Rasende Rarität: Japaner können auch Sportwagen. Sogar richtig gut und richtig teuer. Allen voran fährt ab 2010 der Lexus LFA. Während Nissan mit dem 485 PS starken GTR zum unheimlichen gelben Porsche-Jäger avanciert ist, setzt die Nobelmarke Lexus von Branchenprimus Toyota mindestens eine Stufe höher an. Mit dem prolligen GTR will der Lexus LFA ebenso wenig gemein haben wie mit einem fast schon in Großserie hergestellten Porsche Turbo oder dem neuen Mercedes SLS. Der LFA misst sich bestenfalls mit den Sondermodellen von Ferrari, Lamborghini oder Aston Martin. Damit die Kundschaft gleich weiß, wo der Hammer hängt, haben die Japaner den Verkaufspreis ganz unbescheiden auf 375.000 Euro festgelegt. Dafür bekommt man sowohl einen Mercedes SLS wie auch einen Porsche Turbo und es bliebe noch Kleingeld beispielsweise für eine E-Klasse übrig. Der Preis sorgt also schon für eine gewisse Marktbeschränkung und erhöhte Exklusivität, die zudem durch die Limitierung auf lediglich 500 Exemplare noch erhöht wird.
Was bekommt man nun für den Gegenwert eines hübschen Einfamilienhauses? Zunächst einmal einen Sportwagen, der für die Rennstrecke konzipiert wurde. Seine Karosserie besteht aus Kohlefaserverbundstoffen und ist ähnlich strukturiert, wie man es von professionellen Rennwagen her kennt. Die flache Grundform kombiniert Lexus mit Fahrwerkselementen, die ihre extrem sportliche Daseinsberechtigung ebenso auf der Nordschleife des Nürburgrings unter Beweis gestellt haben wie der 4,8-Liter Zehnzylinder-V-Motor. Das Aggregat ist sehr kurzhubig und auf hohe Drehzahlen ausgelegt. Seine 412 kW/560 PS Leistung gibt er bei 9.000 Umdrehungen ab. Das maximale Drehmoment von 480 Newtonmetern steht erst bei 6.800 Touren bereit. Die intelligente Steuerung der Ventile sorgt trotzdem für eine alltagstaugliche Fahrbarkeit des Renners. Passend zu den hohen Kurvengeschwindigkeiten, die das exzellente Fahrwerk ermöglicht, verfügt der LFA über eine klassische Trockensumpfschmierung, damit auch bei großen G-Kräften die Schmierung der rasenden Zylinder immer gewährt bleibt. Der Motor klingt typisch für einen Zehnzylinder und erinnert an einen, der Straßenverkehrsordnung wegen gedämpften Formel-1-Motor. Dazu passt auch das sofortige Stoppen des Aggregats ohne jeglichen Nachlauf.
Die Kraftübertragung erfolgt über ein sequentielles Sechsgang-Getriebe, das zur besseren Gewichtsverteilung in Transaxle-Bauweise ausgeführt ist. Bei Bedarf erfolgen die Gangwechsel in nur 0,2 Sekunden und ermöglichen damit den Sprint auf 100 km/h in nur 3,7 Sekunden. Geschaltet wird ausschließlich per Paddel, einen Schalthebel klassischer Bauart sucht man vergebens. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 325 km/h. Für sich genommen sind die Werte beeindruckend, dennoch liegen sie in etwa auf dem Level der günstigeren Wettbewerber. Auf der Rennstrecke setzt sich der LFA aber ab, weil er konsequent auf schnelle Runden ausgelegt ist. Die Nordschleife absolviert der V10 in 7:30 Minuten, was für Serienfahrzeuge höchst beachtlich und nur schwer zu toppen ist. Dazu trägt auch das geringe Gewicht von nur 1.480 Kilogramm bei. Daraus resultiert ein Leistungsgewicht von 2,64 kg pro PS. Trotzdem ist der LFA kein spartanischer Supersportler. An Bord ist eine Komplettausstattung, die kaum Wünsche offen lässt. Darunter sind auch nette technische Spielereien wie ein Display, das sich nach Bedarf und Einsatz gestalten lässt. So ist das zentrale Rundinstrument, der Drehzahlmesser verschiebbar, damit man den Streckenverlauf danebenlegen kann. Die Verarbeitung ist schlicht superb. Trotz Leichtbau wirken die einzelnen Teile wie aus dem Vollen gefräst. Auch groß gewachsene Personen finden in den mannigfach verstellbaren Sitzen eine gute Sitzposition, um das Sportgerät sachgerecht bedienen zu können.
Ob der LFA seinen Preis wert ist, müssen die wenigen Auserwählten, die einen Besitzen werden, beurteilen. In Europa steht der einzige Vorführwagen übrigens in London bereit und Kaufinteressenten müssen mit Wartezeiten bis zu drei Jahren rechnen, ganz nach dem Motto: Willst du was gelten, mach dich selten.
Text und Fotos: Günter Weigel