Die Silk Way-Rallye (SWR) besitzt einen ganz besonderen Status: ihre 10.735 Kilometer erstrecken sich über zwei Kontinente. In 14 Tagen geht es, bei einem einzigen Ruhetag, von der russischen Metropole Moskau bis in die chinesische Hauptstadt Peking. Von Europa nach Asien. Von der Länge her und der Zeitdauer wäre die SWR zwar mit der Dakar in Südamerika zu vergleichen, im Charakter der Fahruntergründe hingegen weniger: erdiges Terrain überwiegt die ersten 6 Tage ab Moskau, aber mit dem Grenzübertritt nach China überwiegen Sand, Schotter und Dünen.
Am Start (08. Juli 2016) werden vor allem jene Teams sein, die finanziell so gut bestückt sind, dass sie die hohen Kosten für Service und Renn-Teams bezahlen können, wird heißen: reine Privatiers, die mal so eine Rallye fahren wollen, sind in der absoluten Minderheit. Von Moskau aus geht es erstmal nach Kasachstan, ein Land, aus dem beachtlich viele Teilnehmer stammen mit ausgesprochen potenten Fahrzeugen. Auch die Ortskenntnisse werden diesen Teilnehmern in die Karten spielen. Der deutsche Rennstall X-raid von Sven Quandt (Trebur/Hessen) tritt mit 5 Minis an, darunter auch der heimische Rakhimbayev nebst Co Anton Nikolaev: ein langjährig eingespieltes Team, das auch die Dakar bereits honorig bezwungen hat. Teamleader dürfte wieder Yazeed Al-Rajhi sein, der mit dem Deutschen Timo Gottschalk seit Jahren ein erfolgreiches Doppel bildet und mit dem schwarzen Mini stets für die vordersten Plätze gut ist. Auch der Brite Hunt gehört zu Quandts Team und hat nach seinem Einstand richtig gute Ergebnisse abgeliefert. Wer schlussendlich zur echten Konkurrenz zählen wird, zeigt sich nach den ersten Tagen, zumal einige Toyota Hilux Pickups mit von der Partie sind. Die Silk Way Rallye verläuft, daher ihr Name, lange Strecken auf und parallel zur alten Seidenstraße, die bereits zwischen 618 und 907 n .Chr. ihre hohe Zeit als Transportweg hatte. Während die Servicefahrzeuge täglich um die 600 Kilometer knechten müssen, haben die Rallyefahrzeuge zwischen 700 und 900 Kilometer täglich auf der Uhr. Quandts Team wird sowohl die Anreise nach Moskau als auch die Rückreise von Peking aus auf den Rädern absolvieren. Aus Kostengründen, da Flüge zu teuer sind und Schiffspassagen zu lange dauern, denn nach der Silk Way stehen bereits neue Renntermine an.
Neueste Meldung aus dem Hause X-raid: der langjährige Stammfahrer (5 Jahre) Nani Roma, verlässt das Team, um sich neu zu orientieren. Roma hatte 2014 auf MINI die Dakar gewonnen, aber es galt unter Insidern als Sieg zweiter Klasse: Stéphane Peterhansel hatte geführt und bekam kurz vor dem Ziel ein technisches Problem. So hatte Teamchef Quandt damals entschieden, Roma vor zu lassen und als erster anzukommen. Für Peterhansel, der kurz vor seinem insgesamt 12. (!) Dakar-Gesamtsieg stand, eine nicht hinnehmbare Demütigung. Er wechselte daraufhin zu Peugeot, gewann 2016 auf einem 2008 DKR und brachte den Minis seit langem die erste bittere Niederlage bei.
Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: Teams