Lkw unterwegs:
Sicherheitsrisiko oder „Dein Freund der Brummi“? (Teil 3)

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Im dritten Teil unserer Serie mit dem Thema Sicherheit bei Lkw und Nutzfahrzeugen geht es heute um die Ladungssicherung und die daraus resultierenden Folgen. Denn 40-Tonner, aber auch Mercedes Sprinter oder Fiat Ducato mit einer unsachgemäß oder nachlässig gesicherten Ladung sind wie eine fahrende Bombe auf unseren Autobahnen und Landstraßen. Das wurde vor allem beim praktischen Teil des Seminars des Deutschen Verkehrssicherheitsrates in Mülhausen (Thüringen) sichtbar. (siehe dazu Bilder links)

Mal ehrlich: Wer von uns schaut nicht einmal etwas besorgt, zweifelnd oder gar ängstlich zur Seite, wenn er auf der Autobahn mal wieder einen von diesen mitunter rumpelnden oder holpernden Dickschiffen überholt hat, die größtenteils auf den Autobahnen A2 oder A4 Richtung Osten unterwegs sind. Die EU-Erweiterung macht es (in manchen Fällen leider) möglich. Güter, aber auch Gefahrenpotenziale aus Rumänien, Bulgarien, Weißrussland, der Ukraine oder Litauen rauschen voller Ungemach über bundesdeutsche Autobahnen. Frei nach Franz Léhars Land des Lächelns: Doch wie's da drin aussieht, geht niemand was an. Denn da drin, im Innern des Lkw nämlich, sollte die Ladung so befestigt und verzurrt sein, dass sie weder für den Fahrer selbst, noch für andere Verkehrsteilnehmer zum fliegenden, tödlichen Geschoss wird. Und dies, um nicht den Eindruck des Vorurteils zu erwecken, bei allen schweren und leichten Nutzfahrzeugen. Auch bei deutschen Lkw, nicht nur bei denen aus Belarus und Umgebung.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) weiß aus der mitunter meist schmerzhaften Erfahrung mit vielen Unternehmen zu berichten, dass viel zu oft 40-Tonner oder ähnliche Fahrzeuge unterwegs sind, in deren Bauch es aussieht wie in einer unaufgeräumten Rumpelkammer oder schlimmstenfalls wie bei Hempels unterm Sofa. Seit 1994 beschäftigt sich der GDV mit dem Thema Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen. Eine Vielzahl von Schäden, so der Dachverband der Versicherer, und ein katastrophaler Ladungssicherungszustand auf Lkw-Ladeflächen, haben uns veranlasst, in diesem Feld tätig zu werden. Tägliche Warnungen im Radio vor Ladungsteilen auf den Straßen und Autobahnen, sowie die Ergebnisse von Schwerpunktkontrollen der Polizei zeugen auch heute noch davon, dass, so die Organisation, allem Anschein nach sich am Zustand der Ladungssicherung nichts verändert hat.

Immer noch seien gut 70 Prozent aller Ladungen, die gesichert werden müssten, nicht oder vollkommen falsch gesichert. (Anleitung siehe Bilder links.) Immer noch passieren etwa 2.500 Unfälle jährlich allein wegen schlechter oder nicht vorhandener Ladungssicherung und immer noch werden Menschen durch Ladung verletzt oder getötet, nur weil die Ladung nicht gesichert ist. Der Ausbildungsstand des größten Teils der Fahrer und Verlader ist Null oder nahe Null, sagt der GDV. Häufig fänden sich zwar Gurte auf den Fahrzeugen, die gegebenenfalls auch eingesetzt würden, aber häufig nur als Niederzurrung, die eine gute Sicherung gegen Wegfliegen nach oben ist, aber sonst ihre Wirkung verfehlt.

Regelmäßig treffe man bei Lkw-Kontrollen immer noch auf den Ausspruch: das Zeug ist ja so schwer, das kann sich doch gar nicht bewegen. Aber das ist eine falsche, oft tödlich endende Annahme. Denn: Auch die Ladung fährt mit 80 km/h über die Straßen und mit 20 km/h in die Kurve. Der Lkw hat gut profilierte Gummireifen, aber die arme Ladung steht barfuss auf der Ladefläche und weiß nicht, dass sie bremsen, oder um die Ecke fahren soll. Also muss sie gesichert werden.

Der GDV beteuert aber auch, dass viele Unternehmer mittlerweile im Begriff sind, das Thema Ladungssicherheit ganz oben auf der Prioritätenliste anzusiedeln. Theoretische und praktische Schulungen für Fahrer und Verlader, sowie Arbeitsanweisungen für die Mitarbeiter in Speditionen, fänden sich – Gott sei Dank – immer öfter. Auch die Fahrzeugbauer hätten das hochbrisante Thema Ladungssicherung mittlerweile entdeckt und böten technischen Lösungen, die das Sichern der zu transportierenden Güter erleichterten. Auch die Hersteller von Spanngurten oder ähnlichen Produkten zum Sichern der Ladungen hätten gute und konstruktive Ideen mit eingebracht.

So beruhigend dies vielleicht klingen mag, so bleibt dennoch eines fest zu halten: Jede noch so gut gemeinte Vorschrift, die der Sicherheit dient, ist nur so gut, wie das Verantwortungsbewusstsein derjenigen, die sie in die Tat umsetzen müssen. Theorie ja, aber ohne Praxis ist alle Theorie nur unnötiger und überflüssiger Papierkram. Und dann wird es weiter heißen: Doch wie's da drin aussieht, geht niemand was an.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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