Frage: Ich möchte ein gebrauchtes Fahrzeug kaufen. Woran erkenne ich eine Tachomanipulation?
Antwort von Hans-Georg Marmit, Kraftfahrzeug-Experte der Sachverständigen-Organisation KÜS:
Eine Tachomanipulation ist leider nicht auf den ersten Blick als eine solche zu identifizieren. Es gibt aber Anhaltspunkte, die Käufer stutzig werden lassen sollten. Beim Kauf eines Gebrauchten, besonders wenn man nicht mit einem Händler oder einer Werkstatt mit Garantiezusage einig wird, sollte man daher neben einer gesunden Skepsis auch seine Sinne nutzen.
Seriöse Verkäufer weisen ein Serviceheft vor. Hier sind unter anderem Inspektionen, Ölwechsel und Servicemaßnahmen samt den entsprechenden Kilometerständen aufgeführt. Passen die Kilometerangaben zum Fahrzeug und zum Tachostand? Oder zeigt der Tacho einen geringeren Kilometerstand an als im Serviceheft vermerkt? Am besten man begutachtet auch das Serviceheft sorgfältig, denn auch diese können gefälscht werden. Ein besonderer Blick gilt der Ausgestaltung der Einträge, sind Schriftbild, Stempel, Farbe und der Name der ausstellenden Person immer gleich und wie aus einem Guss, ist das ein Indiz, dass das Heft nachträglich angelegt wurde.
Wenn kein Serviceheft vorhanden ist, sollten zumindest Werkstattrechnungen oder Berichte der HU-Untersuchungen vorliegen. Auch diese werden in der Regel mit Kilometerangaben ausgefertigt. Gibt es überhaupt keine Dokumentation zum Fahrzeug, kauft man es besser nicht.
Manchmal finden sich im Motorraum oder in der Türfalz Aufkleber, die auf den nächsten Servicetermin oder Ölwechsel hinweisen. Darauf ist auch ein Kilometerstand vermerkt. Sind diese Angaben stimmig mit dem Tachostand?
Außerdem sollte man sich den Innenraum genau ansehen. Wie ist der Zustand vom Lenkrad, Schaltgriff oder den Sitzen? Passt der Verschleiß zum Tachostand? Wieso ist das Lenkrad so abgegriffen, der Schaltgriff so abgenutzt oder die Sitze so durchgesessen, obwohl das Fahrzeug doch vermeintlich erst so wenige Kilometer bewegt wurde? Zu neu sollten Lenkrad und Co. auch nicht aussehen. Werden diese vom Verkäufer vor den Verhandlungen ausgetauscht, könnte dies auch ein Hinweis auf Vertuschung einer Manipulation sein.
Last but not least: Interessenten sollten auf einem Gebrauchtwagencheck bei einer vertrauenswürdigen Werkstatt, bei einem Automobilclub oder bei einer Prüforganisation bestehen. Hier werden u.a. Karosserie, Brems- und Abgasanlage oder Motor und Getriebe genauer unter die Lupe genommen. Spätestens bei dieser Begutachtung wird klar, ob der Zustand des Fahrzeugs zum Kilometerstand passt – und natürlich, ob das Fahrzeug überhaupt verkehrssicher ist und sein Geld wert ist.