Eine der legendärsten Rallyes der ehemaligen Rallye-Weltmeisterschaft (East African Safari) lebt seit einigen Jahren wieder auf unter dem neuen Namen, der angelehnt ist an den Klassiker. Einzige Einschränkung: Ausschließlich Wettbewerbsfahrzeuge bis Baujahr 1978 dürfen daran teilnehmen.
Nicht limitiert hingegen ist das Alter der Fahrer/Beifahrer. Und so weist das Starterfeld Namen auf, die alten Rallye-Fans die Tränen der Rührung und Begeisterung zugleich in die Augen treiben. Stig Blomquist, seines Zeichens auf dem Audi Quattro S1 Rallye-Weltmeister 1984, zählt dazu (sein Sohnemann sorgte heuer in der DTM auf BMW für Furore), dann Safari-Sieger Ian Duncan, der einen Ford-Renn-Capri an den Start bringt, Grégoire de Mevius war Produktionswagen-Weltmeister 1991 und 1992 und Fabricia Pons, Ex-Stamm-Copilotin der Rallye-Amazone Michèle Mouton (ebenfalls Audi S1) und Vizeweltmeisterin 1992, ist ebenfalls mit von der Partie. Ein Who-is-Who der ehemaligen Weltspitze in der Rallye-Szene. Bei der vom 19.–27. November ausgetragenen 4000-Kilometer-Hatz wird folglich ein hochkarätiges Starterfeld erwartet, zudem auch noch das deutsche Team Matthias Kahle/Dr. Thomas M. Schünemann stößt.
Diese beiden sind aus der Cross-Country-Szene bekannt und weisen exzellente Ergebnisse bis zu mehrfachen Klassensiegen bei der Rallye Dakar auf. Bereits vor ihrem Abschied aus den FIA Cross Country Rennen hatten beide ihr Herz für klassische Sportveranstaltungen entdeckt (siehe Bericht unter www.kues.de vom 17. April 2015). Auf der langen und intensiven Suche nach einem geeigneten Sportgerät für die Ostafrika-Veranstaltung stießen sie vor Ort auf einen Datsun 260Z, den Automobilhistoriker und etliche Buchautoren schon vor über 40 Jahren als eines der schönsten Sport-Coupés lobten. 280 kräftige PS treiben den mit langem Radstand versehenen Racer an. Doch nicht nur Leistung ist bei der Safari gefragt, sondern besonders Zuverlässigkeit und Nehmerqualitäten auf den staubigen, steinigen und bisweilen sehr nassen 4.000 Kilometern, die quasi innerhalb einer Woche bewältigt werden müssen. Der 7-fache deutsche Rallyemeister Kahle freut sich mit seinem langjährigen Stamm-Copiloten Dr. Schünemann, sie haben, natürlich im Rahmen ihrer privaten Möglichkeiten und des Reglements, trainiert und die Ergebnisse in ihr Auto technisch umgesetzt: Verstärkungen an wichtigen Teilen, vor allem bei Fahrwerk und Sicherheitskomponenten. Mit der bereits vergebenen Startnummer 18 halten sie bereits die Pole-Position inne, denn sie starten als Erste bei den Newcomern. Die Startnummer 1 hingegen fährt Ian Duncan, der derzeitige Meister der historischen Safari. Neben den bekannten und genannten Fahrzeugen gehen aber auch ausgesprochen skurrile Automobile über die Startrampe, die bislang eigentlich weniger als Rallye-Fahrzeuge galten: ein stark modifizierter Ferrari Dino 308 GT4, ein Triumph TR7 mit 8-Zylinder-Motor (!), ein 50-PS-Trabant 601R, ein Peugeot 504, der ob seiner starken Verbreitung auf dem afrikanischen Kontinent als unkaputtbar galt. Für Furore sorgen wird mit Sicherheit ein Mercedes 450 SLC, der seinerzeit in Stuttgart zum Rallye-Sportgerät aufgebaut wurde, von Walter Röhrl getestet und auch mal regional eingesetzt wurde, aber schließlich von ihm (ob seines Gewichts) für rallyeuntauglich befunden wurde (seine Testfahrten am Col de Braus in den französischen Seealpen sind noch heute berühmt). Björn Waldegaard aber, der mutige Schwede, startete unter anderem bei dem WM-Lauf damals an der Elfenbeinküste (Rallye de Côte d'Ivoire). Das Brüllen des Achtzylinder-Triebwerks ließ schon seinerzeit den Zuschauern eiskalte Schauer über den Rücken laufen. Bei der Safari-Rallye in 2 Wochen wird es nicht anders sein.
Ein Haufen bunter Hunde, meinte ein Kollege, als er die Starterliste durchforstete, bei der das Gros der Fahrzeuge Zuffenhausener Produkte darstellen: Der Porsche 911 war auch in Afrika zur Legende geworden. Wir berichten nach Ende der Veranstaltung an dieser Stelle.
Text: Frank Nüssel/HS-Team
Fotos: Mc Klein/O. Kreiß