Buchtipp der Woche

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Rainer Jund, Armin Birk, Markus Heufelder: Das 1×1 der Prävention. Rivaverlag; 24,90 Euro.

Na, das ist aber mal marketingtechnisch clever – könnte man beim Lesen dieses Titels denken: Prävention – bei Oma hieß das früher Vorbeugen ist besser als heilen. Also: Schal anziehen, bevor man bei schlechtem Wetter nach draußen geht, öfter mal einen Apfel zwischendurch essen wegen der Vitamine (die Obstschale in Omas Wohnzimmer war ja nicht bloß zum Anschauen da) – und so weiter.

Freilich: Die Zeiten haben sich geändert. Wer heute gesund bleiben will, muss doch einiges mehr beachten. So legt das Autorenteam dieses Ratgebers – allesamt Mediziner! – zum Beispiel großen Wert auf regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Und vieles, allen voran die ersten Vorboten ernster Erkrankungen, sieht nun mal nur der Doc mit den entsprechenden Geräten (und dem Wissen dazu, versteht sich).

Dabei bleibt für den Laien noch genug zur Prävention zu tun. Stressvorbeugung etwa nehmen die Autoren überaus wichtig. Ein Schritt dazu ist gar nicht zu schwer – auf den Wechsel von Anspannung und Entspannung im Innenleben zu achten. Dabei fällt besonders positiv auf, dass die Autoren in Zeiten der Informationsgesellschaft dem Leser die Illusion eines streßfreien Lebens gar nicht erst vermitteln. Er ist ein hinzunehmendes Phänomen unseres Alltags, nun kommt es darauf an, mit ihm angemessen umzugehen.

Zum Beispiel durch Stress-Fressen als Ausgleich? Klare Antwort: Ja – es kommt darauf an, was man so zu sich nimmt. Aus der Vielzahl gängiger Ernährungskonzepte greifen die Autoren die Orientierung am glykämischen Index heraus. Der richtet sich danach, wie das Verzehrte den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt, je langsamer, desto besser. So kommt eine Rippe Bitterschokolade (Kakaogehalt 70 Prozent und mehr) wesentlich besser weg als die üblichen Schleck-Riegel. Auch eine Hand voll Nüsse ist als Imbiss besser als ihr (Kalorienbomben)-Ruf. Fazit: Je ausgeglichener der Blutzuckerspiegel, umso unwahrscheinlicher werden Heißhungerattacken. Glaubwürdig? Durchaus, ein Versuch im Falle sich hartnäckig haltender Speckpolster ist es allemal wert. Mit ärztlicher Hilfe, denn den Arztkontakt ersetzt auch dieses Druckwerk nicht.

Für Frauen halten die drei Autoren übrigens eine tröstliche Erkenntnis bereit: Ging die Medizin über Jahrzehnte davon aus, dass nur sie von den sogenannten Wechsel-Jahren betroffen sind, setzt sich längst die (an sich völlig logische) Erkenntnis durch, dass die Hormonproduktion des Menschen nicht von der Geschlechtszugehörigkeit abhängt. Und so bekommen die Männer hier – im wahren Wortsinn – ihr Fett ab: Mit den Jahren sinkt die Produktion von Testosteron und dem verwandten DHEA. Das Resultat zeigt sich, so die Autoren, in Form der leidlich bekannten Schwimmgürtel, die in der Freibadsaison überhaupt nicht willkommen sind. Auch innere Ausgegelichenheit, Schlaftiefe und andere Faktoren der Lebensqualität werden von den Hormonen wesentlich mit gesteuert. Mängel können festgestellt und gegebenenfalls ausgeglichen werden. (Bei intakter Hormonproduktion freilich taugt eine gesteigerte Hormongabe keineswegs als Wunderwaffe gegen Disziplin im Alltag).

Mit ihrem Ratgeber orientieren sich die Autoren an Erkenntnissen, die allgemein noch nicht allzu bekannt sein dürften. Vorbeugen kann demnach nur, wer sich kundig macht und mehr in die Gesundheit investiert als den gelegentlichen Apfel zwischendurch. Das ist aufwändig, aber eine Beschäftigung mit dem Thema zumindest sinnvoll. Denn wer wollte das nicht – älter werden und fit bleiben (ohne gleich wieder zwanzig zu werden?

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