Der neue Rolls-Royce Phantom könnte das beste, komfortabelste oder teuerste Auto der Welt sein. Stattdessen reklamiert die Luxuslimousine den Titel als leisestes Auto der Welt. In den anderen Disziplinen ist der mindestens 446.250 Euro teure Brite aus dem BMW-Konzern aber ebenfalls vorne mit dabei.
Mehr als zwei Zentner Dämmmaterial, eine sechs Millimeter starke Doppelverglasung und mit schallschluckenden Schaum gefüllte Reifen sorgen bei der achten Generation des Phantom nicht nur für andächtige Stille, sondern vor allem das Gefühl völliger Abgeschiedenheit. Unterstützt wird das von einer Luftfederung, die die vorausliegende Straße per Kamera auf Unebenheiten abscannt.
Wie gewohnt genießt man schon in der immerhin 5,76 Meter langen „Kurz“-Version einen schier unermesslichen Luxus. Die Einzelsitze sind elektrisch verstellbar, klimatisiert und massieren einem den Rücken, selbstverständlich gibt es in der Mittelkonsole nicht nur den obligatorischen Kühlschrank, sondern auch noch ein wohlig warmes Fach für Whisky oder Cognac samt passender Schwenker. Und dass man bei 3,55 Metern Radstand im Fußraum beinahe tanzen kann, versteht sich von selbst. Wem das nicht reicht, der wählt die Langversion, die für 75.000 Euro Aufpreis 22 zusätzliche Zentimeter bietet.
So behutsam wie Innenraum und Außendesign hat Rolls-Royce auch den Antrieb modernisiert. So haben die Briten den traditionell 6,75 Liter großen V12 auf Turbo-Technik umgestellt, so dass erstens die Leistung auf 420 kW/571 PS steigt, zweitens das maximale Drehmoment auf 900 Nm klettert und drittens vor allem schon kurz nach dem Leerlauf abgerufen werden kann. Auch die Fahrleistungen profitieren: Der Phantom schafft nun 250 km/h, Tempo 100 ist in 5,3 Sekunden erreicht. Zudem bauen die Briten nun in jeden Phantom eine Hinterachslenkung ein, mit der selbst ein Schiff von bis zu 5,98 Metern halbwegs handlich werden soll.
So viel Wert der Phantom auf höchsten Komfort und edelste Materialien legt, so wenig investieren die Briten in autonome Fahrfunktionen. Der Phantom hält weder selbst die Spur, noch parkt er automatisch ein oder überholt ohne Hilfe des Fahrers. Wer einen Rolls-Royce fährt, braucht keinen Autopiloten. Dafür hat man schließlich einen Chauffeur.
Trotzdem ist die Optionsliste alles andere als kurz. Denn künftig können Kunden bei der Bespoke-Abteilung nicht nur aus hunderten Lacken, Hölzern und Ledern wählen, Prägungen, Steppungen, Intarsien und andere Pretiosen des Kunsthandwerks bestellen oder mit etwas Mühe die knapp 1.200 Lichtpunkte des LED-Himmels zum Beispiel wie das Sternbild am eigenen Geburtstag programmieren. Sie können sich auch in der „Gallery“ austoben. So nennt Rolls-Royce die Freifläche in der Armaturentafel, auf der die bevorzugte Künstler der Kundschaft fast völlig ungehindert schalten und walten können, bevor das Dekor im Reinraum hinter Glas versiegelt wird.
Text: Benjamin Bessinger/SP-X
Fotos: Rolls Royce