Erste Erfahrungen: Mercedes R-Klasse

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Ein bisschen seltsam mutet es schon an, dass Mercedes die neue R-Klasse als großen Bruder der kleinen B-Klasse bezeichnet. Beiden gemein ist die Klassifizierung als Sports Tourer – Autos also, die in der Mercedes-Markenwelt Passagiere und (sperriges) Gepäck in einer möglichst aktiv verbrachten Freizeit hin und her befördern. Während die B-Klasse ein Derivat der A-Klasse ist, baut die R-Klasse auf der Technik der M-Klasse auf.

Die R-Klasse wird in den USA gebaut, dort soll sie auch das Gros ihrer Interessenten finden. In der Langversion misst sie stolze 5,15 m, bietet vier Personen luxuriöse und weiteren immerhin ordentliche Platzverhältnisse. Allein beim Gepäck muss man sich bei voller Besetzung bescheiden. Für Europa baut Mercedes eine kürzere Version.

Die R-Klasse ist kein Van und kein Kombi. Zwischen beiden angesiedelt, bedient sie in erster Linie eine nicht mehr ganz junge Klientel, die Reisekomfort ebenso wie großzügige Innenraumverhältnisse beansprucht. Der Begriff Sports Tourer, bei der R-Klasse durch ein vorangestelltes Grand der Fahrzeuggröße angepasst, will nicht so Recht zum gediegenen Charakter des Wagens passen. Auch fragt sich der Betrachter, welche Sportarten denn hier ihren Platz finden sollen – das Golfen womöglich ausgenommen. Es spielt im Grunde auch keine Rolle. Schließlich zielt der Begriff Sport im Zweifel dann doch auf ein jüngeres Publikum, und genau so sehen sich die Käufer im eventuellen Zweifelsfalle gerne. Abseits solcher Marketingüberlegungen ist die R-Klasse ein ziemlich elegantes Auto, gemessen an der Größe. Die R-Klasse schafft es, Wettbewerber wie den BMW X5 noch gerade zierlich erscheinen zu lassen, ohne selbst ein plump wirkendes Bild abzugeben. Sitzposition und Bedienelemente ähneln denen der M-Klasse. Der Schalthebel ist am Lenkrad, das schafft Platz in der Mittelkonsole. Selbst in der zweiten Reihe sitzt man als langer Mensch mit übereinander geschlagenen Beinen gut. Das Ladevolumen fürs Gepäck variiert zwischen golfmäßigen 314 Litern bis hin zu rekordverdächtigen 2.385 Litern.

Einmal in Fahrt, betört die R-Klasse Fahrer und Passagiere mit ihrer Anwendung des American way of Driving. Alles geht leicht, das Fahrwerk ist weich gefedert, die Cup-Holder sind großzügig abgemessen. Die Motorleistung wird über die bekannt gute Siebengang-Automatik an alle vier Räder übertragen. Der 3,5 Liter Einstiegsmotor mit 272 PS/200 kW müht sich redlich, die 2,2 Tonnen sogar bei kurvigem und hügeligen Geläuf in Schwung zu halten. Souveräner ist der alte R 500 mit 306 PS. Für amerikanische Highways passen sie beide. Die europäische Kundschaft ist mit dem Diesel, der ab dem Frühjahr 2006 erhältlich sein wird, sicher besser bedient, zumal die Benziner durchaus zum Trinken neigen, so wenn man sie herausfordert. Im Schnitt flossen bei ersten Ausfahrten in der Schweiz gute 15 Liter durch die Einspritzdüsen. Nominell liegt der Verbrauch bei 11,5 Litern für den R350 und 13,3 für den R500. Auf deutschen Autobahnen rennt der Tourer notfalls 230 km/h bzw. 245 km/h. Der Diesel schafft später 222 km/h und soll 9,3 Liter verbrauchen.

Die R-Klasse kommt in diesem Herbst in den amerikanischen Handel. Die Europäer müssen sich noch bis zum Frühjahr 2006 gedulden. Der Preis soll circa auf dem Niveau eines gut ausgestatteten E-Klasse Kombis mit Allradantrieb liegen. Das bedeutet: Mit rund 65.000 Euro muss rechnen, wer sich für den Achtzylinder interessiert. In den USA startet der R350 unter 50.000 Dollar.

Text: Günter Weigel

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