Liebe Leserin!
lieber Leser!
Nicht alles, aber vieles, spricht in diesen Tagen und Wochen in der Auto-Szene über das Thema Elektro-Mobilität. Der Pariser Autosalon im vergangenen Monat stand bereits ganz im Zeichen der Stromer. Viele Hersteller hatten serienreife Automobile im Gepäck. Oder fuhren – äußerst publikumswirksam – gleich mit diesen zum Ort des Geschehens. So wie es Opel mit seinem neuen Ampera-E machte. Ein Fahrzeug, das mit seiner Reichweite von 500 Kilometern (laut NEFZ) einen Quantensprung darstellt, gleichzeitig aber zeigt, dass Ökomobile keine Hirngespinste von „grünen Spinnern“ mehr sind, sondern ihre Alltags-Tauglichkeit längst nachgewiesen haben.
Doch bei allem technischem Fortschritt: Irgendwann müssen die Batterien dieser Fahrzeuge wieder aufgeladen werden und das ist halt (noch) nicht so einfach wie bei den Verbrennern. Einfach mal kurz um die Ecke an die nächste Tanke fahren, dort vielleicht auch noch den halben Wocheneinkauf besorgen: nein, das geht bei den Stromern (noch) nicht. Elektro-Fahrzeuge sind leider nur so gut, wie die Infrastruktur an Ladestellen, auf die sie angewiesen sind. Und da kam in dieser Woche eine gute Nachricht. Und zwar aus der Politik.
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch den „Nationalen Strategierahmen für den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe“ beschlossen. Ein fürchterlicher Bandwurm-Begriff, der allerdings einen äußerst begrüßenswerten Inhalt mit sich bringt. Mit rund einer Milliarde Euro soll in diesem Projekt die flächendeckende Verbreitung von Wasserstoff und Erdgas sowie Strom für Elektrofahrzeuge forciert werden. Scheinbar wird jetzt richtig Geld in die Hand genommen beim Ausbau des nationalen Versorgungsnetzes.
300 Millionen Euro nämlich, so lässt das Ministerium in einer Presse-Mitteilung verlauten, kommen aus dem Förderprogramm „Ladeinfrastruktur Elektromobilität“. Mit dem Geld sollen bis 2020 (was ja mittlerweile auch nur noch etwas mehr als drei Jahre sind) rund 5000 Schnell- und 10 000 Normal-Ladestationen errichtet werden. Ok, vergleicht man das mit der Anzahl der Tank-Möglichkeiten für Verbrenner in Deutschland, ist diese Zahl immer nicht beeindruckend. Doch im Rückblick zu dem, was uns derzeit an Ladestationen im öffentlichen Raum angeboten wird, geht dieses Volumen fast schon durch die Decke.Ziel der Bundesregierung, so heißt es weiter, sei „die Ausstattung aller bewirtschafteten Autobahnrastanlagen mit Schnell-Ladesäulen.“ Was wiederum übersetzt heißt: Dort, wo ich meinen Benziner oder Diesel wieder voll machen kann, soll ich in Zukunft auch mein E-Mobil anhängen und für etwa 150 Kilometer zusätzliche Reichweite sorgen können. Das dauert zwar runde 30 Minuten, gilt unter den gegenwärtigen Umständen einer sich noch entwickelnden Technik als Schnellade-Station.
Das Förderprogramm „Elektromobilität vor Ort“ unterstütze darüber hinaus mit 35 Millionen Euro pro Jahr Kommunen, bei der Beschaffung von Elektrofahrzeugen und den Aufbau der dafür erforderlichen Ladeinfrastruktur, lässt das Ministerium weiter verlauten. Zudem sollen mit 247 Millionen Euro aus dem Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) in den nächsten zwei Jahren 100 Wasserstofftankstellen geschaffen werden. Im Juni 2016 waren 21 in Betrieb, bis 2023 sollen es 400 Stationen sein.Warten wir also mal ab, ob auf die Ankündigungen auch Taten folgen werden. Uns stehen jedenfalls in vielerlei Hinsicht spannende Tage bevor.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun