Buchtipp der Woche

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Santo Cilauro, Tom Gleisner, Rob Sitch: Molwanien.
Heyne Verlag; 14,90 Euro.

Wir waren schon fast überall einmal zu Urlaubszwecken, und ausgerechnet in diesem Jahr ist in unserem Lieblingshotel an unserem Lieblingsort kein Platz mehr frei. Wohin denn nun? Mögliche Alternative: Eine Reise nach Molwanien würde man mit Sicherheit nicht vergessen. Molwanien: Ein Land, in dem nahezu an jeder Ecke Knoblauchschnaps ausgeschenkt wird (an Touristen vorzugsweise). Ein Land, in dem raue Sitten herrschen (im Straßenverkehr insbesondere). Ein Land, das sich traditionsbewusst gibt (bei Hochzeitsfeiern insbesondere). Letzteres zeigt sich zum Beispiel darin, dass die Braut – bevor sie das feierliche Gewand anlegt – mit Hilfe von flüssigem Wachs enthaart wird. Glaubt man den Autoren, so kann diese Prozedur sich mitunter auf mehrere Tage erstrecken.

Kurzum, wer nach Molwanien reisen würde, könnte sich vieler Erlebnisse sicher sein, die es im üblichen Tourismus garantiert nicht gibt. Es wäre ziemlich sicher von einer Unterbringung in einem Hotel auszugehen, das mit dem Begriff Betonbunker noch geschmeichelt beschrieben wäre. Die gesammelten Besonderheiten, die hier fotografisch festgehalten werden, machen wahrlich Appetit auf einen Aufenthalt in Molwanien!

Die Sache hat nur einen Haken: Den Reiseführer Molwanien gibt's schon, aber ds Land dazu noch nicht. Nein, dieser Reiseführer ist schlicht eine Satire zum Schieflachen. In seiner Aufmachung wirkt er so täuschend echt, dass er in der Reiseabteilung einer Buchhandlung kaum als unecht auffiele. Höchstens der alte Mann auf dem Titelfoto könnte den Betrachter auf die Idee bringen, dass das mit Molwanien vielleicht nicht ernst gemeint ist.

Molwanien ist nichts zum Hinfahren, zum Darüber-Lachen umso mehr. Die Autoren haben von A bis Z ein komplettes Ländchen erfunden, und ihr Kunstgriff besteht darin, dass man schon mehrmals hinsehen muss, um die Gags zur Gänze zu erkennen. Eine Hauptstadt, die Lutenblag heißt – das könnte doch durchaus sein in einer Welt, in der kaum ein Fleckchen Erde noch nicht touristisch erschlossen ist. Und auch dies ist wohl ein Zweck des Buches: Die Individual- und die Massentouristen – sie alle bekommen ihr Fett ab. Wer also in den Sommerferien zuhause bleibt, aus welchen Gründen auch immer, muss angesichts der Urlaubssaison keinerlei Neidgefühle entwickeln: Ein gemütlicher Sessel, ein kühles Getränk und eine gedankliche Reise nach Molwanien mit dem Reiseführer in der Hand – das ist echter Urlaub.

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