CD-Tipp der Woche

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Robert Long: Seine Lieder. (Sound of the Seas/Conträrmusik)

Wer die Veröffentlichungen von Robert Long in die Regale der Läden zu räumen hatte, sah sich vor eine schwierige Aufgabe gestellt: Liedermacher? Chansonnier? Schlagersänger? Jede dieser Einordnungen traf ein wenig zu, aber nie voll und ganz, Schubladen waren seine Sache nicht. In den Niederlanden war Robert Long (der diesen Künstlernamen wegen der Einfachheit ebenso gewählt hatte wie als persönliches Attribut zu seinen 1,92 Metern) seit 1974 eine feste Größe als Sänger, Liedschreiber, Theatermann und Moderator.

Seine Lieder waren mutig, aber nicht aufgesetzt herausfordernd. Seine Texte waren eingängig, aber keine leicht zu konsumierende Wörterware. Und bei aller thematischen Bandbreite blieb er in seinen Aussagen klar und deutlich.

Über Umweltschutz (als der noch längst nicht schlagzeilenversprechend en vogue war), sang er in Feste, Jungs!. Morgen sind wir tolerant nimmt sich eines Modeworts vieler sich fortschrittlich wähnender Menschen an – und den Kehrseiten dieses vermeintlich so wohlklingenden Wortes. Stark sein, die Bescheibung einer schmerzhaften Trennung, handelt von der unendlichen Traurigkeit, die verlassene Menschen nun einmal fest in den Klauen hat, zumindest eine Zeitlang.

Ehrlichkeit war der rote Faden in Robert Longs Werk. Nichts verschweigen, nichts verschämt unter den Tisch kehren, aber immer auch eine tröstliche Perspektive aufzeigen – diese Maxime hat ihm über lange Jahre eine treue Fangemeinde gesichert, selbst wenn über Jahre hinweg keine Veröffentlichung in deutscher Sprache erschien. Dass er in den Niederlanden wie in Deutschland mit der eigenen Homosexualität offen, aber nicht zur Schau stellend umging, hat ihm vielleicht auch den ganz großen Durchbruch hierzulande verwehrt. Alles andere freilich hätte zu Robert Long nicht gepasst.

2004 erschien wieder eine CD in deutscher Sprache: Lange genug jung behandelte schon im Titellied den Jugendwahn unserer Zeit – und den damit verbundenen Irrsinn, kritisch, verschmitzt und doch noch tröstlich. Robert Long zeigte sich in Hochform, wie 1979, als er sich anschickte, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Sein deutscher Co-Texter Michael Kunze übersetzte, ebenfalls wie 1979, kongenial. Im Booklet schrieb Robert Long mit dem für ihn typischen selbstironischen Augenzwinkern über seine Pläne für die nächsten Jahrzehnte.

Die hat er nicht mehr verwirklichen können. Am 13. Dezember 2006 ist Robert Long an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Das kleine, feine Label conträrmusik hat sowohl eine Zusammenstellung seiner besten Lieder in deutscher Sprache wie auch Lange genug jung im Programm.

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