Test-Tour: Triumph Daytona/Triumph Speed Triple

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Doppeltest Triumph

Triumph des Dreizylinders – wer singt am schönsten?

Weltanschauungen gibt es viele. Vor allem, wenn es um Vorlieben bei Hobbys geht. Ganze Nächte vergehen, wenn Biker über Vorzüge und Nachteile verkleideter, unverkleideter Bikes, aufrechter und liegender Sitzposition und die Anzahl der für flotten Vortrieb nötigen Zylinder debattieren. Zu einem Konsens kommt es letztlich selten, denn wie heißt es so schön: Die Geschmäcker sind verschieden – immerhin ein Konsens.

Und dennoch: So ganz reizlos ist der Vergleich verschiedener Konzepte nicht und so stehen in diesem Vergleichstest der Dreizylinder-Motor von Triumph in zwei Ausführungen im Mittelpunkt. Die Engländer brillieren beim Bau der Drillinge seit Jahren und fanden über die Jahre nicht wenige Fans. Bei den Sportlern/Tourern kommen zwei Triples zum Einsatz: Die kleinere Variante mit 675 Kubikzentimeter Hubraum wird unter anderem in der vollverkleideten Daytona 675 eingesetzt. Und es gibt den Schwestermotor mit 1.050 ccm Hubraum in der unverkleideten Speed Triple.Was die beiden so unterschiedlichen Motorräder verbindet? Der Preis von rund 11.000 Euro.

Doch zunächst zu den Unterschieden: Während die Daytona mit 185 Kilo Gewicht und 124 PS daherkommt, wiegt die Speed Triple immerhin 207 Kilo, bietet aber auch 132 PS. Zudem sitzt man auf ihr sehr aufrecht, während die Daytona eine sportliche Verbeugung anmahnt – auch wenn es nicht reicht, hinter der flachen Frontscheibe Deckung zu finden. Hingegen thront man auf der Speed Triple aufrecht und ohne Scheibe und besitzt dank des breiten Superbike-Lenkers volle Kontrolle über die 2008 renovierte Tausender.

Der 675er-Treibsatz ist ein fulminantes Teil. Mit einer für diese Hubraumklasse ungeahnten Kraft schiebt er schon aus dem Drehzahlkeller gleichmäßig bis in höchste Regionen, die nach dem Feinschliff zur aktuellen Saison bei 13.900 Touren enden. Auf dem Weg dahin knurrt und singt der Dreizylinder, dass es einfach eine Pracht ist. Dabei bleibt er stets fein dosierbar und frei von Lastwechseln. In Verbindung mit dem sportlich harten, aber sehr fein ausbalancierten Fahrwerk und dem geringen Gewicht sowie den fest zupackenden Bremsen lassen sich Kurven nicht nur präzise ansteuern, sondern auch noch korrigieren, wenn es mit dem Ansteuern derselben mal nicht perfekt geklappt hat. Die Daytona ist zwar für die Rennstrecke ausgelegt, doch verzeiht sie auch auf der Landstraße einiges.

Ähnliches Lob verdient sich auch die Speed Triple. Zwar ist der Motor nicht so drehfreudig wie sein kleiner Bruder und geht akustisch auch etwas zurückhaltender zu Werke, doch überzeugt auch er mit kernigem Durchzug. Der Druck von unten kommt bei ihm freilich ausgeprägter – dem Hubraumvorteil sei dank. Im Schubbetrieb hingegen brabbelt er sich auf die nächste Kurve zu, als sei er sauer, dass die Beschleunigungsphase schon vorbei ist. Sonst aber hängt er sanft und sehr elastisch am Kabel, kommt weich von der Kupplung und ist dank breiten nutzbaren Drehzahlbands extrem benutzerfreundlich.Beiden gemein ist das exakte und auch über den Leerlauf hinweg problemlos schaltende Getriebe, wobei die Daytona im Gegensatz zur Speed Triple über eine Schaltanzeige im ansonsten identischen Armaturenblock verfügt. Nicht groß erwähnen muss man, dass Beifahrer auf der Daytona wenig erwünscht sind – das zu erahnen reicht ein Blick auf das schmale Sitzpad -, während die auf der Speed Triple recht bequem reisen – dank der aufrechten Sitzposition des Fahrers.

Wer nun aber glaubt, die Speed Triple sei ein ausgesprochener Cruiser, täuscht sich. Auch mit ihr lassen sich hohe Kurvengeschwindigkeiten realisieren – und dank der hoch gelegten Endtöpfe stört auch kein Blech. Der Topf der Daytona findet sich reinrassig sportlich unter der Sitzfläche – was man bei hohen Außentemperaturen und langsamer Fahrt auch spürt.

Für welchen Drilling entscheidet man sich? Die Antwort fällt schwerer als erwartet. Beide sind ihr Geld wert, man bekommt jeweils ein vorzügliches Motorrad. Letztlich wird es sich am Verwendungszweck entscheiden: Sportler oder naked bike? Eine ausgiebige Sitzprobe sollte man auf jeden Fall unternehmen.

Hans-Joachim Mag

Datenbox
Modell: Triumph Daytona 675
Motor: Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor
Hubraum: 675 cm3
Leistung: 91/124 kW/PS
Drehmoment: 72/11.600 Nm/U-min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 240 km/h
Radstand: 1.395 mm
Sitzhöhe: 840 mm
Gewicht vollgetankt: 190 kgVerbrauch: 5,5 l/100 km
Preis: 10.990 Euro

Datenbox
Modell: Triumph Speed Triple
Motor: Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor
Hubraum: 1050 cm3
Leistung: 97/132 kW/PS
Drehmoment: 105/7.550 Nm/U-min
Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
Radstand: 1.429 mm
Sitzhöhe: 815 mm
Gewicht vollgetankt: 207 kg
Verbrauch: 5,9 l/100 km
Preis: 11.440 Euro

Scroll to Top