Detroit Motor Show 2008

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Cowboys, Autos, Cowboy-Autos und E-Motoren: In den Parkbuchten rund um die Cobo-Hall, dem Messegelände der North American International Auto Show (NAIAS) konnte man mit einer Mercedes E-Klasse auf den für Kompaktfahrzeuge vorgesehenen Stellflächen parken. Schließlich ist die Businesslimousine im Norden der USA eher ein Kleinwagen. Zumindest wenn man sie mit den riesigen Trucks vom Schlage des Ford F 150 vergleicht. Das meistverkaufte Fahrzeug auf dem US-Markt wurde zur Freude der amerikanischen Medien dieses Jahr neu vorgestellt. Unter der Prämisse: Wir haben uns genau angesehen, was unsere Kunden wollen, entstand der Truck, der die angeschlagene Ford Company aus dem Schlammassel ziehen soll.

Nun könnte man meinen, die Kunden hätten ihre Pick-ups in Summe gerne etwas sparsamer, schließlich sind die Spritpreise in den USA noch weitaus stärker gestiegen als in Deutschland. Aber weit gefehlt. Ford macht den F 150 etwas länger, weil die Käufer mehr Platz in der Kabine wollen und ansonsten darf alles so bleiben. Der Cowboy an sich ist eben konservativ. Dass die Pick-ups vor allem im Land der Cowboys, nämlich im Staat Texas glänzen, konnte man auch am Messeauftritt von Dodge sehen. Dort trieb man mit dem neuen Dodge Silverado gleich eine ganze Kuhherde zum Messegelände. In Texas liegt der Marktanteil der Pick-ups bei rund 25 Prozent. Mindestens 15 sind es sogar in den urbanen Regionen der Ost- und Westküste. Mit diesen Lastwagen verdienen die großen drei des US-Automarktes, also GM, Ford und Chrysler Geld, das sie mit ihren übrigen Aktivitäten wieder verlieren. Kein Wunder also, das den Pick-ups besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Der Spritverbrauch spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Noch immer bestimmen große Achtzylinder-Benziner das Motorenangebot in diesem Segment, als ob die Klimadiskussion noch nicht bis Detroit vorgedrungen wäre. Immerhin soll der neue Ford F 150 jetzt eine Meile mehr mit der Gallone Benzin fahren können. Rund 17 Liter genehmigt sich das Schiff aber dennoch.

Wie man Pick-ups mit moderner Technik bauen könnte, zeigt Toyota, immerhin die Nummer zwei auf dem US-Markt und aktuell größter Hersteller weltweit. Die Studie A-BAT vereinigt die Pick-ups-Wünsche der US-Kunden mit moderner Hybridtechnik und schrumpft das ganze um eine Nummer ohne die wichtige Transportkapazität merklich einzuschränken. Ein solches Auto nutzt dem Weltklima mehr als der Öko-Ferrari, der ebenfalls in Detroit zu sehen war. In zarten Grün stand auf der Fronthaube des Flitzers schlicht Bio-Fuel, als kleines Zugeständnis an den Zeitgeist.

Die deutschen Hersteller spielten in Detroit dezent, aber kompetent auf. Volkswagen präsentiert den Passat CC. Das viertürige und sehr elegante Coupé ist ein Auto für sportive Menschen mit Gefühl für gutes Design. Dass solche Konzepte funktionieren, hat Mercedes bereits mit dem CLS vorgemacht. Die Stuttgarter zeigen den GLK als Studie. Der kompakte SUV tritt ab Herbst auf dem Markt als Konkurrent von Fahrzeugen wie dem BMW X3 an. Außerdem wird das Angebot an Bluetec-Dieselmodellen weiter ausgebaut. Audi beweist den amerikanischen Kunden, dass man mit Dieselmotoren sogar Supersportwagen bauen kann. Der R8 mit einem Zwölfzylinder-Selbstzünder an Bord ist in diesem Segment eine echte Novität. Außerdem feiert der Audi TTS, die Sportversion des TT ihre Premiere in der Cobo-Hall. Bei der Opel-Mutter GM steht die neue Kooperation mit einem großen Ethanol-Hersteller im Mittelpunkt des Interesses. Dazu passt auch die Studie Saab 9-4x Biopower. Der Designer-SUV aus Schweden hat einen Vierzylinder-Turbomotor, der auf die Verbrennung von E85, also hochprozentigem Pflanzenalkohol, ausgelegt ist. Opel ist in Detroit unter dem Label Saturn zu sehen. Die auf der IAA gezeigte Studie Opel Flextrem wurde in Detroit kurzerhand zum Saturn umgelabelt, was der Innovationskraft des elektrischen Antriebs aber keinen Abbruch tut. Der europäische Zweig von Ford ist mit der Studie einer Stufenheck-Version des Fiesta-Nachfolgers Verve zu sehen, die später in den USA und in Asien Kunden gewinnen soll. Man kann auch bei Ford schließlich mehr als Pick-ups.

(Text: Günter Weigel)

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