Oldtimer sind gefragt, nicht nur als Liebhaber-Objekte für gut betuchte Zeitgenossen, nicht nur als „Spaßmobile“ für die Freizeit, sondern immer mehr auch als Rendite-Objekte. Das Geschäft mit dem „Garagengold“, sei es nun ein VW Golf III oder IV als Youngtimer, oder ein echtes Schmuckstück aus feinsten Häusern wie Mercedes-Benz, Jaguar, Porsche, Alfa Romeo oder noch höheren Chargen, boomt. Das „H“-Signé für Autos, die mindestens 30 Jahre auf den Rädern haben, gehört immer mehr zum Alltagsbild auf unseren Straßen.
Kein Wunder, dass da die weltgrößte Oldtimer-Messe, die „Techno Classica“, auch in diesem Jahr wieder mit einem Besucheransturm in sechsstelliger Höhe rechnet. Das KÜS-Team war für unser Online-Portal schon am ersten Tag (15. April), einem so genannten „Preview Day“, in den Essener Messehallen unterwegs und hat sich umgesehen. Noch bis einschließlich kommenden Sonntag, 19. Juli, kommen die Liebhaber ebenso alter wie wertvoller Automobile und Motorräder dort auf ihre Kosten.
Zum 27. Mal hat die „Techno Classica“ am Mittwoch ihre Pforten geöffnet. Alleine schon die nackten Zahlen lassen erahnen, was da an glitzerndem und glänzendem Kulturgut aus der Geschichte des Automobils die Hallen am Grugapark noch bis am Sonntag schmückt. Wie in jedem Jahr sind zahlreiche Sonderschauen von Marken, die Firmen- oder Modelljubiläen feiern, genauso angesagt wie die Präsentationen der vielen Oldtimer-Clubs.
In Essen wird alljährlich der „Tanz um das Goldene Kalb“ namens Oldtimer mit Liebe und Leidenschaft gepflegt. Knapp 1.300 Aussteller aus über 30 Ländern rund um den Globus bilden mit ihren wunderschönen Exponaten den Kern der Ausstellung. Wie immer bei solchen Gelegenheiten öffnen die Auto-Hersteller gerne die Tore ihrer Klassik-Abteilungen und zeigen dann jene alten Schätzchen, die das Haus vor vielen Jahren und Jahrzehnten groß gemacht und teilweise zu einem Mythos haben werden lassen.
Es fällt schwer, bestimmte Fahrzeug-Präsentationen aus der langen Geschichte des Automobils heraus zu heben, weil jedes einzelne Exponat auf seine ganz persönliche Art und Weise ein Stück Auto-Geschichte und damit auch ein Zeitzeuge ist. Allen aktuellen Führungs-Diskussionen zum Trotz ist die Autostadt aus Wolfsburg mit vielen Klassikern vertreten. Die VW-Tochter aus Ingolstadt mit den vier Ringen zeigt aufregende zweisitzige Roadster und Cabrios aus 80 Jahren Unternehmens-Geschichte. Zwei ganz unterschiedliche Fahrzeug-Gattungen würdigen Mercedes und Ford. Während die schwäbische Rennwagen-Schmiede an den Siegeszug vor 60 Jahren bei der legendären „Mille Miglia“ erinnert, haben die Kölner dem Thema „50 Jahre Transit“ und damit einem Nutzfahrzeug breiten Raum gegeben.
Die britische Katze Jaguar feiert in Essen ihren 80. Geburtstag. Vorher nie gesehene Einzelstücke aus den Vorkriegsjahren (das älteste von 1935) sowie ein Zwölfzylinder XJ-S aus dem Jahr 1975 zählen zur Heritage der britischen Nobelmarke. Ebenfalls mit einzigartiger nobler Vergangenheit kommen an ihren repräsentativen Ausstellungs-Ständen BMW, Opel, Seat, Škoda und Porsche daher. Aber auch die exklusiven Autobauer der Häuser Bentley, Bugatti, Lamborghini, Riley oder Rolls Royce haben den Vorhang zu einer einzigartigen Reise in die Entstehungsgeschichte ihrer Firmen-Imperien gehoben.
Wie bei jeder Techno Classica gibt es auch in diesem Jahr wieder eine ganz spezielle Sonderschau. Im aktuellen Fall ist das eine Ausstellung seltener historischer Rennfahrzeuge, die alle gemeinsam gegen Ende der 1920er Jahre bei der sagenumwobenen Tourist Trophy in Irland starteten. Dieses Straßenrennen, wurde nur in der Zeit von 1905 bis 1936 ausgetragen und ist längst ein Stück Motorsport, an das sich nur noch die Allerwenigsten erinnern werden. Wenn überhaupt.
Auch viele Autoclubs, Teile- und Zubehör-Spezialisten aus der Oldtimer-Szene, sind in den Gruga-Hallen präsent. Darüber hinaus gibt es jede Menge an „Kunst und Krempel“, wobei des Öfteren die Konturen zwischen Beidem verschwimmen, was aber dennoch einen ungeheuren Spaß beim Stöbern macht. Nirgendwo sieht man so viele glückliche Menschen, seien es nun „Männlein oder Weiblein“, mit strahlenden Augen durch die Gassen der Ausstellungshallen flanieren, wie in diesem Oldtimer-Tempel im Ruhrgebiet.
Bei den Hauptuntersuchungen an historischen Fahrzeugen stellt die KÜS fest, dass der Zustand mit zunehmendem Alter besser wird. Die Youngtimer (20 bis 29 Jahre) werden noch als günstiges Beförderungsmittel genutzt, hier haben nur 31,74 % keine feststellbaren Mängel (55,56 % sind es bei allen geprüften Pkw's). Bei den Oldtimern (33-40 Jahre) haben 50,20 % keine feststellbaren Mängel und sind somit schon nahe an der Durchschnittsquote aller Pkw.
Die Messe dauert noch von Donnerstag bis Sonntag dieser Woche. Sie beginnt morgens um 9 Uhr und hat bis abends 18 Uhr geöffnet. Nur am Freitag ist bis 19 Uhr geöffnet. Karten für Erwachsene gibt es noch an der Tageskasse ab 22 Euro. Im vergangenen Jahr wurden an vier Tagen fast 200.000 Besucher gezählt. Mit ähnlichen Dimensionen wird auch von Donnerstag bis Sonntag gerechnet.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun