Dakar 2017: Nennungen beendet, viele Fragen offen

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In gut 3 Wochen gehen die meisten europäischen Teilnehmerfahrzeuge per Fähre ab Le Havre auf die lange Reise nach Südamerika. Startland für die längste und schwerste Offroad-Rallye der Welt wird heuer Paraguay sein, wo die Startrampe zur ersten Prüfung auf die Teilnehmer wartet. Von dort geht es direkt nach Bolivien, wo die nächsten Sonderprüfungen gefahren werden bis das Feld in der höchst gelegenen Hauptsstadt der Welt, in La Paz/Bolivien, ankommt und dort am 8. Januar einen Ruhetag begehen darf. Und das auf 3.600 Metern Meereshöhe! Wird für die Meisten eher zur Qual mit Atemnot und Kopfschmerzen werden. Diejenigen Teams, die über genügend Bares verfügen, haben ihre Crews inzwischen in definierte Höhenlager geschickt, um dort Kondition zu tanken. Von La Paz aus geht es im Prinzip klar mit Kurs Süd durchs Altiplano (Kordilleren) gen Argentinien, wo am 14. Januar die Qualen in Buenos Aires enden. Viele Fahrer und Beifahrer, auch renommierte, haben sich über diese Kombination aus enormen Höhenunterschieden, Kälte, Hitze, Staub und endlos langen Wertungsprüfungen und Verbindungsetappen bereits beschwert. Denn es stünde im Widerspruch zur Sicherheitsphilosophie des Veranstalters ASO (Amaury Sport Organisation), deren oberster Chef Thierry Lavigne vor kurzem noch die Devise vertrat, dass die Gesundheit und Sicherheit der Teilnehmer oberste Priorität haben. (siehe Vorbericht auf www.kues.de vom 07. Juni 2016).

Noch hat der Veranstalter die endgültige Starterliste nicht offiziell veröffentlicht, dennoch dürfen realistische Vorhersagen vorgenommen werden über Fahrer und Teams: da geht wohl erstmal Peugeot mit dem neu entwickelten Peugeot 3008 DKR als Buggy an den Start. Prinzipal unter den Fahrern dürfte Stéphane Peterhansel, der Sieger von 2016, sein, allerdings äußerte er sich bereits nach der letzten Dakar in Richtung … langsam reicht es, habe alles gewonnen, was wichtig war, denke durchaus langsam an Abschied aus der Rennerei …. Sébastien Loeb, jung und schnell, 9-facher WRC-Rallye-Weltmeister, wird wohl erstmal die Pace machen. Ob Senior Carlos Sainz noch aktiv mit eingreift, steht noch in den Sternen, ihm sind diese Qualen wohl langsam zuviel. Cyril Déprés hat inzwischen das Format, aufs Treppchen zu steigen. Zuletzt (siehe Oillybia Rally Marokko) waren zwei 2008 DKR (bisherige Version) in Semi-Werkseinsatz in neuen Händen eines privaten Teams am Start (also nicht in Red Bull-Maskerade), die sich prächtig schlugen. Hauptgegner wird wohl das Toyota Gazoo-Team aus Südafrika sein, dessen Chef Glyn Hall die Hilux-Armada von vier Antriebsrädern auf deren zwei stellte, womit sie zu Buggys wurden und gut 600 Kilo weniger wiegen, als die bisherigen Hilux 4×4, die aber wohl noch einige Zeit in regionalen Meisterschaften national und international tätig sein werden. Als gesetzte Piloten bietet das Gazoo-Team auf: Routinier Giniel de Villiers, Leroy Poulter und, brandneu, den derzeit wohl besten Wüstenbezwinger in der Cross Countryszene, Nasser Al Attiyah. Ob auch von dort noch semi-private Buggys gemeldet werden, scheint nicht sicher. Das jahrelange Siegerteam von X-raid wird es schwer haben, seine vier Gesamtsiege mit den Mini in Folge zu wiederholen.

Ob die Leistung der BMW-Diesel-6-Zylinder noch reicht, bei einem Gewicht von ca 1.900 Kilogramm die Mini bis in die Spitze zu prügeln, wirft doch Zweifel auf. Zudem sind Teamchef Quandt in letzter Zeit einige seiner Topp-Piloten und potente Sponsoren abhanden gekommen. Ob der Russe Vasilyev oder der Argentinier Terranova das Zeug haben, bessere als Mittelplätze zu belegen, ist auch noch offen. Und die restlichen Spitzenfahrer? Robby Gordon, Nani Roma, Al Rahji, und einige hochtalentierte Südamerikaner wären noch zu nennen. Was denn, wenn die gesamte Weltspitze aus den unterschiedlichsten Gründen ausscheidet? Dann drängen andere Talente, hochbegabt und mit originellem und starkem automobilem Potenzial nach vorne. Opel mit einem bestens präparierten Antara und sogar ein Mokka, wären da zu nennen, Renault mit einem sehr haltbarem und schnellen Dacia (mit 6 Zylinder Benziner). Und sogar Nissan (Navara) und Ford mit dem Ranger in Händen einiger privat gemeldeter Pickups könnten dann noch ein Wörtchen mitsprechen. Zudem steht noch der Start des von X-raid aufgebauten CBRA auf Mini Basis als Buggy an, wenn er bei den letzten Tests sich als standfester geoutet hat als bislang. Man sieht: die Vielfalt möglicher Dakarsieger ist erweitert. Es wird spannend werden.

Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: Teams/Veranstalter

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