Bücher und CDs: Vier Highlights zum Jahresende

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Zum Jahresabschluss sollen an dieser Stelle noch je zwei Bücher und CDs erwähnt werden, die – wie wir finden – aus wirklich ganz besonderen Gründen eine solche Erwähnung verdienen.

Dass Charles Dickens' Oliver Twist in diesen Tagen in fast aller Munde ist, hat gute Gründe: Kein Geringerer als Roman Polanski Dickens ruft mit seiner Verfilmung den Roman des englischen Schriftstellers in Erinnerung. Und wer die Geschichte des Waisenjungen Oliver Twist gesehen hat, mag den Film auch als Einladung zum (Wieder)Lesen verstehen. Der Roman – übersetzt von Gustav Meyrink – hat ja den Unterschied zum Film, dass die Bilder im Kopf von Leserinnen und Lesern entstehen. Und dass die hier beschriebenen Schwierigkeiten alles andere als nur Geschichten einer vergangenen Zeit sind, machen viele Schlagzeilen unserer Zeit immer wieder deutlich.(Charles Dickens: Oliver Twist; Diogenes Verlag; 9,90 Euro)

Während Charles Dickens ein durch und durch ernstes Thema öffentlich gemacht hat (und deshalb bis heute als wegweisender Schriftsteller gilt, wenn es darum geht, soziale Mißstände sachlich und anrührend zugleich darzustellen), nimmt Bodo Mrozek eine sehr amüsante Angelegenheit unter die Feder: Sprache wandelt sich im Laufe der Zeit, das ist logisch – aber wer kümmert sich, bitteschön, um die vom Aussterben bedrohten Wörter, die dieser natürlichen Wandlung zum Opfer fallen? Früher gab es zum Beispiel Blaustrümpfe – das waren keine farbenfrohen Beinkleider, sondern junge Damen, die ihren Ehrgeiz mehr im beruflichen Vorankommen denn in der Beschränkung auf Gehmahl, Kinder und Haushalt sahen. Eine solche Zielsetzung sahen viele Zeitgenossen gar nicht gern – war doch die weibliche Emanzipation noch in weiter Ferne. Das war einmal, und so ist eben auch der Blaustrumpf aus der Mode gekommen. Bodo Mrozek listet weitere Wörter auf, denen es schon bald so gehen könnte. Der Jutebeutel etwa – ein Prachtstück auf dem Höhepunkt der Ökobewegung. Oder die Wählscheibe – weiß heute überhaupt noch jemand, dass Telefone irgendwann einmal wirklich und wahrhaftig keine Tasten hatten? Und so weiter… (Bodo Mrozek: Lexikon der bedrohten Wörter; Rowohlt Taschenbuch Verlag rororo; 8,90 Euro).

Zu den besonders beeindruckenden CD-Debüts des Jahres gehört das von Arcade Fire (Funeral, Rough Trade). David Bowie, Eric Clapton und David Byrne etwa zählen zu den Fans der Band. Das heißt schon was! Arcade Fire kommen aus Montreal und wirbeln so ziemlich alle Musikstile durcheinander, die es irgendwann einmal gegeben hat. Das quietscht, quetscht, fiedelt und bleibt garantiert im Ohr.

Und dann war da ein Jubiläum für ein ganz besonderes CD-Label: Marsch der Minderheit – 40 Jahre deutsches Lied bei Pläne nennt das Unternehmen sinnigerweise die Jubiläums-Doppel-CD in eigener Sache. Will heißen: Was bei großen Konzernen nicht unbedingt gerne gesehen wurde, was als zu unkonventionell und zu unkommerziell befunden wurde, fand bei Pläne ein Forum. Und so finden sich auf dieser Doppel-CD u. a. der Schauspieler Hanns Ernst Jäger, die Sängerin Anne Haigis, Lok Kreuzberg – und natürlich Vater und Sohn Degenhardt (Jan ist, wie Franz-Josef, Jurist und Liedermacher zugleich geworden) sowie Hannes Wader.

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