Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Hinter uns liegt eine in vielfacher Hinsicht spannende Automobilwoche. Zum einen mussten die ganzen neuen Autos, Design-Studien Nachrichten und Gerüchte vom Genfer Autosalon verdaut und verarbeitet werden und dann gab es auch noch ein Thema, das Vergangenheit und Zukunft in einem gemeinsamen großen Aufwasch beinhaltet: Erinnert wurde an den 100. Geburtstag von BMW, der sich just in dieser Woche vollzogen hatte.
Da wurde dann nicht nur darüber debattiert, wie sich die Münchener anhand der Studie „Vision Next 100“ das Automobil und die Gesellschaft der Zukunft vorstellen, sondern es wurden auch viele alte Bücher, Fotoalben und Schriftzüge zum gleichen Thema gewälzt. Und da, wo BMW drauf stand, da war auch in der Regel BMW drin. Denn das Unternehmen mit der charakteristischen Niere im Kühlergrill seiner Autos und dem weißblauen Kreis als Erkennungszeichen ist viel mehr als nur ein profaner Hersteller von Automobilen.
Als am 7. März des Jahres 1916, mitten in den Wirren des Weltkrieges, die Bayerische Flugzeug-Werke AG (BFW) gegründet wurde, schien die Zukunft des Unternehmens eher am Himmel als auf der Straße zu liegen. Doch als Hersteller von Automobilen, vor allem auf dem Gebiet sportlicher Limousinen, machten sich die Münchener erst sehr spät einen Namen. Jetzt möchte ich aber nicht die ganze Unternehmens-Geschichte an dieser Stelle herunterleiern, das war in dieser Woche zur Genüge an anderer Stelle der Fall.
Aber so wie die meisten von uns mit einem ganz bestimmten Automobil oder einer bestimmten Automarke ein Erlebnis verbinden, so war das auch bei mir mit dem Hause BMW der Fall gewesen. Im Jahr 1972 begann ich als blutjunger Volontär meine journalistische Ausbildung bei der Tageszeitung „Trierischer Volksfreund“ in Trier. Einer meiner ersten Termine, die ich damals als „Redaktions-Azubi“ schon ganz alleine wahrnehmen durfte, war die Olympia Rallye, die im Jahre der olympischen Sommerspiele in Deutschland – Nomen est Omen – von Kiel, wo die Segel-Wettbewerbe stattfanden, bis nach München führte.
Während der fünftägigen Rallye machte der Tross der Fahrzeuge auch am Nürburgring, der zu unserem Verbreitungsgebiet gehörte, Station. Stolz wie Oskar durfte ich ganz alleine zum „Ring“ fahren um meine erste Reportage von dort oben anzufertigen. Dass diese nachher noch bei den Chefs in der Sportredaktion durch die Korrektur ging und daran gefeilt wurde, war selbstverständlich. Aber es nahm mir nichts von meinem persönlichen Stolz.
Zurück zu BMW: Die Olympia-Rallye dauerte fünf Tage, mit nur einer Nacht Pause und führte über 3.500 km. Sie wies 67 Sonderprüfungen auf, 307 Teams hatten sich in die Starterliste eingetragen. BMW hatte als Münchener Unternehmen, wo die Spiele im neuen Olympia-Stadion mit dem Zeltdach stattfanden, ein großes Interesse daran, bei dieser Rallye prominent vertreten zu sein.
Sie schickten damals drei Werkswagen zu dieser Rallye, in die man keine Nobodies gesetzt hatte. Mit Achim Warmbold, einem deutschen Spitzenpiloten im BMW 2002 TI und der finnischen Rallye-Legende Rauno Altonen im BMW 2800, hatte sich BMW, das damals mit kompakten Sportlimousinen aus der Masse der Angebote hervorstach, zwei absolute Meister ihres Fachs geangelt. Seit diesem Tag am Nürburgring mit den Rallye-Cracks bei der Olympia-Rallye 1972 hat der Name BMW für mich einen ganz besonderen Klang.
Nicht nur beim 100. Geburtstag.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun