Mit unbekanntem Terrain kennen sie sich aus bei Land Rover. Schließlich reklamieren die Briten für sich, dass ihre Geländewagen überall hinkommen. Doch jetzt wagen sie sich auch wirtschaftlich mal wieder auf Neuland und ergänzen die Evoque-Familie um das erste moderne SUV-Cabrio. Der Luftikus von der Insel feiert seine Publikumspremiere im November auf der Autoshow in Los Angeles und kommt in Deutschland pünktlich zum Beginn der Open-Air-Saison in den Handel: Anfang April wird er zu Preisen ab 51.200 Euro wahlweise mit dem 180-PS-Diesel oder einem 240-PS-Benziner und immer nur mit Vollausstattung ausgeliefert.
Ganz neu ist die Idee vom offenen Geländewagen freilich nicht. Schließlich war schon der allererste Defender von 1948 ein Cabrio. Genauso übriges wie der Willis Jeep, von dem sich die Briten haben inspirieren lassen. Oder der Kübelwagen von VW. In den Neunzigern haben Fun-Jeeps wie der Suzuki Vitara und der Toyota RAV-4 die Hüllen fallen lassen und zuletzt hat es Nissan in den USA mit einer glücklosen Kleinserie des Murano versucht. Doch der Evoque nimmt diese Idee als erster in einer Zeit wieder auf, in der SUV boomen wie nie zuvor, in der selbst Großraumlimousinen eine Offroad-Optik bekommen und Cross-Over als Allheilmittel gilt: „Die Zeit ist reif für so ein Konzept,“ sagt deshalb Projektleiter Michelle O’Conner, als er bei einer exklusiven Preview das Tuch vom neuen ersten offenen Range Rover aus Serienfertigung zieht.
Was darunter zum Vorschein kommt, ist ein Cabrio, das trotz seiner ungewöhnlichen Proportionen durchaus eine gewisse Eleganz wahrt, selbst wenn man sich erst einmal an die hohe Gürtellinie gewöhnen muss. Und vor allem ist es ein Cabrio, das offen wie geschlossen auf Anhieb auch als echter Evoque zu erkennen ist. Kein Wunder, wenn Projektleiter O’Conner die Dachlinie weitgehend vom Coupé übernommen und als einziges Blechteil unterhalb der Fensterfront die Heckklappe geändert hat.
Von oben kräftig gestutzt und dafür mit einem kleinen Spoiler gekrönt, birgt sie über dem Kofferraum von respektableren 251 Litern ein Sandwich aus Stoff, das sich samt einer Rückschreibe aus Glas binnen 21 Sekunden über die künftig nur noch vier Sitzplätze legt. Rückwärts schafft das Dach den Striptease sogar in 18 Sekunden. Dabei überrascht der Evoque mit einem flüsterleisen Verdeckmechanismus und mit reichlich Platz auf der Rückbank. Zwar steht die Lehne deutlich steiler und die Passagiere rücken ein wenig nach innen. Aber bei der ersten Sitzprobe ist es selbst unter dem geschlossenen Dach gut auszuhalten. Und für die Kletterei beim Ein- und Aussteigen kann man neben der Tür ja auch das Dach öffnen.
Allerdings gibt’s auch ein paar negative Überraschungen wie den lieblos neben den Cupholdern unter einer Ablage versteckten Verdeckschalter oder den Umstand, dass man das Dach zwar bis Tempo 50 während der Fahrt, nicht aber wie fast mittlerweile fast jedes andere Cabrio im Stand mit der Fernbedienung von der Terrasse des Eiscafes aus bedienen kann.
Dafür hat der Evoque jedoch ein paar Qualitäten, die sonst kaum ein Cabrio bietet: Denn Projektleiter O’Conner ging es nicht nur um den schönen Schein. Weil ein Land Rover auch dann ein Land Rover ist, wenn er nur zum Schaulaufen statt zum Schlammcatchen benutzt wird, hat er bei den Offroad-Eigenschaften keine Kompromisse akzeptiert. Im Stahlkorsett kräftig verstärkt, kraxelt das Cabrio ohne Knistern und Knacken über Stock und Stein und watet dabei genauso tief durchs Wasser oder erklimmt genauso steile Hügel wie der konventionelle Evoque. Und natürlich sind auch der Allradantrieb und alle elektronischen Fahrhilfen Standard. So steht dem Sonnenbad im Schlamm nichts mehr im Wege.
Zwar betritt Land Rover mit dem Evoque Cabrio tatsächlich Neuland. Doch erstens hält sich bei einem zusätzlichen Produktionsanteil von zehn Prozent das Wagnis in engen Grenzen und zweitens hat sich der Evoque schon einmal als Trendsetter erwiesen, die Idee vom kompakten SUV Coupé salonfähig gemacht und viele Nachfolger auf den Plan gerufen. Und vieles sieht danach aus, dass es beim Cabrio wieder genauso laufen könnte.
Text: Spot Press Services/Benjamin Bessinger
Fotos: Land Rover/SP-X