Renault Scénic: Alles wird anders

Vor 26 Jahren erschien der erste Renault Scénic, gedacht für Familien mit Platzbedarf und Spaß am komfortablen Reisen mit besserem Überblick als in den normalen Limousinen. Er wurde zum Vorbild für viele andere, inzwischen aber hat der SUV-Boom diesen Mini-Vans weitgehend den Rang abgelaufen. Demnächst rollt der letzte Scénic vom Band, der größere Grand Scénic geht in die Verlängerung.

Aber: Der Name bleibt erhalten, bezeichnet aber künftig ein Auto, das mit dem Original von einst nichts mehr gemein hat. In einem Pariser Vorort ließ der neue Scénic die Hüllen fallen. Er wird in zwei Jahren nach den E-Tech-Modellen von Twingo, Zoe und Megane der vierte Renault-Pkw mit Elektroantrieb. Und er folgt der Grundform, die viele der neuartigen Stromer heute tragen, ob VW ID.3, Hyundai Ionic 5 oder auch der größere Bruder Renault Mégane E-Tech.

Viele der Details werden es nicht in die Serienversion schaffen. Dazu gehören die Türen, die sich nach der Kleiderschrank-Logik gegenläufig öffnen und so ohne mittlere Säule auskommen müssen. Das dürfte die Crash-Test-Regeln wohl kaum überstehen.

Auch das Innenleben mit dem fast rechteckigen Steuerhorn dient derzeit eher der Show ohne Realitätsbezug. Die vielen kleinen Zusatzbildschirme sollen Informationen bieten, die sonst in einem Zentralmonitor gebündelt werden. Neu ist sind auch Airbags, die sich um die Insassen wie ein Kokon um die Insassen legen.

Viel wichtiger als derartige Schaustücke ist das ernsthafte Vorhaben, den Scénic zum wirklich „grünen“ Modell zu machen. Dabei geht es um die zahllosen versteckten Materialien und Bauteile, die bei ihrer Produktion einen mehr oder weniger großen CO2-Fussabdruck hinterlassen. Beispiele sind der Fußboden aus recyceltem Plastik von Milchflaschen oder Kunststoffrohren sowie alle Aluminiumteile des Scénic. Das gleiche gilt zu 95 Prozent für den verwendeten Stahl. In Summe werden zu 70 Prozent recycelte oder erneuerbare Materialien verwendet. Ziel ist es auch, dass 95 Prozent der Teile nach Ende eines Scénic-Lebens wiederverwertbar sein werden.

Die technischen Daten des neuen Kompakt-Renaults sind noch weitgehend Verschlusssache. Überraschend aber ist eine neue Technik, die skeptischen Kunden den Umstieg aufs E-Auto schmackhaft machen soll. Dabei geht es um die Reichweiten-Angst, immer noch ein Argument der Strom-Verweigerer. Die Top-Version soll eine Art Hybridantrieb an Bord haben, aber keinen zusätzlichen Verbrennungsmotor. Sondern:. Der Scénic wird eine hinter der Batterie montierte Brennstoffzelle an Bord haben, die 16 kW/22 PS leistet und mit grünem Wasserstoff aus einem Tank unter der Fronthaube betrieben wird. Der damit erzeugte Strom dient nicht direkt dem Antrieb, sondern ist nur für das Nachladen der Batterie zuständig. So will Renault die elektrische Reichweite der 40 kWh-Batterie auf bis zu 800 Kilometer erweitern. Geht der Vorrat an Wasserstoff zur Neige, kann in weniger als fünf Minuten an einer H2-Zapfsäule nachgetankt werden.

Fotos: Renault

Scroll to Top