Die alljährliche Ellinghaus-Expertise firmiert jetzt unter Continental Verkehrsuntersuchung, diesmal Fahren im Winter: Seit mittlerweile fast 30 Jahren gehört die Uniroyal Verkehrsuntersuchung, für die der renommierte Verkehrsforscher Dr. Dieter Ellinghaus verantwortlich ist, zum Jahresende zu den exponiertesten und fundiertesten Aussagen in Sachen Mobilität. Bei der 29. Auflage der Expertise, die Ellinghaus in diesem Jahr erneut zusammen mit seinem Co-Autor Professor Jürgen Steinbrecher erstellt hat, hat das umfangreiche statistische Werk jedoch einen neuen Namen erhalten. Wir haben das Thema Verkehrssicherheit zur Konzernangelegenheit gemacht, erklärte Continental-Sprecher Rainer Strang, warum die Ellinghaus-Studie von nun an unter dem Namen Continental Verkehrsuntersuchung firmieren wird. Heuer lautete das Thema des Duos Autofahren im Winter.
Jeden von uns, der bei winterlichen Straßenverhältnissen, also bei Nebel, Schnee, Eis und daraus resultierender Glätte unterwegs ist, wundert es nicht, dass Ellinghaus und Steinbrecher zu dem Ergebnis kommen, dass das Autofahren im Winter geprägt ist von Angst und Unsicherheit. Mehr als die Hälfte aller Befragten, so das Resumée der Expertise, empfänden das Autofahren unter diesen rutschigen Bedingungen als belastend und reagierten dabei nur bedingt rational. Am gefürchtetsten seien dabei nicht etwa Wintereinbrüche durch starken Schneefall, sondern in erster Linie Glatteis und plötzlich einsetzender Eisregen. Etwas weniger bedrohlich wahrgenommen werde Reifglätte, beim Thema Schneematsch hingegen kamen die Befragten lediglich zu der Erkenntnis, dass er als besonders störend empfunden werde. Bei Glatteis und Regen, so Ellinghaus, verzichten sogar etliche Verkehrsteilnehmer auf ihr Fahrzeug und steigen auf öffentliche Verkehrsmittel um.
Ebenso wenig verwunderlich ist die Tatsache, dass auf rutschigem Geläuf die Zahl der Unfälle ansteigt. Offenbar können nicht alle Autofahrer/innen mit diesen Gegebenheiten umgehen und ihren Gasfuß den winterlichen Bedingungen anpassen, denn, so Steinbrecher, in drei von vier Fällen war unangepasste Geschwindigkeit ausschlaggebend dafür, dass es gekracht hat. Wobei sich die meisten Unfälle ereignen kurz nachdem der Winter Grüß Gott gesagt hat. Da fehlt es vielen Verkehrsteilnehmern offenbar am notwendigen Fingerspitzengefühl, um sich auf die neue Situation ein zu stellen. Je länger der Winter dauere, so Steinbrecher, nehme die Zahl der Unfälle wieder ab. Offensichtlich sind Man(n) und Frau lernfähig auf der Straße.
Ohne den erhobenen Zeigefinger der beiden Verkehrsforscher ging es bei ihren Umfragen in Sachen Autofahren im Winter aber auch nicht. Denn auf die widrigen Umstände seien die Fahrer/innen in vielen Fällen nur bedingt vorbereitet. Zwar befreie die Mehrheit der Laternenparker ihr Vehikel von Schnee und Eis, um freie Sicht zu haben, doch vielfach bleibe es nur bei Gucklöchern in der Scheibe, von weiteren vorsorglichen Maßnahmen wie das Schnee-Abkehren von Dach oder Motorhaube einmal ganz abgesehen.
Was indes verwundert, ist die mangelnde Einsicht vieler Verkehrsteilnehmer beim Thema Winterreifen. Oder sind es einfach nur Fahrlässigkeit und der Hang zum Sparen am falschen Ende? Während nämlich 80 Prozent der Befragten Pneus für die kalte Jahreszeit als hilfreich und nützlich einstuften, liege die Umrüstquote vor dem Winter gerade mal bei 40 Prozent. Wer sich gerade über dieses Thema einmal ganz fundiert informieren will, dem sei die Initiative Pro Winterreifen, die auch die KÜS unterstützt, ans Herzgelegt: www.pro-winterreifen.de.
Text: Jürgen C. Braun