Silkway Rallye: Al-Attiyah mit souveränem Sieg

Drei Länder, 5000 Kilometer. Start im Matsch und Morast Sibiriens. Erste Ausfälle. Die Tortur setzte sich fort, dann in der Mongolei. Teuflisch schnelle Vollgaspassagen, dahinter enge Ecken, garniert mit scharfkantigem Felsgranulat, dahinter dann richtige tonnenschwere "Wackermänner".

Dann endlose Steppe mit viel, viel Sand, Feinsand-Dünen von turmhohen Abmessungen. Die Wüste Gobi zum Schluss in China. Es ist, nach der Dakar, die zweitlängste Wüstenrallye der Welt. Zehn Tage lang. Sehr lange Tage. Wer seine Fahrphilosophie aus Elementen zusammenfügt wie „can do“ (gerade noch machbar), Hochkonzentriertheit über die Stunden hinter und neben dem Lenkrad, permanenter Risikoabwägung, viel, viel Mut und dem Vertrauen auf die Zuverlässigkeit der Technik … nur der kann gewinnen.

Vom ersten Tag an setzte der Qatari Nasser Al-Attiyah auf dem Gazoo Toyota Hilux die Maßstäbe. Aus dem gleichen Hause in Südafrika stammte auch der zweite Hilux unter dem niederländischen Routinier Erik van Loon (Ex-MINI-Fahrer von X-raid), aber statt in rot-weiß-schwarz wie Al-Attiyah in weiß-blau. Während der Qatari seine Bahnen zog, gleichmäßig schnell, sicher und souverän, erwischte es van Loon gleich am zweiten Tag. Er fing sich dabei einen Zeitverlust von mehreren Stunden ein. Als sein Arbeitsgerät wieder optimal lief, holte er Tag für Tag auf und kam unter dem Strich noch unter die Top Ten, von gerade einmal 40 verbliebenen Automobilen. Von der Weltelite fehlte eigentlich fast alles, was sich beispielsweise bei der Dakar trifft. So machten Teams der zweiten Garnitur die Pace hinter Al-Attiyah. Vor allem Mathieu Serradori auf einem „Country CR 6“ Buggy, der ursprünglich aus der französischen SMG-Schmiede stammte und mit einem fast 500 PS leistenden Chevy-V8-Triebwerk für Begeisterung sorgte. Dass Serradori am vorletzten Tag noch einen versteckten Felsbrocken traf, der ein komplettes Rad nebst Aufhängung kostete, was ihn zum Ausscheiden zwang, ist bitter. 2017 hatte das chinesische Motorsport-Team Hanwei von SMG gleich vier Buggys gekauft. Einen davon pilotierte der Chinese Kun Liu mit akrobatischer Präzision. So hatte er sich den überraschenden zweiten Gesamtrang ehrlich verdient. Inzwischen firmiert das Hanwei-Sport-Team unter der chinesischen Automobilmarke „Geely“. Dass auf dem 3. Platz bereits ein Quad unter dem Franzosen Jerome Pelichet einlief, war aller Ehren wert.

Mit dem Sieg bei der Silkway hat es Nasser Al-Attiyah als Erster geschafft, die beiden längsten Wüsten-Rallyes in einem Jahr für sich zu entscheiden: Neben der 2019er Dakar nun auch die Silkway. Schade, dass die Konkurrenz nicht massierter aufspielte. Die Probe für die nächste Dakar in Saudi Arabien war erfolgreich.

Fotos: Teams, Geely Auto

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