In den Anfangsjahren des Automobils stellte der Kutschwagenbauer noch Auto-Karosserien her, mit dem Beginn der Fließbandfertigung vor gut einem Jahrhundert schraubten oder schweißten Arbeiter an den Montagebändern, später wartete und reparierte der Kfz-Schlosser das Automobil. Heutige Ausschreibungen in der Automobilindustrie lassen den Laien ratlos zurück, nicht nur wegen der englischen Formulierung: Was hat ein Data Scientist, Roboticist oder ein Natural Language Processing Experte mit der Herstellung eines Automobils zu tun? Selbst in den Werkstätten sind Themen wie Digitalisierung oder E-Mobilität längst Alltag geworden und haben sich einschneidend auf die Berufsbilder ausgewirkt.
Wenn künftige Generationen von VW-Modellen perfekt aufs Wort hören, dann haben Berufe wie der Natural Language Processing Experte einen nicht geringen Anteil daran: Ein Team aus Informatikern und Kognitionswissenschaftlern trainiert am Data Lab des VW-Konzerns Computer darin, zu verstehen, was Menschen sagen und meinen. Maria Niessen und ihr Team füttern Programme dazu mit Daten, lassen sie auf dieser Basis lernen, und korrigieren, wenn es nötig wird. Die Methode nennt sich „maschinelles Lernen“. Das Team erforscht Systeme, die Sprache nicht nur erkennen und einordnen können, sondern den Wunsch des Schreibenden oder Sprechenden erkennen und ausführen. In der Praxis Anwendung finden kann das zum Beispiel in der Bedienung künftiger Autos, die möglichst ablenkungsfrei per Spracheingabe bedient werden sollen.
An den weiteren zukunftsträchtigen Themen Automatisierung und Vernetzung arbeiten allein beim Automobilzulieferer Bosch mehr als 25.000 Softwareexperten gemeinsam mit Maschinenbauern, Elektrotechnikern und Physikern. Anfang der kommenden Dekade sollen die ersten vollautomatisierten Autos auf die Straße kommen. Ist es soweit, muss das automatisierte Fahrzeug immer wissen, was um es herum passiert: Unzählige Umfeldsensoren scannen ständig die gesamte Umgebung, messen und sammeln Daten. An der Software dieses Systems arbeitet beispielsweise Bosch-Entwicklungsingenieurin Yodit Tessema. Für verschiedene komplexe Szenarien, die im Straßenverkehr vorkommen können, entwickelt ihr Team die entsprechenden Funktionen. Wichtig ist dann auch, dass sich ein automatisiertes Auto genau lokalisieren kann. Daran arbeitet unter anderem der Roboticist: Er implementiert bei dem mobiler Roboter „Auto“ Funktionen, wie die Daten von Kameras, Radar- und Lidar-Sensoren kombiniert werden können. Algorithmen und Methoden aus der Robotik sind hierbei die Basis, die für das spezielle automotive Umfeld erweitert wird.
Weitere Beispiele: Data Scientists helfen Ingenieuren dabei, Daten aus Testfahrten auszuwerten, ein Cloud-Architekt bringt Anwendungen wie den Modellkonfigurator in online verfügbare Speicher, damit sie schneller und sicherer funktionieren und eine UX-Designerin sorgt dafür, dass eine Auto-App leicht und verständlich bedienbar ist.
Neben dem Werkstattwagen gehört heute auch der eigene Rechner zum normalen Arbeitsgerät des Mechatronikers. Über ihn halten sich die Fachleute auch ständig selbst auf dem Laufenden: Der Hersteller schickt über die Informationssysteme regelmäßig Updates, zu einer neuen Software beispielsweise. Für die Mechatroniker gibt es immer wieder kleine Lerneinheiten, zum Beispiel für den Relaunch bei neuen Fahrzeugtypen.Seit 2013 spezialisieren sich Azubis bei in der Mechatroniker-Ausbildung, unter anderem in der System- und Hochvolttechnik, wo sie auch den Umgang mit Hybrid- und Elektrofahrzeugen lernen.
Text: Hanne Schweitzer/SP-X
Fotos: Bosch, Volkswagen