: Dustin Hoffman gibt es nicht als Sonderoption zu erwerben, Mrs. Robinson auch nicht.

Rund 70.000 A6 will Audi in diesem Jahr noch verkaufen. Ein Viertel der möglichen Jahresproduktion von etwa 180.000 Autos werden im ersten vollen Produktionsjahr nach China verkauft. Nicht ganz ein Drittel ist für deutsche Kunden geplant. Der US-Markt nimmt rund 15 Prozent der Produktion auf. Audi schätzt den Anteil der Dieselmotoren auf etwa 60 Prozent

(Text und Foto: Günter Weigel)

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