Mit einem neuen Sprachassistenten will Automobilzulieferer Bosch die Kommunikation zwischen Fahrer und Auto verbessern. Statt auf starre Befehle zu reagieren, soll das System natürliche Satzkonstruktionen und sogar Akzente und Dialekte verstehen – und sprechen. Der Assistent soll dank Künstlicher Intelligenz so gut sein, dass er Knöpfe und Touchscreen-Menüs überflüssig macht. Und er funktioniert sogar, wenn das Auto offline ist.
Bisher verlangen Sprachsteuerungen ein Mindestmaß an Disziplin bei der Spracheingabe: Auf den Piep warten, deutlich sprechen und meist auch eine gewisse Formulierung einhalten. Mit „Casey“ soll der Autofahrer reden können, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Auch deshalb, weil der Assistent dank sogenannter „Künstlicher Intelligenz“ mitdenkt und lernt: Hört der Fahrer morgens auf dem Weg zur Arbeit etwa gerne Deutschlandradio, schlägt das System dies gleich vor. Nachmittags auf dem Rückweg von der Kita erkennt der Assistent, dass ein Kind im Auto ist und schlägt beispielsweise Radio Teddy vor. Mit „Hey Casey“ aktiviert der Fahrer den Assistenten, auf Wunsch vergibt er einen neuen Namen. Und kein Piepton gibt vor, wann der Fahrer zu sprechen hat.
Mehr als ein Jahrzehnt Entwicklungsarbeit ist laut Bosch in die Sprachsteuerung geflossen. So ist für „Casey“ beispielsweise Englisch nicht gleich Englisch: Der Assistent spricht mit britischem, amerikanischen, neuseeländischem oder australischem Dialekt. Weil die regionalen deutschen Dialekte aber zu kleinteilig sind, wird es „Casey“ als schwäbelnden oder sächselnden Assistenten auch künftig nicht geben. Bis zu einem gewissen Grad soll das System aber auch diese Dialekte umsetzen können.
Neben der Landessprache verarbeitet „Casey“ auch Eingaben in anderen Sprachen ohne, dass der Fahrer umstellen muss. Bei „Navigiere nach Champ de Mars, Cinq Avenue Anatole Paris“ startet die Navigation zum Eiffelturm. Dabei kommt der Assistent ohne externe Datenverbindung aus, das Infotainmentsystem im Auto übernimmt die Rechenarbeit. Damit ist die Kommunikation auch im Tunnel, in Gegenden mit schlechtem Mobilfunknetz oder im Ausland ohne Internetempfang gesichert.
Text: Hanne Schweitzer/SP-X
Foto: Bosch