Mit dem neuen e-NV200 hat Nissan gleich zwei reinrassige Stromer im Portfolio. Er ist klein, fährt elektrisch, kann aber schwere Lasten tragen. Der neue Nissan e-NV200 teilt sich die Antriebstechnik mit dem Leaf. Im Juli kommt die elektrische Version des Kleintransporters auf den deutschen Markt. Den Nissan e-NV200 gibt es dann sowohl als Transporter als auch als fünfsitzigen Pkw-Variante (Kombi und Evalia). Der Lieferwagen bietet mit 4,2 Kubikmetern das gleiche Ladevolumen wie sein herkömmlicher Verwandter an und kann zwei Euro-Paletten aufnehmen.
Insgesamt wurden im e-NV200 30 Prozent neue Teile verbaut. Die Veränderungen an der Optik, am Fahrwerk, im Innenraum sowie dem Bremssystem mit Energierückgewinnung haben den Lademeister fit für den Stadtverkehr gemacht. Äußerlich sind im Vergleich zum konventionellen NV200 die stärksten Abweichungen an der Frontpartie zu finden. Hier übernimmt der Elektro-NV200 das erstmals beim Leaf eingeführte Elektrogesicht. Dadurch ist der Wagen in der Länge um 160 mm länger. Unterhalb des mittig angebrachten Nissan-Logos befindet sich wie beim Leaf die Tankklappe für den Strom.
Interessant ist, dass die Servicekosten des japanischen Stromers um 40 Prozent niedriger sind als bei einem Transporter mit konventionellem Verbrennungsmotor. So erfordert der elektrische Antrieb weniger Wartungsarbeiten, er benötigt keine Öl-, Keilriemen- oder Zündkerzenwechsel und hat weniger bewegte und damit verschleißanfällige Teile. Auf der anderen Seite verringern sich gegenüber einem Fahrzeug mit Dieselantrieb laut Nissan auch die Treibstoffkosten. Während für den NV200 1,5 dCi in Deutschland pro 100 Kilometer rund 8,15 Euro an Spritkosten anfallen, kommt der Elektrolurch auf der identischen, aber rein elektrisch zurückgelegten Distanz mit nur 2,02 Euro am Stromkosten aus.Angetrieben wird der rund 1,5 Tonnen leichte Kastenwagen von einem 80 kW/109 PS starken Elektromotor, der von Lithium-Ionen-Akkus mit Strom versorgt wird und dessen stattliches maximales Drehmoment von 254 Nm jederzeit abrufbar ist. Die Kraft wird per stufenloses Getriebe an die Vorderräder geleitet. Seine Höchstgeschwindigkeit wird mit 123 km/h angegeben. Den Sprint von Null auf Tempo 100 absolviert der Wagen geräuschlos in 14 Sekunden. Trotz des veränderten Packagings besteht das Batteriepaket analog zum Leaf aus 48 Modulen und weist mit 24 kWh auch die gleiche Kapazität auf. Die Lithium-Ionen-Batterie ist im Unterboden verstaut und sorgt somit für einen niedrigeren Schwerpunkt, als das beim NV200 mit Verbrennungsmotor der Fall ist.
Niedrige Ladekanten, seitliche Schiebetüren und weit aufschwingenden Hecktüren erleichtern das Be- und Entladen. Optional im Angebot für die Pkw-Varianten ist eine einteilige, nach oben öffnende Heckklappe. Der 4.560 mm lange, 1.755 mm breite und 1.858 mm hohe Lieferwagen-Stromer fährt sich in der Stadt so leicht wie ein Kompaktwagen. Durch den niedrigen Schwerpunkt des wendigen Lieferwagens, der einen Wendekreis von nur 11,3 Meter, ergeben sich gute Fahr- und Handling-Eigenschaften. Der e-NV200 soll rund 170 Kilometer ohne „nachtanken“ schaffen, in der Praxis sind da wahrscheinlich Abstriche zu machen. Die Ladezeit an der Stromzapfsäule beträgt je nach Stromquelle zwischen 30 Minuten (80 Prozent) an einer Gleichstrom-Schnelladestation und mehr als acht Stunden an einer Haushaltssteckdose, dann ist er wieder aufgetankt und bereit für weitere emissionsfreie Fahrten. Die auch dazu beitragen, die teils deutlich hervortretende Lautstärke in unseren Innenstädten vernehmlich zu reduzieren.
Die Netto-Preise einschließlich Batteriekauf für den e-NV200 Kastenwagen Pro beginnen bei 25.098 Euro, der Kombi in der Comfort-Version ist ab 28.956 Euro Netto zu haben und der Kombi Evalia in der Tekna-Ausführung kostet mindestens 31.776 Euro Netto. Wie beim Leaf kann auch beim e-NV200 die Batterie gemietet werden. Dadurch sinkt der Einstiegspreis der Transporter-Version auf Netto 20.100 Euro. Zur Serienausstattung aller e-NV200-Typen gehören unter anderem eine Bluetooth-Schnittstelle, Automatik-Funktionen für Scheibenwischer und Scheinwerfer sowie ein drahtloses Zugangs- und Startsystem ebenso wie ESP und ein Reifendruck-Kontrollsystem.
Text und Fotos: Ute Kernbach