Autofahren kann zweifellos auch gefährlich werden – wesentliche und häufig eintretende Risiken werden aber häufig unterschätzt, weniger wahrscheinliche dagegen oft regelrecht dramatisiert. Mehr Rationalität ist deshalb auch beim Umgang mit Versicherungen gefragt und erfordert, sich auch selbst besser über individuelle Risiken zu informieren.
In einer Studie untersuchte jetzt Prof. Horst Müller-Peters vom Institut für Versicherungswesen der Technischen Hochschule Köln die „Fehlwahrnehmung von Alltagsrisiken in der Öffentlichkeit“ und stellte diese bei der Studiengesellschaft für verbrauchergerechtes Versichern e. V. (Goslar Institut) im Auftrag der HUK-COBURG vor: Die Ursachen des Phänomens „falsch versichert“ sind häufig fehlerhafte Wahrnehmung, Abschätzung und Bewertung des eigenen Risikos seitens der versicherten Autofahrer.
Weniger als die Hälfte der Befragten wusste bei der Studie, dass sich die meisten tödlichen Verkehrsunfälle mit 57 Prozent auf der Landstraße ereignen. Die Autobahn ist hingegen sicherer als viele denken: Obwohl dort ein Drittel aller Fahrleistungen erbracht werden, ereignet sich auf Schnellstraßen nur jeder neunte tödliche Unfall. Insbesondere Frauen überschätzen mit 33 Prozent das Risiko auf der Autobahn – gegenüber 29 Prozent insgesamt.
Die häufigsten Ursachen für Verkehrsunfälle mit Verletzten oder Toten sind vor allem Fahrlässigkeit und Fehleinschätzungen. Sie dominieren gegenüber vorsätzlichen Verkehrsverstößen wie dichtes Auffahren, Geschwindigkeitsüberschreitung oder Alkohol am Steuer. Alkoholfahrten und Schneeglätte sind zwar im Einzelfall besonders gefährlich – weil sie aber bei den wenigsten Fahrten vorkommen, ist auch die Gesamtzahl geringer, als von den meisten Befragten vermutet.
Häufigere Ereignisse werden eher unterschätzt. Im Bereich „Auto & Mobilität“ sind dies vor allem Verkehrsunfall mit Sachschaden (Faktor 24), Auto-Hagel/Sturm-Schaden (Faktor 51) und Wildunfall (Faktor 35), Marderbiss (Faktor 32) sowie Autopannen (Faktor 94) – obwohl gerade diesen Risiken gleichzeitig die höchste persönliche Gefährdung beigemessen wird. Deutlich unterschätzt werden auch Vorfälle wie der Verlust der Fahrerlaubnis (Faktor 84), die eher „den Anderen“ als der eigenen Person zugeordnet werden.Die Wahrscheinlichkeit seltener Ereignisse wie tödliche Verkehrsunfälle wird hingegen meist überschätzt: Dies gilt für Motorradunfall (Faktor 14), Geisterfahrerunfall (Faktor 6), Autounfall (Faktor 4) und Fußgängerunfall (Faktor 4). Diese Ereignisse mit hoher „Dramatik“ und großer Medienpräsenz werden wegen hoher kognitiver Verfügbarkeit auch deutlich stärker als persönliche Bedrohung wahrgenommen.
Nicht zuletzt auch die Möglichkeit, als Autofahrer in eine rechtliche Auseinandersetzung verwickelt zu werden, wird nach Einschätzung von Prof. Müller-Peters oftmals „dramatisch“ vernachlässigt. „Man sollte unbedingt existenzielle Risiken wie Berufsunfähigkeit oder private Haftung umfassend absichern“, empfahl Dr. Jörg Rheinländer, Generalbevollmächtigter der HUK-COBURG Versicherungsgruppe bei der Vorstellung der Studie. Um Interessenten die Möglichkeit zu geben, die Schärfe der eigenen Risikowahrnehmung zu bestimmen, hat das Goslar Institut einen Selbsttest entwickelt, der ab sofort unter www.kenn-dein-risiko.de im Internet bereitsteht.
Text: Karl Seiler
Fotos: ADAC