Buchtipp – Brunner: Meeresgemüse

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Es ist gut 30 Jahre her, dass die Zahl der Bioläden in Deutschland ganz allmählich zunahm – einen gewissen Exotenstatus behielten sie dennoch erst mal bei. Heute undenkbar, war aber so. Und manches Lebensmittel in den Regalen löste beim Kunden pures Erstaunen aus – allenfalls der kundige Verkäufer wusste, wie das zuzubereiten war. Ganz obenan auf der damaligen Liste der Merkwürdigkeiten: Algen.

Heute gibt es sie in verschiedenen Sorten sogar im Supermarkt mit Bio-Abteilung. Als Quelle für Protein und vor allem Jod sind sie allgemein anerkannt. Geschmacklich allerdings mögen sie unter love it or hate it zu verbuchen sein.

Manchem Rezept von Anne Brunner ist zuzutrauen, dass sie bisherige Abneigung in Zuspruch verwandeln kann. Die frittierten Gemüse-Sticks etwa kombinieren das jodhaltige Meeresgemüse mit bekannten heimischen Gemüsesorten. Auch der Salat mit Meeres-Spaghetti kombiniert die Exoten mit Bekanntem. Bestimmte Rezepte sind wegen einfacher Zubereitung übrigens ausdrücklich gekennzeichnet als für Einsteiger geeignet.

Ach so, Sie sind kein Einsteiger und experimentieren gerne? Nach dem Motto: Erst probieren, höchstens danach meckern, nicht umgekehrt? Dann können Sie Algentatar oder einen speziellen Kartoffelsalat kredenzen. Oder die Fougasse – ein sehr leckeres Gebäck, das durch die Algen noch gewinnt.

Und wenn Ihnen das alles doch zu eigenartig klingt oder schon die geschmackliche Nähe zum Fisch Sie abschreckt – vielleicht verwenden Sie Algen schon jahrelang, ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn auch das als Alternative zur Gelatine geschätzte Agar-Agar wird aus Algen hergestellt! Hier findet es sich im Vanilleflan und in einer Charlotte aus Honigkuchen. Die Verwendung in Süßspeisen, wenn man ein Geliermittel tierischer Herkunft nicht mag oder nicht verträgt, ist völlig problemlos. Der leichte Fischgeruch des Agar-Agar verschwindet beim Erhitzen.

Trotz aller Kulinaristik darf ein medizinischer Hinweis nicht fehlen, eben wegen des Jodgehalts. Wer Probleme mit der Schilddrüse hat, die vielleicht sogar ärztlich behandelt werden, sollte auf jeden Fall vor dem Genuss ärztlichen Rat einholen.

Anne Brunner: Meeresgemüse. Hans Nietsch Verlag; 9,90 Euro.

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