Im Zeitalter zunehmender Single-Haushalte offenbart die 4X4-Familie von Nissan ein üppig ausgestattetes Schaufenster für die verschiedensten Ansprüche. X-Trail, Patrol, Terrano, Pathfinder, Pick-Up: Das Angebot ist reichlich. Wir fuhren den Terrano mit dem 125 PS starken 2,7-Liter-Turbodiesel und prüften ihn dabei auf Herz und Nieren: Von der Westgrenze der Ukraine bis nach Luxemburg.
Der Terrano ist ein Dauerbrenner des japanischen Herstellers. Häufig überarbeitet versieht er seinen Dienst schon seit mehr als einem Jahrzehnt auf unseren Straßen. Unser Fünftürer mit dem langen Radstand ist ein reichlich ausgestatteter klassischer Offraoder, der seine Stärken dann ausspielen kann, wenn er sich vom Asphalt verabschieden kann. Doch auch als Reisewagen offenbart der Terrano in der von uns gefahrenen 5T-Version durch seine herausnehmbare dritte Rückbank ungeahnte Qualitäten. Diese ist allerdings eher für mitfahrende Kinder geeignet und ein wenig Kletterfähigkeiten sind beim Einsteigen schon gefragt. Im Innenraum offenbart sich nüchterne Funktionalität. Gut ablesbare, übersichtlich angebrachte und tadellos verarbeitete Instrumente. Die erhöhte Sitzposition ermöglicht eine gute Rundumsicht und an Ablagemöglichkeiten mangelt es nicht.
Nach dem Drehen des Zündschlüssels schüttelt sich der Terrano mit dem 2,7-Liter-Turbodiesel erst einmal kräftig und offenbart damit richtiges Diesel-Feeling. Ein wenig schwerfällig wirkt der nach dem Wirbelkammer-Prinzip arbeitende Selbstzünder zu Beginn schon und für den wendigen Stadtverkehr ist das Fahrzeug weniger geeignet. Das aber ist auch nicht das Anforderungsprofil des Terrano. Nach einer angemessenen Aufwärmphase und fleißiger Handarbeit am Schaltknüppel offenbart sich ein fahrbarer Untersatz, der Offroad-Qualitäten mit den Ansprüchen einer Reiselimousine verbindet. Auf knapp 4.000 Kilometern bis an die Grenze der Europäischen Union wurde es uns im Nissan Terrano aber so richtig warm ums Herz, je unwirtlicher es draußen wurde. Bei winterlichem Schneegestöber, kräftigem Sturm und Kraxel-Bedingungen war unser Testwagen mit dem verwindungssteifen Kastenrahmenchassis in seinem Element. Der während der Fahrt zuschaltbare Allradantrieb, eine zusätzliche Geländereduktion und ein selbsttätig sperrendes Differenzial mit begrenztem Schlupf an der Achse machen deutlich, was den Ingenieuren ins Lastenheft geschrieben wurde: Ein Auto, das bei angemessenem Reisekomfort jeglichen winterlichen Grausamkeiten auf und neben der Straße trotzt. Von diesen Fähigkeiten konnten wir uns bei blitzschnell einsetzendem Eisregen im östlichen Ungarn genau so überzeugen wie bei der orkanartig abgegebenen Visitenkarte von Frau Holle auf der nächtlichen schwäbischen Alb.
Die Sicherheitsausstattung des Nissan Terrano Comfort ist mit Fahrer- und Beifahrerairbag, Kopf-Seitenairbags vorn, aktiven Kopfstützen vorn sowie ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung umfangreich. Komfortattribute wie eine Klimaanlage, ein höhenverstellbarer Fahrersitz mit Lendenwirbelstütze sowie die Kombination von Radio und CD-Spieler machen lange Fahrten angenehmer. Vor allem dann, wenn die Heimfahrt ein wenig länger dauert. Beladen mit Köstlichkeiten wie ungarischem Tokajer, Debreciner Würsten sowie feuriger Paprika vom wahrscheinlich östlichsten Bauern der EU dauerte die 1.600 Kilometer lange Rückfahrt durch die winterliche europäische Union gerademal schlappe 21 Stunden. Bei den dafür erforderlichen Tankstopps lagen wir mit 10,8 Litern Dieselkraftstoff etwa zehn Prozent über den Herstellerangaben. In der von uns gefahrenen Version kostet der Nissan Terrano 29.790 Euro.
Text: Jürgen C. Braun