Heidi Hetzer scherzt: „Jetzt bin ich bin genauso morsch wie Hudo“

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Hudo hat einen neuen Motor und Heidi – naja, zwar kein neues Knie, aber in der Kapstadter Medi-Clinic hat Dr. Graham Thompson eine Menge Flüssigkeit aus der Kniekehle rausgeholt. Heidi hatte dort zwei Zysten und bei jedem Schritt wahnsinnige Schmerzen. Ein Andenken an eine alte Verletzung, die diese knallharte Frau schon längst vergessen hatte.

Wie gut, dass Heidi Hetzer noch immer in Südafrika war. Aber am 8. November um 24 Uhr muss sie dieses Land verlassen haben. Ob die Werkstatt bis dahin Hudo wieder am Laufen hat?

Inzwischen war der neue Motor aus Australien angekommen, hatte alle Stationen und allen Papierkram durch den Zoll hinter sich und stand nun in einer Werkstatt, wo Leonhard den Doktor Bernard spielte: Auch Leonhard gelang die Herzplantation an Hudo.

Immerhin haben die Australier fast eineinhalb Jahre Zeit gehabt, den Ersatzmotor in die Reihe zu bekommen. Damals in Chile hätte Heidi Hetzer diesen Ersatzmotor – den sie am Beginn ihrer Reise von Rheinsberg nach Australien schaffen ließ – auch schon gerne eingebaut. Aber man sagte ihr, das könne man selbst und viel preiswerter. Sie überzeugten Heidi Hetzer – und was war rausgekommen? Murks – wie sich später rausstellte. Ganze 2.000 Kilometer ist sie mit diesem lendenlahmen Motor gekommen …

Dann passierte die leidige Geschichte in Buenos Aires. Auch dort hätte sie am liebsten den Ersatzmotor einbauen lassen, aber auch die Argentinier versicherten ihr, dass man den Motor wieder reparieren könne – schneller und besser. Und wieder ließ Heidi sich überreden.

Doch diese neuerliche Reparatur hat Hudo nur ganze vier Tage überlebt, dann gab er erneut den Geist auf. Klar, denn von Argentinien nach Kapstadt war er nur im Container eingesperrt. Er wurde gefahren und musste nicht selbst arbeiten.

Wie gut, dass Heidi Hetzer den Motor nicht schon vorher hat einbauen lassen! Nicht auszudenken! Jetzt war es aber so weit, dass sie ihn wirklich brauchte. Und in der Tat: Das hat gedauert. Über die Kosten wollen wir gar nicht erst reden.

Der neue (Australien-) Motor wurde in Basticks Motorenwerkstatt eingebaut. Auch hier hatte Heidi wieder enormes Glück, denn sie lernte den 82-jährigen Roy kennen. Der kannte sich sehr gut aus mit Hudson-Motoren. Allerdings hatte er ein solches Oldie-Modell von 1930 noch nie in der Hand gehabt.

Natürlich war Heidi Hetzer beim ersten Anlassen des neuen Motors dabei. Dieses tolle Gefühl kann nur jemand nachvollziehen, der so etwas schon mal erlebt hat. Der erste Ton, die ersten Umdrehungen mit einem neuen Motor! Es ist fast wie der erste Schrei eines neugeborenen Kindes.

Sofort machte Heidi Hetzer sich auf den Weg, Hudo die Schönheiten Südafrikas zu zeigen. Vorsichtig, ganz vorsichtig. Überholt zu werden, weil sie so langsam fuhr, machte ihr überhaupt nichts mehr aus. Früher, ja, früher als Rallyefahrerin, hat das ihren Ehrgeiz extra noch mal angestachelt. Aber nun? Mit diesem alten Herrn Hudson? Nein, in der Beziehung ist sie sehr gelassen geworden.

Aber immer auf der Hut! So auch diesmal. Denn es gab schon wieder etwas, was sie auf die Palme brachte: Hudo verlor Öl. Sieben Liter auf 200 Kilometer. Nimmt das denn gar kein Ende? Überall wo sie parkten, war eine Öllache unter dem Auto.

Also zurück in ihren Lieblings-Aufenthaltsort: Die Werkstatt. Hier stellten sie fest, dass die Kupfer-Ölleitung gebrochen war. Was wäre das Leben ohne Probleme?

Nachdem Ölleitung und Ölpumpe repariert waren, machte Hudo erneut ein unbekanntes Geräusch. Was war das denn jetzt schon wieder? Relativ schnell war es lokalisiert: Die Zahnräder passten nicht so richtig aufeinander. Kein allzu großes Problem, und danach lief er wieder rund und schön und ruhig.

Wenn es Hudo gut geht, geht es Heidi auch gut. Doch irgendetwas störte diesen Frieden. Was war denn schon lange nicht mehr kaputt gegangen? Heidi Hetzer nahm es inzwischen mit Humor: Ja klar, die Holzspeichen! Es stellte sich heraus, dass die Last auf der Hinterachse zu groß war. Immerhin hat sie noch über 20.000 Kilometer vor sich bis sie zu Hause ist.

Aber da ist sie noch lange nicht. Denn erst am 22. April 2017 möchte sie in Berlin ins Olympia-Stadion einfahren. Hat sie sich jedenfalls auf den Terminkalender geschrieben, und wer weiß, welche Abenteuer noch auf sie warten.

Wie meistens in Heidi's Leben liegen Gutes und weniger Gutes recht nah beieinander. So froh und glücklich sie darüber war, dass sie mit Hudo wieder Touren unternehmen und noch vor Ablauf des Visums Südafrika verlassen konnte, so entsetzt war sie über den Einbruch:

Letzten Sonntag stand das Auto nur wenige Minuten unbeaufsichtigt auf einem Parkplatz, als Diebe die linke Seitenscheibe einschlugen und – gottlob – nur das Garmin-Navigationsgerät gestohlen haben. Es gab zwar eine Überwachungskamera, die zeigt, dass der Einbruch exakt 27 Sekunden gedauert hat. Auf dem Video war leider nur die rechte Fahrzeugseite zu sehen und die Diebe nicht zu identifizieren.

Besser zu identifizieren waren dagegen die beiden Zysten an ihrem rechten Knie, was Heidi lachend zu der Äußerung hingerissen hat: Jetzt bin ich genauso morsch wie Hudo!

Nach der Operation von Dr. Thompson war Heidi Hetzer wieder in der Lage zu hüpfen. Und nur eine Narbe erinnerte sie noch an die letzten Tage, an denen sie sich nur humpelnd fortbewegen konnte.

Aber jetzt ist Heidi Hetzer wieder guter Dinge und unternehmungslustig genug für ihre nächsten Ziele: Namibia, Botswana, Simbabwe, Swasiland und Lesotho. Und das mit der Visum-Verlängerung hat auch geklappt. Das läuft jetzt erst am 18. Januar 2017 aus.

Den nächsten Bericht lesen Sie am 30. November 2016.

Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer

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