IAA 2009: Sportwagen der Extraklasse oder: Gelobt sei die Unvernunft

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Im Vorfeld der großen Automobilmessen wird – wohl auch des berühmten ruhigen Gewissens wegen – viel über ökologische Trends, über Umwelt-relevante Fahrzeuge und über grüne Technologien gesprochen. Sicherlich ist die Entwicklung solcher Fahrzeuge angesichts der Knappheit und der Endlichkeit unserer natürlichen Ressourcen von großer Bedeutung. Doch eine Automesse ist auch ein Schaufenster von blank geputzten, Chrom blinkenden, atemberaubend aufgemotzten und gestylten Automobilen, die einfach nur schön, schnell und optische Kracher sind. Der Großteil der – nicht nur jungen – Leute geht immer noch auf eine Autoausstellung, um sich von diesem Thema begeistern zu lassen. Und das geht natürlich mit einem sündhaft teuren Superflitzer wesentlicher leichter und angenehmer als mit einem noch so innovativen Ein-Liter-Spritspar-Auto. www.kues.de hat sich im Vorfeld umgesehen, was Frankfurt in Sachen Unvernunft in diesem Jahr alles Herrliche zu bieten hat.

Die hinreißendsten Teile edler Kunst des Sportwagenbaus kommen seit Jahren und Jahrzehnten aus Bella Italia. Einer der Hingucker unter den Supersportwagen dieses Jahres, die jedes Elektromobil mit der Wucht ihres Auftritts zurück in die Steckdose drängen, dürfte demzufolge auch der Ferrari 458 Italia sein. Der Nachfolger des F 430 protzt und glänzt mit einem Achtzylinder-Mittelmotor mit 4,5 Litern Hubraum und 570 PS. Dergestalt gerüstet soll der Zweisitzer in nicht einmal 3,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von 325 km/h erreichen.

Nicht weniger Faszination des Autolandes Italien als das Springende Pferd aus Maranello strahlt der Stier aus Sant'Agata aus: Aus der heilen (?) Welt der Besserverdiener und aus dem Reich der röhrenden Zehn- und Zwölfzylinder grüßt ein Lambo namens Gallardo LP 550-2 Valentino Balboni. Das 550 PS starke Lamborghini wird in einer auf 250 Exemplare limitierten Sonderserie produziert und ausschließlich mit Heckantrieb angeboten. Der Preis für den Super-Lambo liegt knapp unter 200.000 Euro.

Ebenfalls ins einer Stückzahl auf ein Minimum beschnitten ist die Grand Sport genannte offene Version des 1.001 PS starken Bugatti Veyron. Der über 400 km/h schnelle atemberaubende Zweisitzer soll gar nur 150 Mal gebaut werden. Schlappe 1,6 Millionen Euro soll das Gefährt kosten, das ja im Prinzip nichts anderes als ein VW ist. Wenn auch eben ein ganz Exklusiver. Die Voraussetzungen zum Erwerb eines solchen Straßenfegers sind übrigens nicht ganz so einfach: Die ersten 50 Käufer müssen nämlich schon einen normalen Veyron besitzen. Und auch der soll dem Vernehmen nach in der Basisausstattung teurer als der neue Polo mit allen Extras sein.

Und noch ein vierrädriger Jünger von der Po-Ebene: einer mit Dreizack, ein Tridente di Bologna: Maserati nämlich öffnet sein zweitüriges Coupé und zaubert daraus den Gran Turismo Spider mit Stoffverdeck und V8 Motor. Da müsste doch eigentlich für die Fraktion Reich und schön was Passendes darunter sein.

Doch auch deutsche Ingenieurskunst ist schon in das Traumland der Automobilkunst aufgestiegen. Und die kann sich richtig gut sehen lassen. Wer noch etwas Platz in seiner klimatisierten Garage hat, könnte sich dort beispielsweise den neuen Mercedes SLS AMG einstellen lassen. Der mondäne Silberpfeil soll nicht mehr und nicht weniger als die moderne Interpretation des legendären Flügeltürers 300 SL aus den 50er-Jahren sein. Auch der SLS der Moderne erhält aus diesem Grund die bekannten nach oben schwingenden und an weit gespannte Flügel erinnernden Türen. Technisch allerdings unterscheidet sich der Nachfolger erheblich vom Original: acht Zylinder, 6,3 Liter Hubraum, 571 PS, Höchstgeschwindigkeit 315 km/h. Dazu ein Preis von 165.000 Euro.

Und da gibt es ja auch noch die fränkische Konkurrenz mit den vier Ringen für die schwäbischen Prachtmobile. Audi soll angeblich eine Spyder genannte offene Version des R8 in Frankfurt als Premiere dem staunenden Publikum offerieren. Das Motorenprogramm dürfte das Gleiche sein wie in den geschlossenen R8-Versionen. Quasi als ökologisches Feigenblatt, werden die Ingolstädter ähnlich wie Mercedes mit dem SLS AMG vermutlich auch einen elektrischen R8 als Studie zeigen.

Text: Jürgen C. Braun

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