Die Formel-1-Saison 2009 ist noch keine vier Wochen beendet, da wirft das Jahr 2010 schon mit Macht seine Schatten voraus: Mittendrin in den neuen Konstellationen für die kommende Rennsaison sind ein deutscher Hersteller, ein deutscher Fahrer und der amtierende Weltmeister. Das erste Fazit für die Formel-1-Saison lautet: Vieles wird nicht mehr so sein, wie es in diesem – nicht gerade ereignisarmen – Jahr gewesen ist.
Nach erfolgreichen Jahren mit McLaren wechselt Mercedes im nächsten Jahr den Partner: Der Mutterkonzern Daimler übernimmt die Mehrheit am amtierenden Konstrukteurs-Weltmeister, dem Brawn-Rennstall und baut um den deutschen Hoffnungsträger Nico Rosberg ein neues Werksteam mit möglichst großen Perspektiven auf. Der deutsche Automobilhersteller steigt als Mehrheitseigentümer (75,1 Prozent) bei Brawn ein. Diese 75,1 Prozent werden zu 30 Prozent von Mercedes-Partner Aabar und zu 45,1 Prozent von Daimler übernommen. Aabar Investments PJSC, ein aus Abu Dhabi stammendes Unternehmen, ist mit 9,1 Prozent der größte Anteilseigner am Daimler-Konzern.
Damit übernimmt Mercedes die absolute Kontrolle über das Team mit Sitz in Brackley. Teamchef bleibt wie bisher das ehemalige Ferrari-Superhirn Ross Brawn. Nico Rosberg wird als Frontman in eines der Cockpits wechseln. Nach den neuen Konstellationen wird Mercedes 2010 mit einem eigenen Formel-1-Team unter dem Namen Mercedes Grand Prix in klassischer Silberpfeil-Lackierung an den Start gehen.
Nicht nur ein deutscher Automobil-Hersteller schreibt derzeit Schlagzeilen in der Formel 1. Seit Dienstag ist auch klar, für wen der deutsche Formel-1-Pilot Timo Glock, dessen bisheriger Arbeitgeber Toyota sich aus der Formel 1 zurückgezogen hat, im nächsten Jahr fahren wird. Nach Sebastian Vettel (Red Bull) und Nico Hülkenberg (Williams) hat mit Glock der dritte Deutsche sein Stammcockpit für 2010 offiziell in der Tasche: Der Odenwälder wird im nächsten Jahr für den neuen Manor-Rennstall von John Booth an den Start gehen.
Der Hesse hatte angeblich auch mit Renault über einen Wechsel verhandelt, doch auch die Zukunft der Franzosen in der Formel 1 soll auf wackligen Beinen stehen. Mein Schritt wirkt vielleicht mutig, erklärt Glock seine Entscheidung für Manor, es sprechen aber sehr viele Argumente für das Team. Für mich als Fahrer war es wichtig, dass man mir zugesichert hat, ich könne in die Entwicklung des Fahrzeugs selbst Einfluss nehmen.
Neben Glock wird auch Weltmeister Jenson Button mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr in einem anderen Auto sitzen. Der Brite, der in diesem Jahr im Team von Ross Brawn seinen ersten WM-Titel errungen hat, soll noch in dieser Woche einen Vertrag bei McLaren für die neue Saison unterschrieben. McLaren bietet Button angeblich das doppelte Gehalt wie Brawn im vergangenen Jahr (geschätzte 3,5 Millionen Euro).
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Brawn, Renault